Darf's noch die Extraportion Peripherie sein?
Bei der ersten Vorstellung der Großen auf der E3 über die XBox-Neuigkeiten stand dieses Jahr ganz viel im Zeichen von Microsofts Controller-losen Steuerung KINECT. Dieses hatte sich zwar im letzten Jahr schon erstaunlich gut verkauft, konnt allerdings die echten Gaming-Nerds auf Grund fehlender Software nicht begeistern. Dem will der Konzern diese Saison wohl mit ziemlicher Gewalt abhelfen. Nahezu jeder präsentierte Blockbuster-Titel musste verpflichtend die Features unterstützen.
Los ging es aber traditionell erstmal mit dem neuem Modern Warfare 3. Wie um zu beweisen, dass man nicht nur einen Film sieht, fiel lustigerweise die Verbindung zum Controller erstmal kurz aus. Gezeigt wurde ein Angriff auf ein U-Boot vor der Küste New York und was als Schleichmission begann wandelte sich innerhalb weniger Minuten in ein Explosionsinferno vom Ausmaß eines Michael-Bay-Films. Also alles wie gehabt. Grafisch sah das Ganze ziemlich gut aus, inhaltlich waren die meisten Aktionen der Soldaten aber ziemlicher Quatsch. Das die sich als “der Welt beste Geschichtenerzähler” bezeichnen ist dann schon ziemlicher Hohn.
Weiter ging’s mit einer Gameplaysequenz des Tomb-Raider-Reboots mit einer jungen Lara Croft. Das Ganze hatte einen fantastischen, stillistischen Look irgendwo zwischen “24” und Waldhorrorfilen. Nur die stimmliche Untermalung der Bewegung der Protagonistin könnte für Einige auf Dauer nervig werden. Ansonsten dürfte der Titel nahezu alle Betrachter überzeugt haben.
Dann ging es aber schon los mit dem großen KINECT-Showcase: Mass Effect 3 wurde mit Spracheingabe für die Gesprächsführung und Kampftaktik gezockt, was aber wie ein nettes Zusatzfeature wirkte. Ubisoft’s Ghost Recon Future Soldier, dass im Übrigen optisch verdammt an MGS 4 erinnert, wird Gestenerkennung und ein detailiertes Waffenmodifikaionsmenü bieten, das ebenfalls mit Sprache und Gesten bedienbar ist.
Etwas zeigte man mit einem neuen Spiel der Frankfurter Crysis-Macher Crytek einen wirklich interessanten Titel, der endlich einmal die KINECT-Steuerung sinnvoll vorraussetzt. In dem Schwertkampfspiel Ryse schnetzelt man sich im alten Rom durch die Gegner. Das wirkte in der Kürze besser als jedes Star-Wars-KINECT-Versprechen. Dieses Spiel mit größtmöglicher Erwartungshaltung wurde später zwar auch noch gezeigt, konnte aber mit Inhalten der neuen Filmtriologie und Railshooter-Gameplay kaum überzeugen. Zudem sah es aus, als ob man dabei nahezu unverletztlich wäre.
Zwar wurde noch das nächste Gears of War 3 gezeigt, das eklig und irgendwie recht hohl rüber kam. Aber spätestens der Rest der Veranstaltung verwandelte sich dann ziemlich schnell in eine echte Kindergeburtstag-Games-Show. Peter Molyneux’ neues Fable-Spiel sah aus wie ein Update des letztjährigen Harry-Potter-KINECT-Spiels, was ja ziemlich mies ankam. Es ging irgendwie um das Ende von Albion. Außerdem präsentierte Tim Schäfer sein neues Game über die Sesamstraße, bei dem fraglich ist, ob sein derber Humor dabei erhalten bleibt. Und, ja, mit KINECT gibt es jetzt sogar die Möglichkeit das nachgebaute Disneyland virtuell zu besuchen. Na, wenn das nichts ist, um die nächste Generation Bildschirmnerds heranzuzüchten. Natürlich gibt es auch neue Versionen der KINECT-Hauptitel KINECT Sports und Dance Central 2. Ersteres mit Sportarten wie Tennis und Snowboard und das Tanzspiel funktioniert nun auch zu zweit.
Wenn es nicht dann noch auch für Nerds noch ein, zwei Sachen gegeben hätte, wäre die Präsentation für Microsoft in der Gaming wohl zu einem ähnlichen Desaster wie letzte Jahr geworden. So sah Forza 4 zum Beispiel grafisch nach einer wirklich Gran-Turismo-Konkurrenz aus. Auch KINECT könnte für Hacker und Bastler noch wirklich spannend werden, da man plant, die Indie-Entwickler, die damit bisher auf dem PC herumspielten auch in die XBox zu bringen. Der Titel dafür ist KINECT Fun Labs. Irgendwie seltsam ist, dass es das erfolgreiche Indie-Klötzchenbau-Vorzeigespiel Minecraft dieses Jahr auch auf der XBox geben wird. Wie das bedient werden soll und ob die Community das mögen bleibt fraglich.
Den Tag gerettet haben dürfte den Microsoftnerds aber die Ankündigung der neuen Halo-Titel. Es wird ein also Halo 1 Remake geben, was nicht überraschend kam, da die Games-Industrie inzwischen fast genauso viele Remakes macht wie Hollywood. Naja, und dann wird (Überraschung, Überraschung!) die Halo-Hauptserie fortgesetzt. Sogar immer noch mit Master Chief. Außer Teaser und Termin für Weihnachten 2012 hatte man da aber nichts zu zeigen.
Bei aller Gewalt mit der Microsoft KINECT zu pushen versucht, wird irgendwie klar, dass zusätzliche Inputgeräte, die nicht schon mit der Konsole wie bei Nintendo kommen, schwierig an den Mann zu bringen sind. Man bekommt den fundierten Eindruck, dass die Hardware sowohl von Gamern, als auch von Casual-Gamern immer noch als Zusatz betrachtet wird. Das schreckt natürlich vom Kauf ab. Und natürlich, wenn die angekündigten Zusatzfunktionen wie Spracherkennung und Konsolen-TV nicht oder erst ewig spät in Deutschland angeboten werden.