Eurogamer Expo 2018 – Gelungene Premiere in Berlin - pixelmonsters.de

Eurogamer Expo 2018 – Gelungene Premiere in Berlin

von ComancheMan,

… gerne wieder hier

Gaming-Messen haben sich insbesondere durch die GamesCom ein ganz eigenes Standing mit eigener Atmosphäre aufgebaut. Nach all den Jahren wachsender Besuchermassen bis zu den gefühlten Kapazitätsgrenzen zusammen mit einer gestiegenen Akzeptanz und gewissen Alterung der Zielgruppe scheint es langsam an der Zeit für etwas Diversifikation im Segment dieser Veranstaltungen zu sein.
Auf den britischen Inseln gab es derweil und gibt es noch schon immer mal kleinere Events mit anderen Konzepten. So ergriffen nun die Veranstalter des britischen Eurogamer Netzwerks die Chance und hielten letztes Wochenende in Berlin die erste deutsche Eurogamer Expo ab.

Das Konzept sollte das Beste von den existierenden Gaming-Events zusammenbringen: erwachsene Inhalte und Games und damit aber kein Einlass für Minderjährige, Community-Support, enger Kontakt mit den eingeladenen Entwicklern vor Ort und vor allem eine viel heimeligere Atmosphäre mit kurzen Wartezeiten.
Dass man zudem auch noch leckere Food-Truck-Stände (eine Idee wie auf der E3), kurze Laufwege und clevere Publikumsinteraktionen wie eSports-Turniere zum Einschreiben mitbrachte, war dann schon fast nur das Sahnehäubchen.

Die große Frage im riesigen Raum der Location war jedoch, ob das so angenommen werden würde und genug Leute so kurz nach der Gamescom kommen würden. Freitag sah es noch nach ziemlicher Leere aus, die andererseits sehr viele Anspiel-Sesssions fast ohne Wartezeiten erlaubte. Doch Samstag wurde gerade so um die Mittagszeit doch schon schnell deutlich, dass ausreichend Leute sich aufraffen konnten. Bei den beliebten Titeln wie Call of Duty Blackops 4 wurden die Wartezeiten dann doch etwas länger, aber alles war noch im Rahmen und kein Vergleich zu den verrückten Ganztages-Warteparties in Köln.
Sollte sich die EGX nächstes Jahr wieder in Berlin einfinden, sollte das Schlangen- und Raumaufteilungskonzept noch weiter optimiert werden, um Umwegen zu vermeiden. Da die Location aber noch viel Platz bot und man ja immer erst beim Start lernen muss, sollte das kein großes Problem sein.
Eine andere Lösung könnte dafür aber auch sein, noch mehr Aussteller zu gewinnen und das Angebot der Titel zu vergrößern. Hier ist jedoch fraglich, ob sich das viele, kleinere Publisher leisten können und wollen, so direkt nach der Großmesse. Nicht jeder kann da immer so dick auffahren wie Sony, die hier fast eine halbe Halle belegten.

Interessanterweise ließen sich viele Indies diese Chance nicht entgehen und zeigten ebenfalls ihre Titel direkt mit den Entwicklern, sogar auch wenn sie schon in Köln dabei waren. Darunter erfreulich viele kleine deutsche Projekte und einige bekannte Gesichter der Szene. Die Indies nahmen in cooler Art und Weise nahezu fast ein Drittel der belegten Anpielflächen ein.

Was für uns die EGX allerdings wirklich herausstellte und in der Form für das Publikum auch recht einzigartig macht, sind die gut kuratierten und moderierten Diskussionspanels, die im Stundentakt auf zwei Bühnen abgehalten wurden. Dort gab es ein gut gemischtes Programm von den Call of Duty Entwicklern, die ihre neuesten Features preisten, über politische und Medienthemen der Branche, zu Live-Podcasts mit historischen Serienanalysen bis zu Legendentreffs. So war z.B. Adventure-Urgestein Charles Cecile vor Ort um über seinen 30-jährigen Werdegang und den der Bathomet’s-Fluch-Reihe zu berichten.

Natürlich war da nicht jedes Panel persönlich relevant für jedermann und man musste auch nicht alle gesehen haben, aber als Unterbrechung, zum Pausieren und zum Vertiefen in Themen waren diese doch sehr gut umgesetzt und bildeten ein unterhaltsames Gegenwicht zum Anspielen der aktuellen Titel.
Ebenfalls vertreten waren zudem wichtige Persönlichkeiten der deutschen Streamer- und Gamer-Medienszene, die man hautnah ansprechen und ohne Stress treffen konnte. In dieser persönlichen Form ist das auch ein Novum für einen solchen Event in Deutschland.

Obwohl wir doch anfangs mit einer leichten Skepsis zum Berliner Gleisdreieck in die Hallen der Station Berlin gefahren sind, hat uns doch das Konzept der Eurogamer Expo 2018 sehr überzeugt. Selten konnte man so persönlich und familiär mit der erwachsenen Gamer-Szene abhängen, entspannen, zocken und fesselnden Diskussionen lauschen.
Genau aus diesem Grund würden wir uns wünschen, dass die Veranstaltung als Erfolg verbucht wird und wieder zurück nach Berlin kommt. Dann kann sie auch gerne noch minimal wachsen und optimiert werden, groß verändern sollte sich ihr Charakter allerdings bitte nicht. Denn die EGX 2018 war eine der angenehmsten Gaming-Treffen an denen wir je teilnehmen dürften.