Schweizer Simulator Transport Fever 3 stellt überarbeitete Wirtschaft und Logistikplanung vor
Oh, was für viele schöne Tycoon-Manager-Spiele gab es doch in den letzten 20 Jahren!
Das besonders in deutschsprachigen Ländern beliebte Genre entwickelt sich immer weiter und hatte gerade in den letzten Jahren einige hochrangige Highlights.
Wo Cities Skylines 2 zuletzt nicht ganz die Erwartungen erfüllen konnte, könnte jetzt die Transport-Fever-Reihe den Ball aufnehmen. Und was einem sofort im neuen dritten Teil reinzieht ist natürlich die stark überarbeitet Grafik, die jetzt wunderschön und sehr realistisch aussieht. Ganz verschiedene Wetterzonen und Tageszeiten können abgebildet werden und der aufwändig simulierte Himmel erlaubt es wunderschöne Postkartenmotive der gebauten Infrastruktur in Szene zu setzen. Natürlich haben sich die Entwickler das zu nutze gemacht und einen sehr detaillierten Fotomodus integriert. Aber das nur am Rande.
Denn natürlich ist Transport Fever 3 hauptsächlich eine Logistik-Tycoon-Managementsimulation. Das mag sich jetzt erstmal eher nach langweiligen Excel-Tabellen und optimierten Kennzahlenoptimierungen anhören, aber auch wenn diese Aspekte vollständig mit integriert und analysierbar sind, so ist das Spiel doch größtenteils sehr intuitiv.
Und dabei spielt erneut die tolle, übersichtliche Grafik und die Darstellung der Karte eine große Rolle. Nicht nur sieht man wie gewohnt an einzelnen Gebäuden direkt per Symbol, was diese benötigen bzw. deren Einwohner, man kann auch durch diverse grafische Overlays Bedarfslücken sichtbar machen und Potenziale entdecken, die nicht ganz so offensichtlich wären. Und auch diese technischen Ansichten sind mit ihrer hübschen neuen Grafik weiterhin genauso toll anzusehen.
In der Gamescom-Präsentation und -Demo ging es aktuell vor allen um die Erklärung des Aufbaus und der Wirtschaftsketten und wie man diese aufbaut. Hier kommen viele neue Aspekte zum Tragen, die es bisher in der Reihe nicht gab. So zum Beispiel hat man jetzt eine Offshore-Industrie im Katalog, die nicht nur Öl produziert und andere Rohstoffe, sondern außerdem Fischerei. Natürlich müssen diese Rohstoffe dann transportiert werden und so bekommen Schiffe eine deutlich größere Rolle in Transport Fever 3.
Und das Spannende dabei ist, dass sich durch die Simulation der Zeiträume von 1900 bis in die 2020er-Jahre sich nicht nur an den Bedürfnissen über die Zeit ständig etwas verändert, sondern natürlich auch an der technischen Infrastruktur und am Fahrzeugangebot. So könnte man theoretisch, sobald diese verfügbar geworden sind, auch Fisch von der Fischerei per Hubschrauber in die Städte bringen, aber ob das effizient ist, ist natürlich eine andere Frage. Denn auch die Kosten spielen bei Transport Fever 3 eine essentielle Rolle. Das gilt nicht nur für den Bau von Straßen, der an sich günstig ist, sondern vor allen Dingen dann, wenn Brücken, Tunnels oder teure Infrastrukturprojekte benötigt werden. Auch bei Fahrzeugen kann es durchaus sein, dass man lieber ein paar Jahre mehr ein veraltetes Modell im Pool vorhält, wenn dieses vielleicht mit besonderen Ladungseigenschaften gegenüber modernen Vehikeln punkten kann.
In den völlig neu überarbeiten Cargo-Mechaniken und Industriesystemen, konnten wir uns vor allen Dingen die Fahrzeugroutenplanung, den Fahrzeugeinsatz, den Bau von Depots (da gibt es verschiedene Typen!) und das Verbinden dieser Elemente anschauen. So wurde in einem einfachen Beispiel z.B. eine Brauerei mit Sand für Glas und Rohstoffen wie Getreide versorgt, in einem anderen Beispiel ging es einfach darum, Fisch in eine Fischfabrik zu bringen. Auch das ist jetzt nicht einfach: es braucht ca. 10 bis 15 Klicks, bevor man alle Elemente dieser Kette zusammengeführt hat.
Das ist durchaus spannend, zeigt aber nur einen ganz speziellen Aspekt des Spiels. Zwischenzeitlich kam schon etwas die Frage auf, warum man sich nun ausgerechnet für die große Messe auf diesen eher nerdigen, trockenen Teil konzentriert hat. Aber vielleicht ist es für mich als Neuling in der Reihe einfach eine Logik, dass ich das noch nicht ganz durchblicke. Denn tatsächlicher Transport Fever 3 auch noch ganz viel mehr zu bieten. Ein ganz wichtiger Aspekt, der mich natürlich viel mehr noch interessiert hätte, wäre der Personentransport. Leider konnten wir den noch nicht anspielen. Im Spielverlauf soll dieser mindestens genauso wichtig sein, da auch die Arbeiter zu ihren Arbeitsplätzen transportiert werden müssen, allerdings steht hier der wirtschaftliche Aspekt mehr im Hintergrund. Bei den Personentransport ist es wohl so, dass sich das erst deutlich später rechnet und somit die Amortisation eher viel, viel langsamer Eintritt. Sicherlich ist das auf so einem Messetermin nicht so schnell zu zeigen. Aber uns wurde zumindest versichert, dass jetzt anders als in anderen Spielen, jeder einzelne Einwohner durchgehend simuliert wird und das ist schon mal krass.
Was relevant zu wissen ist, bei Transport Fever sind die Karten in sich abgeschlossen. Das heißt, aktuell sind keine Importe und Exporte über die Landesgrenzen der Region hinaus angedacht. Dafür sind die Karten aber auch ganz schön riesig. Bereits zu Beginn verfügen sie über mehrere kleineren Siedlungen, die dann später zu Metropolen anwachsen können, wenn die Verkehrsinfrastruktur passt. Hierbei geht es auch in gewisser Hinsicht um den Einklang mit der Natur, darum die Räume zwischen den Städten sauber zu planen. Denn auch Verschmutzung sollte später eine Rolle spielen.
Bei den Karten gibt es inzwischen ganze vier Biome, die sich unterschiedlich für verschiedene Industrien eignen. Darunter sind sogar solche wie subarktische und subtropische Umgebungen. Die Karten werden bei Beginn einer Partie im Rahmen gewisser Vorgaben zufällig prozedural generiert. Das Spannende ist aber, dass man mit dem Editor selbst diese Vorgaben auch noch mal ganz wild anpassen kann um z.B. eine Umgebung zu simulieren, die es in der realen Welt nicht geben würde. Und zusätzlich kann man anhand von echten Satelliten-Heatmaps sogar reale Landstriche importieren und im Spiel simulieren lassen. Ihr wollt Brandenburgs Transportinfrastruktur besser ausstatten. Hier ist eure Chance!
Fahrzeugliebhaber kommen natürlich auch wieder auf ihre Kosten. Man hat über 250 realer Vorlagen detailgetreu in die Welt übersetzt. Unter anderem sogar auch aus exotischen Regionen wie dem Ostblock.
Wir gucken uns ja nicht häufig Simulationen auf der Messe an, aber Transport Fever 3 sticht hier wirklich heraus und dass nicht nur wegen seiner tollen Grafik. Schon lange haben wir mal wieder nach einer Simulation gesucht, die auch den Personentransport berücksichtigt. Transport Fever 3 bietet natürlich so viel mehr und die Komplexität der Lieferketten dürfte einige Simulator-Nerdherzen höherschlagen lassen.
Vielleicht ist das sogar das Spiel, das in dem Bereich Lieferketten das Meiste zu bieten hat, was ich bisher jemals gesehen habe. Das mag vielleicht eine Nische sein, aber es gibt ganz sicher dafür sehr, sehr viele Interessenten und durch die tolle Präsentation und die Zugänglichkeit dürfte es dennoch auch viele weitere Leute ansprechen die sich bisher mit der Thematik noch nicht so auseinandersetzen wollten.
Special-Edition-Trailer
