WiiU-HandsOn - pixelmonsters.de

WiiU-HandsOn

von ComancheMan,

Nintendo stellte in Berlin seine neue WiiU vor und zeigte neue Titel wie New Super Mario Bros. U, Nintendo Land, Pikmin 3 und ZombiU. Lest hier unsere Impressionen vom Event.

Der japanische Konsolenriese Nintendo hatte nach der diesjährigen riesigen US-Gamesmesse E3 und seiner überraschenden gamescom-Absage in Köln für einige Irritationen in der deutschen Gamesszene gesorgt. Mit ihrer amerikanischen Produktshow konnten sie in LA zwar unterhalten, wussten aber erwachsene Vielspieler nicht mehr zu überzeugen. Umso wichtiger war es für das Unternehmen auch dem deutschen Markt und der Presse ihr Produktportfolio in einer PR-Tour zu präsentieren.

Bei der Station in Berlin gab es tatsächlich etliches an WiiU-Inhalten zu sehen und auszuprobieren, sowie am Rande auch einige neue 3DS-Titel zu testen. Doch zunächst einmal zur WiiU-Hardware: Die eingesetzten Konsolen waren komischerweise immer noch keine finalen Endverbraucher-Geräte. Höchstwahrscheinlich durften wir das Line-Up auf Entwickler-Varianten austesten. Das macht leichte Bauchschmerzen für einen reibungslosen Release. Grafisch ging der Output des Geräts aber durchaus in Ordnung und schließt endlich mit der Konkurrenz auf. Die meisten Spiele sahen eigentlich ganz hübsch aus, obwohl die Auflösung auf den Großbild-TVs eher nach 720er-Auflösung denn nach FullHD aussah. Das interessantere Feature der WiiU, was auch für Nintendo deutlich im Mittelpunkt steht, dürfte aber der Controller „Wii U GamePad“ mit seinem eingebauten Touchscreen sein. Diese ungewöhnliche Kontrolleinheit wirkt minimal zu groß, hat das Gewicht eines durchschnittlichen Tablets, liegt aber gut in der Hand. Der Touchscreen reagiert ganz gut, besser als man es bei der verbauten Technik hätte erwarten können. Dennoch wurde man schnell zur Benutzung des beigelegten Stiftes angehalten. Das verbaute Display hat geschätzt in etwas die Auflösung der Vorgänger-Wii (Pixel sind schon deutlich erkennbar) und dürfte somit für das anvisierte portable Gaming abseits des TVs ganz brauchbar sein. Konzeptionell ist der spezielle Controller schon eine nette Idee, wird aber nur unter bestimmten Einschränkungen ab und zu mal wirklich sinnvoll sein. Dazu gehört, dass das entsprechende Spiel speziell für die WiiU designt wurde, das Spiel nicht allzu schnell abläuft, sodass man Zeit findet auf den Controller zu schauen und/oder dass das Spiel einen hohen und komplexen Eingabe-Umfang anbietet. Für viele dieser Prämissen gab es bei den gezeigten Spielen positive und negative Beispiele.

Einen erheblichen Anteil der gezeigten WiiU-Software machten allein die verschiedenen Minispiele der Compilation „Nintendo Land“ aus. Ausprobieren konnten wir davon die Multiplayer-Games „Luigi's Ghost Mansion“ und „Animal Crossing: Sweet Day“. In Ersterem jagt man mit Taschenlampen nach Geistern in einem Pacman-ähnlichen Level und im Anderen musste man Süßigkeiten einsammeln ohne gefangen zu werden. Der Spieler mit dem Wii U GamePad spielte dabei gegen alle anderen an ihren herkömmlichen WiiMotes. Beides waren tatsächlich nette Partyspielchen, die man allerdings wirklich immer nur in der Gruppe starten wird. Ebenfalls aus Nintendo-Familien-Line-Up probierten wir noch New Super Mario Bros. U dessen klassisches Jump’n’Run-Gameplay mit dem WiiU-Touchscreen dadurch erweitert wird, dass ein „Helfer“ per Tippen zusätzliche Plattformen erzeugen kann. Dieser sinnvolle Einsatz des GamePad ist gut gelöst und unterstützt das altbewährt gute Gameplay.

Wii U GamePad Virtual Tour

Der für die Kernzielgruppe interessanteste Teil der Marketing-Präsentation dürften aber wohl die gezeigten sogenannten Core-Games gewesen sein. „Pikmin 3“ sah dabei wirklich hübsch und schön scharf aus und wird bestimmt auch gut, für einen richtigen Gameplay-Eindruck hat es leider nicht gereicht. Ebenfalls relativ kryptisch wirkte das Prinzip von „Project P-100“, dem Projekt ehemaliger Capcom-Veteranen. In dem sog. „mass-hero action“-Game tritt man mit einer Gruppe Superhelden gegen Aliens an. Die Helden werden Pikmin-ähnlich über das Pad gesteuert und per Screen zu verschiedenen Waffen zusammentransformiert. Sehr japanisch wirkte das. Überraschend wurde auch eine WiiU-Version des ultrabrutalen Ninja-Schnetzlers „Ninja Gaiden 3“ gezeigt, die wenig zu Nintendos Familienschiene passte. Die Umsetzung stand grafisch den Konkurrenzkonsolen in nichts nach, machte allerdings auch klar, wie sinnlos der Touchscreen im falschen Spiel sein kann. Die dort angebotenen Zusatz-Moves konnten von mir keines Blickes gewürdigt werden angesichts der Action auf dem Hauptscreen. Im Gegensatz dazu wurde das Pad im komplexen „Batman: Arkham Asylum“ erwartungsgemäß umfassend eingebunden, hauptsächlich für den Detektiv-Scan-Modus und zum Hacken. Hier wurde komplexes Gameplay passend auf einen komplexen Controller umgesetzt. Der normalerweise fantastisch aussehende Titel war auch auf der WiiU mit minimalen sichtbaren Abstrichen noch erstaunlich hübsch, ruckelte jedoch auch mal etwas. Das als Systemseller für Core-Gamer positionierte „ZombieU“ sah hingegen deutlich schlechter aus: pixelig und stillos. Wichtig ist jedoch, dass es anscheinend doch nicht der befürchtete Rail-Shooter werden wird, freie Bewegung in den Räumen war durchaus möglich, wenn auch vermutlich relativ linear. Das Gameplay sah ansonsten sehr langsam, fast schleichig aus und die Touch-Features schienen jetzt doch nicht so unheimlich im Vordergrund zu stehen wie es auf der E3 suggeriert wurde.

New Super Mario Bros. U - E3 Trailer

An der 3DS-Front waren dann noch „Luigi's Mansion: Dark Moon“, „New Super Mario Bros. 2” und „Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate” zu zocken. Während die ersten beiden Titel kaum Neues versprachen, war letzteres für mich die heimliche Überraschung des Events. Endlich einmal hat Konami es geschafft, das klassische Sidescrolling-, raumbasierte Gameplay mit schicker 3D-Grafik zu vereinen, die dem Stil des letzten Heimkonsolen-Titels entspricht. Das hätte ich mir so eigentlich schon auf der Vorgänger-Plattform gewünscht. Das Ganze ist passend brachial inszeniert und schön knackig schwer zu spielen. Der Titel hat mir richtig gut gefallen und ist mit das Beste was ich bisher auf dem 3DS gesehen habe!

Abschließend bot die Nintendo-Tour einen guten Einblick in Nintendos neueste, etwas verrückte Konsole und die ersten Titel dafür. Die WiiU kann man wohl als eine Art Brückentechnologie für die nächsten 3-4 Jahre betrachten, die aber definitiv nächstes Jahr von der nächsten Generation der Konkurrenz wieder deklassiert werden wird. Denn derzeit reicht die WiiU technisch gerade einmal an die in den letzten Zügen liegende aktuelle Generation heran. Da der Mehrwert mit dem ungewöhnlichen Kontrollschema TouchPad, abgesehen vom Familienmarkt vielleicht, gegenüber Xbox 360 und Playstation derzeit noch zu gering ist, kann es Nintendo wahrscheinlich einmal wieder nur über den Preis der WiiU richten. Falls dieser über 250€ liegen sollte, wäre das ein Fehler, der hoffentlich nicht schon wieder das frühe Aus einer ihrer Konsolen bedeutet. Unterhalb davon sollte es wahrscheinlich gelingen endlich wieder alle Nintendo-Fans aller Zielgruppen auf einem Gerät zu vereinen, wenn auch grafisch auf nicht wirklich wegweisendem Niveau.