Das Absurde an Hotline Miami ist jedoch, dass es der Entwickler schafft, dem Spieler schon nach wenigen Minuten Spaß an der ganzen Gewaltorgie und der Geschwindigkeit zu vermitteln. Die Action und das Gameplay sind derart schnell und oftmals handelt man einfach nur noch intuitiv um zu überleben. Wenn man dann einmal einen Fehler begeht und einen Gegner verfehlt, kann man die Passage im Prinzip sofort neu starten. Denn in Hotline Miami sterbt ihr genauso schnell ihr tötet. Das Interessante daran ist, dass der Entwickler Dennaton Games nach dem Ableben kein Tempo aus dem Spiel herausnimmt sondern den Spieler immer und immer wieder dazu pusht das Level neu zu starten bis man die Stage endlich geklärt hat. Hotline Miami ist sozusagen das “Super Meat Boy” der Top-Down-Shooter.
Durch das schnelle Gameplay und der Tatsache, dass es in dem Spiel so gut wie keine Pause gibt, wirkt Hotline Miami überaus schnell und bisweilen exzessiv. Ich hatte das Gefühl, dass ich wie im Rausch durch die Level gleite. Irgenwann nach Stunden des Spielens verschwimmt immer mehr die Wahrnehmung zwischen der Realität und dem Morden.
“Rausch” ist ein gutes Stichwort. Der Shooter steuert sich nämlich derart schnell, dass man sich schnell wie auf einem Trip befindet. Wenn Ihr dann noch den treibenden Soundtrack lautstark dazu hört und sich die Sicht auf dem Monitor dazu leicht verzerrt, die Farben psychedelisch werden und Streamlines über den Bildschirm flattern, wirkt das Spiel wie ein langer LSD-Trip.
In gewisser Weise bedient Hotline Miami ähnlich wie die Romanvorlage „American Psycho“ von Bret Easton Ellis die unterschiedlichsten Gewaltfantasien des Lesers / Betrachters und dieser wird in einen nimmer endenden Strudel voller Gewalt katapultiert. Das Gute daran ist, dass es der Entwickler sogar schafft, dass sich der Betrachter mit seinen virtuellen “Morden” auseinander setzen muss. Nach getaner “Arbeit” begebt Ihr euch zu eurem Auto zurück und es fühlt sich zynisch und seltsam an, durch die ganzen Blutlachen und Leichenberge zu laufen und sein Werk noch einmal zu betrachten.
Versteckspiel hinter den Identitäten
Im Verlauf des Spiels kann man immer mehr Masken freischalten. Die Masken verbergen nicht nur Eure Identität sondern verleihen Euch unterschiedliche Fähigkeiten. Mit der Maske Ted greifen Euch zum Beispiel keine Hunde mehr an und mit der Maske Tony könnt ihr Eure Gegenspieler schneller exekutieren. Insgesamt könnt Ihr bis zu 26 unterschiedliche Masken im Verlauf der 19 Kapitel langen Geschichte freischalten.
Für jeden erfolgreichen “Kill” und Aktion erhaltet Ihr im Spiel Punkte für Euren Highscore. Schnell aufeinanderfolgende “Kills” werden sogar mit einem Multiplikator belohnt. Nach jedem Kapitel werden die Punkte zu einem Highscore zusammengerechnet und je höher Eure Endpunktzahl ausfällt um so mehr Waffen und Masken werden für Euch freigeschaltet. Der Spieler hat im Verlauf von Hotline Miami folglich immer mehr Zugriff auf die unterschiedlichsten Waffen. Zu Beginn schlagt Ihr Euch noch mit einem Baseball- und Golfschläger durch die Gegner. Später kommen andere Feuerwaffen, Stichwaffen, Katana’s und Glasflaschen hinzu.
Nach jedem Gemetzel fahrt Ihr unter stylischer Mucke zu Euren Appartement oder in die Stadt und erlebt etwas “Normales”. Ihr geht in die Videothek oder holt Euch eine Pizza. Diese Idylle wird schon bald durch surreale Passagen durchbrochen nachdem Euch Mord und Gewaltfantasien in die Realität verfolgen. Das Spiel gaukelt Euch damit eine heile “Realität” vor. Diese “Realität” verschwimmt jedoch und man weiß nicht so recht was Wirklichkeit und was Spiel ist.