Pokémon X/Y Review: Aller Anfang ist nicht gleich - pixelmonsters.de

Aller Anfang ist nicht gleich
von Aleks Danilov, 28. November 2013

V

erdammt ist das lange her. Damals 1999, als die ersten Pokémon Spiele erschienen. Wer hat nicht darauf gewartet seine geliebten Taschen-Monster endlich selber spielen zu können, denn wir alle kannten die RTL2 Serie und deren kuriose kleinen Tierwesen? Doch Zeit vergeht und vieles ändert sich, doch die Pokémon Serie blieb sich eine lange Zeit treu und bis auf einige kleine Spin-Offs hat es fünfzehn Jahre, vom japanischen Erscheinungsdatum gezählt, gedauert, bis das Pokémon Universum in die dritte Dimension geschickt wurde. Ob Game Freak hier den lang ersehnten Traum vieler Fans erfüllt, könnt ihr in den folgenden Zeilen lesen, aber eins muss vorher gesagt sein: Masse heißt nicht immer Klasse.

Wie jedes Pokémon Spiel fängt die Geschichte bei euch zu Hause an in der Stadt Escissia. Hier wohnen du, deine Freunde und natürlich der Professor, welcher dir dein Start Pokémon überreicht. Klassisch hat man die Wahl zwischen einem Feuer, Wasser und Grass Typ Pokémon welche in X / Y durch Fynx dem Feuerfuchs, Froxy dem Frosch und Igamaro den Igel repräsentiert werden. Etwas untypisch für die Pokémon Serie ist jedoch, dass man sein Pokémon nicht in der Anfangsstadt erhält, sondern in einem nahe gelegenen Dorf, was nichts Schlechtes ist, sondern nur die Erwartung eines alten Kenner der Serie unterläuft.

Nach dem Erhalten der putzigen Tierchen geht es auf in die große und schön gestaltete Welt von Kalos, welche nach dem Ebenbild von Frankreich modelliert wurde und im 3D Modus des Handhelds besonders zum Scheinen kommt. Die Kamera schwenkt dabei cineastisch je nach Umgebung mal hinter den Charakter, schwingt mit um die Ecke oder bleibt klassisch oben in der Vogelperspektive.

Doch was wäre eine Welt in Pokémon ohne die Pokémon selber und davon gibt es einige in Kalos, so viele dass ein Pokédex nicht ausreicht.


Zuviel des guten

Siebenhundertachtzehn! 718 Pokémon gibt es in den beiden Version X und Y zu fangen. Eine ganze Menge, wenn nicht sogar zu viel. Man merkt, dass den Designern langsam die Ideen für neue Kreaturen ausgehen. Hatte man bei den letzten Generationen noch liebevoll gestaltete Wesen, welche Tieren nachempfunden waren, wirken manche Pokémon nun etwas lieblos zusammen gebastelt. Nach dem Motto: nimm einen Gegenstand und verpasse diesen eine Grimasse.

Diese Masse an Pokémon spiegelt sich im Spielfluss wieder. Während man in den alten Editionen zu Spielbeginn nur einige Arten zum Fangen finden konnte, hat man in X und Y vom Start an die Möglichkeit sein Team mit verschiedenen Typen von Pokémon aufzustocken. Zudem hat sich das Terrain der Pokémon ausgeweitet. In den vorherigen Spielen gab es das ikonische „hohe Grass“, seichte Gewässer und Höhlen; neu dazugekommen sind Blumenwiesen, bröcklige Felsen und spontane Begegnungen mit den Pokémon von den Decken in Höhlen. Also ganz viele Möglichkeiten auf eines der Wesen zu treffen. Jedoch ist die Anzahl an Begegnungen so hoch, dass es sich mittlerweile so anfühlt, als ob man nicht einfach von A nach B kommt, ohne mindestens zehnmal in einen Kampf zu verfallen. Was nicht so schlimm wäre, da die Option zur Fluch immer besteht, aber bis die Animationen, welche den Kampf einleiten und die ersten Texte angezeigt wurden, vergehen gerne mal bis zu zehn Sekunden, erst dann bekommt man das Menü angezeigt, wo man die Flucht einleiten kann.

Schöne atmosphärische Welt

Davon abgesehen ist das Bereisen der Welt sehr flott. Relativ schnell erhält man seine Inline-Skates, welche die Bewegungsgeschwindigkeit verdreifachen. So hat man keine Probleme sich in Kalos fortzubewegen und die schönen Städte zu begutachten. Jede Stadt verfügt über ihre Besonderheiten, welche oft erst nach dem zweiten oder dritten Besuch erledigt werden können. Dank der erwähnten Skates und den mehreren alternativen Wege zwischen den Gemeinden, erweist sich die Fortbewegung zwischen diesen als recht angenehm.

Ähnlich wie im Originalen Frankreich, beziehungsweise Paris, ist die Welt von Kalos durch Cafés, Hotels und Luxus Shops geprägt. Alle Städte werden in 3D dargestellt jedoch erfährt man von der 3D Tiefe, im 3D Modus des Nintendo Handhelds, eher weniger – was aber wohl an der Kinderfreundlichkeit liegt, um die Augen nicht allzu sehr zu strapazieren. Schade ist es dennoch, da hätte man noch einiges machen können für einen schönen tiefen Effekt.

In den erwähnten Luxus Shops könnt ihr euch und eure Pokémon mit Items ausstatten. Den eines der Features von Pokémon X / Y ist, das euer Avatar verschiedene Kleidung anlegen kann, um sein Aussehen anzupassen. Dadurch wirkt jeder Charakter den man im Online Kampf trifft individuell und nicht langweilig.

Die Atmosphäre im Spiel wird auch unterstützt durch Kleinigkeiten wie einen sanften Tag-Nacht-Wechsel, begleitet von passenden Schattenanimationen und neuen Soundtracks, welche besonders beim Spielen mit Kopfhörern gut zum Vorschein kommen. Ein Gimmick fand ich besonders schön: Wenn man mit kleinen Kindern redet, hockt sich euer Avatar in die Knie um auf Augenhöhe mit dem Kind zu sein.

Das neue Grafik-Update bringt etwas mehr Bewegungsfreiheit. Anstatt nur in vier verschiedene Richtungen laufen zu können, erweitert man die Bewegung nun auch auf diagonale Richtungen. Der Wechsel zwischen den Inlineskates und dem normalen Laufen erfolgt automatisch. Für die Inliner benutzt man den Analogstick des 3DS. Benutzt ihr aber spontan das Digitalkreuz, lauft ihr normal auf Schuhen weiter. Man merkt aber, dass die freie Bewegung sich nicht mit dem recht eckigen Design der Welt vereint. So passiert es doch recht oft, dass man an Biegungen mit den Inlineskates hängen bleibt.

Le Ton macht la musique!

Wie bereits erwähnt wurden dem Soundtrack neue Songs hinzugefügt. Von der Gitarre bis zum Horn findet man eine Variation an Instrumenten welche die in der Region spezifischen Melodien sehr individuell gestalten. An so manchen Orten hat der Soundtrack auch den ein oder anderen mysteriösen Track auf der Platte, gerade diese fand ich sehr angenehm beim Hören.

Doch was wären die Pokémon ohne ihre eigenen Laute? Angemalte Zootiere! Nein ehrlich, für den Release von Pokémon X / Y haben die Entwickler die Stimmen aller Pokémon neu eingespielt. Ja, alle 718 Töne. Sollte man also ein unglaublicher Fan sein und alle Geräusche in und auswendig können, wird man dieses Mal sich auf eine schöne Überraschung freuen können.

Auf in den Kampf

Wie ein Samurai bewährt sich Pokémon auf alten Kampftraditionen. Das alt bewährte Stein-Schere-Papier Prinzip bleibt sich treu und erweitert die möglichen Pokémon-Typen auf „Feen“. Vertreter dieses neuen Typs sind beispielsweise Feelinara und Guardevoir. Weiterhin können eure Begleiter nur vier verschiedene Attacken beherrschen und ihr könnt auch wie früher nur sechs eurer Schützlinge mit euch tragen um im Kampf zu bestehen. Nach einem gewonnenen Kampf gibt es Erfahrungspunkte, diese erhöhen die Stufe eurer Pokémon und erhöhen dadurch die Attribute wie Stärke oder Geschwindigkeit.

Komplett auf Neuerungen kann man aber nicht verzichten und so gibt es zwei neue Kampfarten im Spiel: Luftkämpfe und Horden. Bei Horden, wie der Name es ahnen lässt, kämpft man nicht gegen ein wildes Pokémon, sondern gegen mehrere wilde Tierchen gleichzeitig, bis zu fünf um genau zu sein. Sollte man eine Horde treffen sollte man ein Pokémon dabei haben welches mehrere Ziele gleichzeitig treffen kann, denn sonst kann es schnell gefährlich werden. Bei Luftkämpfen handelt es sich um Trainerkämpfe, welche ausnahmslos in der Luft ausgetragen werden. Haltet eure Flug-Typ Pokémon also bereit.

Eines der großen Highlights der neuen Edition ist wohl die Mega-Entwicklung und das 3D Kampfsystem. Bei den Mega-Entwicklungen handelt es sich um eine temporäre Weiterentwicklung bestimmter Pokémon, die nur im Kampf aktiviert werden kann und nach diesem auch wieder sich zurücksetzt. Um solch eine durchzuführen, muss man einiges an Arbeit investieren, um mit der Mega-Entwicklung belohnt zu werden. Als Erstes müsst ihr ein Pokémon besitzen, welches diesen besonderen Modus aktivieren kann. Mewtwo ist zum Beispiel eines. Dieses muss außerdem eine besonders hohe Zuneigung zu euch, dem Trainer, haben. Ihr müsst das Pokémon mit einem Mega-Stein ausrüsten und selber einen Mega-Ring besitzen. Beides könnt ihr während der Haupt-Storyline erhalten. Habt ihr alle Anforderungen erfüllt, könnt im Kampf die Entwicklung starten und nach dieser direkt, zum Beispiel mit der einzigartigen Fähigkeit der Entwicklung, einen Angriff starten. Das klingt alles sehr gut, nur ist es momentan bei nur 26 Pokémon diese besondere Entwicklung möglich und bei manchen ist diese je nach Spiel-Edition (X oder Y) anders.

Der neu gestaltete Kampfmodus ist nun komplett in 3D. Alle eure Pokémon sind animiert und jeder Angriff hat eine andere Bewegung und einen anderen Effekt. Jeder, der das Spiel zum ersten Mal im Kampf sehen wird, wird einfach nicht drumrum kommen den 3D-Regler des Nintendo 3DS hoch zuschieben. Die Kampfareale passen sich immer an die aktuelle Umgebung im Spiel an. Durch bestimmte Spezialangriffe kann diese auch zerstört werden, was den Hintergrund noch glaubhafter erscheinen lässt. Bei den ganzen Animationen und Effekten geht der 3DS auch das ein oder andere Mal in die Knie und man bemerkt Frame-Drops, sprich das Spiel ruckelt manchmal.

Soziale Kompetenzen

Neben den ganzen generellen Features, welche ein normales Pokémon Spiel mit sich bringt, nutzt "Pokémon X und Y" den Toucscreen des 3DS für einige Besonderheiten. Nach Erhalt des ersten Pokémon stehen euch die Features Super-Training, PokémonAmi und das PSS(Player Search System) auf dem unteren 3DS Bildschirm zur Verfügung.
Das Super-Training bietet euch eine neue Möglichkeit, eure Begleiter zu trainieren und deren Basiswerte zu verbessern. Es gibt beim Trainieren auch Preise in Form von Sandsäcken, welche euren Pokémon angelegt werden können und diese so automatisch ihre Werte beim Spielen etwas verbessern.

PokémonAmi bedeutet so viel wie Pokémon Freunde (Ami = Freund auf Französisch). Hier könnt ihr die Zuneigung zu euren Pokémon verbessern. Ihr könnt sie streicheln und mit Bonbons füttern. Mehr Snacks gibt es im Verlauf des Spieles und bei Mini-Games. Wird euer Pokémon zugänglicher schaltet ihr Geschenke frei. Noch mehr Geschenke könnt ihr finden, wenn ihr Süßigkeiten verwendet, um fremde oder sogar wilde Pokémon anzulocken und diese dann füttert.

Als Letztes haben wir das Player Search System probiert, welches das wohl alles beinhaltet was man von Interaktionen mit anderen Spielern erwartet. Direkt auf dem Schirm seht ihr alle eure 3DS Freunde, die auch Pokémon spielen, zufällige Bekanntschaften, die man beim Tauschen macht oder einfach nur zufällige Spieler. So könnt ihr schnell einen Freund zum Duell herausfordern oder zum Tauschen einladen. Geht man eine Stufe tiefer im Menü des PSS findet man noch die TauschStation zum Tauschen von Pokémon mit Spielern auf der ganzen Welt, den Wundertausch, bei welchem man mehr oder weniger einen zufälligen Tausch macht und das Spielsynchro mit dem man sein Spiel mit dem Pokémon Global Link verbinden kann. Wer dieses nicht kennt: Pokémon Global Link ist eine Companion App im Internet, welche euren Spielstand checkt und euch mit Poké-Meilen belohnt, welche wiederum durch das Laufen im Spiel erworben werden können. Durch diese ganzen sozialen Apps hat Nintendo ein eigenes kleines soziales Netzwerk geschaffen welches nun Pokémon Spielern ermöglicht sich gegenseitig zu helfen.

Pokémon X/Y

Entwickler Game Freak
Publisher Nintendo
Genre Taktik-Rollenspiel
dt. Version gekürzt nein
Release 12.10.2013
System
Nintendo 3DS
Fazit von Aleks

Als waschechter Fan, welcher für den Endcontent spielt nur um sich nur mit anderen zu duellieren, wird mehr als genug zu tun haben. Bei 718 verschiedenen Pokémon und den neuen Tricks wie den Mega-Evolutionen hat Game Freak mehr als genug neue Tiefe und Variation in das Kampfsystem gepackt. Als normaler Pokémon-Spieler oder gar jemand der neu zu der Serie hinzustößt, könnte man genau selbiges System als langweilig oder altbacken empfinden, den oft hat man das Gefühl, dass bestimmte Situationen zu einfach sind und dass das Verwenden von einem einzigen Angriff immer funktioniert. Manche Trainerkämpfe wirken hingegen zu schwer und man wird permanent besiegt. Die neuen Pokémon hätten nicht unbedingt hinzugefügt werden müssen und es wirkt als ob man zwangsweise neuen Content liefern wollte und den Entwicklern die Ideen für neue Kreaturen ausgegangen sind. Im Großen und Ganzen kann man aber klar sagen, dass der Umstieg in die dritte Dimension gelungen ist. Die Grafik wirkt auf dem 3DS wirklich schön und die Welt atmosphärisch.

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