A MAZE. 2025 - Indies übernehmen den Kunstuntergrund - pixelmonsters.de

A MAZE. 2025 - Indies übernehmen den Kunstuntergrund

von ComancheMan,

Schwer zu erstehen, gut für die Seele

In der langsam größer werdenden Gruppe deutscher Gaming-Events, auch sogar zuletzt in Berlin, stellt die A MAZE. mit ihrer seit 14 Jahren bestehenden Veranstaltung eine ganz besondere Variante dar. Auch wenn dieser Autor davon nur die letzten drei Ausführungen kennt, hatte ich aber in den letzten Jahren ziemlich viel Spaß damit.
Das Besondere an der A MAZE. ist vor allem die Darstellung der alternativen Gaming-Szene und die Kuration, die es fast immer schafft eine spannende Selektion aus nicht nur klassischen Indie-Titeln, Gaming-Experimenten, verrückten Versuchen und interaktiven Kunstinstallationen in einem spannenden Mix am Berliner Festivalgelände zusammenzubringen.

Viel des Ersteindrucks dieses vielseitigen Events ergibt sich auch aus den besonderen Räumlichkeiten des teils unterirdischen Kunstraums Silent Green im Berliner Wedding. Mit seiner verwinkelten Architektur ermöglicht er besondere Eindrücke. In diesem Jahr zeigte sich beim Erkunden der Räumlichkeiten gleich, dass anscheinend noch mehr auf klassische Indie-Game-Ansätze denn als auf extraordinäre großräumige Kunstexperimente gesetzt wurde. Dadurch erhält die A MAZE. eine ganz andere Ausrichtung, die auch für Casual-Abendbesucher einen anderen Ansatz darstellt. Nur noch wenige Ausstellungselemente luden zum spontanen Multiplayer-Zocken mit total verrückten Eingabemechaniken ein. Dafür gab es umso mehr klassische bildschirmbasierte Spiele mit typischen Eingaben, die beim genaueren Hinsehen allerdings doch auch ihre eigenen, spannenden Besonderheiten aufwiesen oder gar eine künstlerische Message aufwiesen. Natürlich muss auch dieses Jahr die Frage nach dem Schwerpunkt erneut gestellt werden. Es ist nur fair, wenn man diesen variiert und sich dieses Jahr auf die Games-Demos fokussiert und diese in den Mittelpunkt stellt. Da es aber in dem Aspekt bereits viel Konkurrenzveranstaltungen gibt, darf man sich die Frage stellen, ob das der A MAZE. langfristig guttun wird, weniger ihres alten Alleinstellungsmerkmals zu zeigen.

Nichtsdestotrotz gab es in den noch etwas verwickelteren abgelegenen Räumlichkeiten und vor allem auf der späteren, gewohnt knallenden Party doch auch viel vom alten A MAZE. Angebot Inklusive interaktiver Ausstellungsstücke, bei denen man sich wieder fragt, wie man sie bedient und was der Sinn und Zweck der Kunstobjekte eigentlich war. Aber vielleicht ist ja genau das, was die A MAZE. eigentlich auszeichnet, dass sie nicht greifbar ist, dass sie einen mit ihrem Angebot vielleicht auch mal überfordert oder verwirrt, man sich aber dennoch trotzdem sich damit auseinandersetzen möchte und letztlich eigentlich auch immer Kleinode entdeckt, die einen herausfordern und den Begriff Gaming und die eigenen Horizonte diesbezüglich erweitern. Auch das ist dieses Jahr wieder gut gelungen.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Kurz vorm Gehen setzte ich mich doch an Crossing Lines, ein zugegebenermaßen extrem simpel aussehendes und zu bedienendes Spiel, dass dann allerdings durch die emotionale Tiefe seiner Erzählung nachhaltig Eindruck hinterließ. Dabei handelt es sich um ein einfach zu spielendes Driving-Textadventure, das sich mit dem politisch aufgeladenen Thema der Abtreibungspolitik in den USA aus der Perspektive der Betroffenen auseinandersetzt.
Natürlich gab es nicht nur solche Highlights, sondern auch lustige Gruppeninstallation, in denen man beispielsweise auf humorvolle und mit süßen Tieren animierte Art die Herausforderungen eines der Natur ausgesetzten Städtekonzils mit Gruppendynamik erfahren konnte („Tide Breakers“). Oder es gab eine meditative First-Person-Erfahrung, die moderne Wege der historischen Ausstellungs-Kommunikation erforscht. Dabei wurde ein Lehrraum in einer klassischen 3D-Spielumgebung eröffnet und der Fokus lag auf der Geschichte der Gaming-Kultur und ihren Fanzines („individualism in the dead-internet age: an anti-big tech asset flip shovelware r̶a̶n̶t̶ manifesto“).

Von solchen Ansätzen kann sich die Museumsbranche sicherlich noch etwas abschauen. Außerdem gab es noch total verrückte, Retrocharme-behaftete Minigames, die mal ekelig, mal absurd, mal lustig, mal herausfordernd oder mal spannend waren.
Neben dem Ausstellungsraum gab es bei der A MAZE aber auch den ganz großen anderen Teil des Ortes mit den Awards und ihrer Show, die einen Großteil der anwesenden Szene immer wieder in ihren Bann zog. Der Gewinnerliste nach zu urteilen, haben anscheinend auch die richtigen Titel gewonnen.

Zu guter Letzt gibt es natürlich noch die große klassische Jump’n‘Run-Party, die auch ein wichtiger Teil der A MAZE. ist und im dem abgerockten Industriehaus Panke stattfindet. Hier kommen noch einmal alle Beteiligten zusammen und können sich richtig gehen lassen. Auch hier gibt es noch mal eine kleine Auswahl gut passender, mysteriöser Installationen, die man beim sozialen Zeitvertreib mit steigendem Pegel zu verstehen versuchen kann. Vor allem aber gibt es auf der Bühne das Beste an von DJs gespieltem, speziell für Nerds konzipiertem, experimentellem Techno, der tanzbar bleibt. Hier zeigt sich der wirklich geile Part der A MAZE. in voller Blüte.

Insgesamt kann man wirklich froh darüber sein, dass diese Veranstaltung auch im 14. Jahr noch so stark in Berlin vertreten ist und unterstützt wird, nicht nur durch die Ausstellenden aus aller Welt, sondern auch durch ihre Förderer. An wenigen Tagen im Jahr findet man in Berlin noch solche besonderen, einzigartigen Möglichkeiten und Räume, die nur hier möglich zu sein scheinen und eine Kombination mit einem speziellen Berliner Publikum etwas Besonderes in der Stadt entstehen passieren lassen.

Vielleicht muss sich der Durchschnittsgamer das auch nur einmal ansehen, vielleicht muss selbst der interessierte Indie-Fan auch nicht jedes Jahr bei der A MAZE sein, ber dass es dieses Angebot gibt und es sich beständig weiterentwickelt, ist einfach eine fantastische Sache, von der der Kulturraum Berlin wirklich profitiert.
In jedem Fall hat dieser Autor weiterhin Lust, sich mit seiner Gruppe in der Zukunft mit dem Enigma der A MAZE. zu beschäftigen, und das ist das beste Fazit, das man einer Ausstellungsveranstaltung ausstellen kann.