Computerspielemuseum - Games als Kulturgut - pixelmonsters.de

Computerspielemuseum - Games als Kulturgut

von MartinTschitschke,

In Berlin eröffnet dieses Wochenende das Computerspielemuseum. Dieser zweite Anlauf spricht mit einem kulturhistorischen Ansatz ein inzwischen viel breiteres Publikum an. Doch für den typischen Spieler könnte diese Herangehensweise ziemlich ungewohnt sein.

In Berlin eröffnet dieses Wochenende das Computerspielemuseum. Dieser zweite Anlauf spricht mit einem kulturhistorischen Ansatz ein inzwischen viel breiteres Publikum an. Doch für den typischen Spieler könnte diese Herangehensweise ziemlich ungewohnt sein.

Vor 13 Jahren gab es schon einmal die Idee von Andreas Lange für Computerspiele ein Museum zu eröffnen. Dieser erste Versuch währte drei Jahre und musste dann aus Platzmangel schließen. Das kann kaum verwundern, wenn man weiß, dass das damalige Konzept ziemlich nahe an einem Archiv war. Diese intuitive Idee mag den Gamern damals gefallen haben, aber vor der Playstation war wohl auch noch nicht das breite Masseninteresse zu erwecken, dass die meisten ständigen Ausstellungen zum Bestehen benötigen.

Andreas Lange: Initiator des Computerspielemuseums.

Zehn Jahre nach der Schließung hat sich viel getan: mit der Wii wurden Computerspiele auch für Mutti interessant, wir sind alle älter und (hoffentlich) reifer geworden und Computerspiele werden inzwischen fast allgemein als Kunst- oder wenigsten Kulturgut betrachtet. Auch Andreas Lange konnte in den letzten Jahren mit nichtständigen Ausstellungen sein Konzept von Computerspielen als Ausstellungsstücken verfeinern und schließlich im Berliner Senat interessierte Partner für eine Finanzierung eines ständigen Museums finden. Dieser neue Anlauf verfolgt ein Konzept wie es auch die Hersteller heutzutage denken: Um Menschen für Games zu interessieren, muss man die breite Masse ansprechen. Im musealen Kontext bedeutet das die Präsentation der Kunst und Kultur in Computerspielen. Obwohl das Archiv des Berliner Computerspielemuseums mittlerweile über 16.000 Games umfasst und weiter wachsen wird, wird nur ein kleiner Teil davon auf den 520 m² wirklich gut designter Ausstellungsfläche den Zuschauern präsentiert werden. Natürlich finden sich auch Highlights wie 50 der wichtigsten Konsolen und 50 Meilesteine der Spiele, aber Masse ist nicht die Idee des neuen Museums in den stalinistischen Prachtbauten an der Karl-Marx-Allee. Gezeigt werden vor allem die Entwicklung des Mediums und die auch immer noch aktuellen Kontroversen, die sich damit verbinden. Explizit wird auf Gewaltdiskussionen und Suchtgefahren hingewiesen. Seine dunklen Potenziale kann man gar selbst am Mitspieler an der Painstation ausleben, ein Automat, der Niederlagen im Spiel mit physischen Schmerzen bestraft. Insgesamt gibt es 21 solcher interaktiven Exponate, das Groß der Ausstellung erschließt sich aber klassisch über Texttafeln. Auch wenn das Gamer enttäuschen wird, könnte dieser Weg vielleicht eher geeignet sein, bei Games-fremden Menschen das Interesse für die Thematik zu wecken. Ob der doch eher schwere kulturelle Überbau der Thematik abseits von den Intellektuellenvierteln der Stadt aufgehen wird, wird sich aber erst noch beweisen müssen. In jedem Fall ist das Museum dazu geeignet, der neuesten Generation von Spielern die Anfänge des Mediums nahe zu bringen, indem die heute jungen Väter zeigen können auf welcher Konsole sie begonnen haben. Leider lassen nur wenige dieser Klassiker im Museum selbst ausprobieren, dafür bietet es im Gegenzug auch endlich einen festen Anlaufpunkt zur Rechtfertigung, dass Computerspiele eben nicht nur Spielzeug sind, ob nun Eltern oder den snobistischen Künstlerfreunden gegenüber.

Das Museum ist ab dem 21.01.2011 in der Karl-Marx-Allee 93A geöffnet. Wer sich darüber ärgert die 8€ Eintritt nicht in neue Games investieren zu können, kommt Mi am Zahl-was-Du-willst-Tag.

In unserer Galerie findet Ihr noch weitere Impressionen aus dem Computerspielemuseum: Bildergalerie