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gamescom23: Neuer Horror mit altem Stil - Still Wakes the Deep und Post Trauma

von ComancheMan,

gamescom23: Neuer Horror mit altem Stil -
Still Wakes the Deep und Post Trauma

Mit diversen Indie-Titeln und starken Beiträgen von bekannten Marken wie Resident Evil ist man im Horror-Bereich ja eigentlich schon unheimlich gut bedient. Man könnte der Meinung sein, dass hier wenig Raum für interessante Innovationen besteht. Umso erfreulicher, wenn unbekannte Newcomer auf der Gamescom es schaffen dem Genre doch wieder mal neue Seiten abzugewinnen. Wir haben gleich zwei Vertreter sehen können, die doch eine spannende neue Perspektive boten.

Zuerst war da Still Wakes the Deep, ein narratives Mystery-Game in First-Person-Perspektive. Das Besondere daran war nicht nur die hervorragende Grafik, die fast durchgehend auf einem unheimlich hohen Niveau gezeigt wurde, sondern auch die starke Atmosphäre und Inszenierung, die der Titel mitbringt. Bei der Story konnte man hier wirklich einen der wenigen Titel sehen, der bei Charakteren und Hintergrund auf einem sehr filmischen Niveau angekommen war.
Still Wakes the Deep spielt auf einer realistisch dargestellten schottischen Bohrinsel Ende des Jahres 1990. Der Hauptcharakter muss nicht nur mit persönlichen Problemen klarkommen, sondern vor allen Dingen damit, dass er sich im Verlauf des Spiels allein auf der Plattform sich wiederfindet und beobachtet wie mysteriöse Mächte an der Installation am Werk sind. So streift er über die verwinkelten Gänge und Gangways der stürmischen Plattform, die nach den ersten großen Ereignissen auch nicht mehr in ganz stabiler Form ist und versucht dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Der Spielverlauf gliedert sich in mehrere Abschnitte: im ersten Abschnitt erlebt man mehr da mehr oder minder den normalen Ablauf der Crew auf der Plattform. Dabei werden Witze gerissen und man lernt die Charaktere kennen; interessanterweise alles in starken schottischen Akzent den man sich natürlich untertiteln lassen kann. Im zweiten Abschnitt ist man dann allein und was im dritten Abschnitt passiert wurde noch nicht verraten. Bei Still Wakes the Deep waren wir nicht nur von der den Dialogen und der Inszenierung beeindruckt. Sondern genauso auch von der sehr hohen grafischen Qualität für das kleine Studio, der Gruselfaktor des Leveldesigns und das Sounddesign taten die übrigens dazu hier vielleicht wirklich mal wieder ein echtes Schockerspiel zu bekommen.
Im Horrorgenre gab es lange nichts zu sehen, was uns wirklich mal wieder so reingezogen hat und gefesselt hat. Insofern sicherlich einer der Geheimtipps der kommenden Gruselsaison.

Still Wakes the Deep Trailer

In eine ziemlich andere Richtung ging hingegen der zweite Horrortitel, welcher auch einen gewissen Eindruck hinterließ: Post Trauma. Hier war die Inszenierung ganz im Gegenteil dazu sehr schweigsam, fast sprachlos und auch das Gameplay orientierte sich an alten Klassikern, insbesondere der Silent-Hill-Reihe. Dennoch schafft es das ursprünglich aus einem Hobby-Projekt hervorgegangene Spiel auch in seiner eigenen Art mit sehr detaillierten Grafiken zu beeindrucken, auch wenn diese in gewisser Weise in starken Kontrast zu der eingesetzten, klassisch fixierten Kameraperspektive standen. Womit man sich vielleicht nicht nur Freunde macht war hingegen auch die klassische Panzersteuerung des Spielers und eine heute leicht umständliche Bedienung, die hier vom Spiel verlangt wurde.
Interessanterweise spielt man hier einen mysteriösen halb-japanischen Protagonisten auch wenn uns der Entwickler versicherte, dass das Setting nicht in Japan spielt, sondern in einer abstrakten Fantasywelt. Dieser Protagonist ist auch nicht der klassische Held, sondern ein mittelalter, leicht bauchiger Durchschnittstyp, dem auch mal schnell die Puste ausgeht. Daraus ergibt sich natürlich ein gewisser zusätzlicher Spannungselement. Zwar gibt es auch Kämpfe, diese werden aber eher gemächlich mit Nahkampfwaffen ausgetragen und haben nichts mit denen modernen Resident Evils oder anderer Titel zu tun, das wird man hier nicht finden.
Auch die Rätsel waren so stark abstrakt und klassisch inszeniert, dass wir uns doch damit ziemlich schwergetan haben und oft nicht so direkt auf die Lösung kamen. Selbst der Entwickler konnte nicht immer unbedingt erklären, was er sich dabei jeweils gedacht hatte.
Auch das gespielte Demo-Level war klassischerweise auch wieder einmal in einem Krankenhaus angesiedelt, so dass diverse eklige Momente mit Figuren und Objekten ihr Übriges taten. Das Spiel wird aber durchaus unterschiedliche Szenarien zeigen. Mit Taschenlampe bewaffnet und auch mit begrenztem, umständlichem Inventar wie in früheren Tagen geht es dann durch die einzelnen Räume um nach und nach den kürzesten Weg zu finden und sich Abkürzungen und Ausgänge freizuschalten. Auch wenn man davon noch nicht allzu viel sehen konnte, soll das Spiel später durchaus 7-9 Stunden dauern und damit einen soliden Umfang bieten.

Im direkten Vergleich wirkte Post Trauma sicher noch wesentlich unpolierter und unfertiger. Dennoch wird auch dieses Format bestimmt wieder alte Fans finden können, sofern es sie noch in der ausreichenden Zahl gibt. Insgesamt hat uns aber Still Wakes the Deep noch klar besser gefallen, da die gruselige, immersive Inszenierung total auf unserer Wellenlänge liegt. Nichtsdestotrotz ist es einfach schön zu sehen, dass es aktuell auch noch weitere kreative Entwicklungen in Horrorspielen gibt und man sich nicht nur auf große Marken und etablierte Gameplay-Formate verlässt. Hier können mittelgroße Studios und Indies sicherlich wieder voll glänzen. Wir haben jetzt schon Lust auf einen gruseligen Herbst.

Post Trauma Trailer