GC25: Wholesome Erkundungs-Indies Hela + The Echo of Mora - pixelmonsters.de

GC25: Wholesome Erkundungs-Indies Hela + The Echo of Mora

von MartinTschitschke,

Alle müssen sich mal in einer hübschen Naturwelt verlieren und wieder (virtuelles) Gras anfassen

Auch wenn wir krasse Gaming-Enthusiasten es manchmal nicht wahrhaben wollen: Die Natur kann auch mal ganz wohltuend sein und uns mit ihren Mysterien verzaubern.
Das konnte ich direkt im Anschluss der Gamescom selbst erleben, als es für mich für ein paar Tage in die schwedische Naturlandschaft ging. Herrlich! Aber vorher gab es dafür noch Spiele auf der Messe, die sowas auch boten.

Hela

Unsere nordischen Nachbarn aus Schweden präsentierten uns mit Hela, wie sehr auch dort das Erleben der virtuellen Natur sehr erholsam und entschleunigend wirken kann. Die Macher des einige Jahre alten Jump’n’Run-Hits Unravel, Windup Games, zeigten auf der Gamescom mit Hela ihr neues Werk was ähnlich Richtung gestaltet ist und stark von ihrer nordschwedischen Heimat inspiriert wurde. Dort spielen die kleinen Kinder anscheinend ganz unbekümmert im unendlichen Wald und erleben diesen als riesigen, mysteriösen Spielplatz, was in Deutschland wenig vorstellbar scheint. Dieses unbekümmerte Jugendgefühl versuchen sie nun auch mit ihrem neuen Spiel einzufangen, auch wenn man in diesem übernatürlich fähige Mäuse spielt.
Als eine von vier Mäusen bewegt man sich den Drop-In- und Drop-Out-Koop-Spiel durch die verzaubernde Gegend um das Haus einer alten, gütigen Hexe in einem Dorf. Die Mäuse sind zu ihrer Familie geworden und leider ist sie inzwischen auch recht krank und gebrechlich, so dass ihr diese vieles an Erledigungen abnehmen müssen und ihre guten Taten vielfältig unterstützen müssen.
Ausgestattet mit magischen Rucksäcken, die eine spielerische, sehr flexible Fortbewegung per Lasso, Gleiten und höherem Springen erlauben, macht ihr aus Mäusesicht den riesigen Garten und dessen Umgebung zu eurer Spielwiese. Durch diesen Bewegungsfreiraum werden die vielen kleinen Erledigungen für die Hexe zur spaßigen 3D-Jump’n’Run-Entdeckungsreise. Nahezu jede Oberfläche ist als Maus erklimmbar oder per Superlasso mit Schwingen erreichbar. Sogar beim Tutorial wird den Spielenden kein Stress gemacht und jede Aufgabe kann sowohl als Herausforderung als auch als durch eigenes Entdecken bezwungen werden.
Mit diesen Freiheiten kommt ihr dann regelmäßig zu den Rätseln oder Stellen, die meisten der Zusammenarbeit bedürfen. Das dabei durch die sehr freie Steuerung auch viel durcheinander und schief geht bis man die Herausforderung bewältigt, scheint gewollt zu sein, da dadurch sehr spaßige Slapstick-Momente passieren. Aber nie sind die Herausforderungen übermäßig kompliziert oder unschaffbar. Hela ist für bis zu vier Mäuse angelegt; hat man gerade kein komplettes Set an vier Spielern im Game, kann man sich sehr leicht Geisterklone erstellen, die wichtige Positionen oder Aktivitäten in den Rätselketten besetzten. Das sind oft einfache Aktionen wie auf einem Schalter zu stehen oder ein Kletterseil zu halten.
Hat man die Möglichkeiten der Mäuse verinnerlicht, konnte man sich in der gezeigten Demo an einfachen ersten Missionen versuchen. Gesehen haben wir dabei vor allem ganz leichte Checks an Punkten der Karte, sehr flache Interaktionen mit den Bewohnern der Karte und vor allem simple Sammelmissionen. Denn ein weiterer wichtiger Aspekt im Gameplay bei Hela die magische Tränke brauen und dafür braucht es natürlich Zutaten. Wiederum als Hilfe für die Zauberin ist es das Ziel den Bewohnern des Dorfes mit Gebräuen zu helfen, so z.B. schüchtern und unausgesprochenen Verliebten. In einer riesigen Brauküche sammeln man alles zusammen und muss anhand von mehr und mehr Rezepten die richtigen Abläufe nutzen, damit sich das gewünschte Gebräu ergibt.
Aber selbst ohne das richtige Rezept oder bei Fehler können Ergebnisse erzielt werden, da es einfach sehr viele, auch ähnliche Rezepturen gibt, die auch noch unbekannte Entdeckungen erlauben, falls man nicht ganz daneben liegt und einem das Ganze um die Ohren fliegt. Die Tränke sind zudem auch der Weg zur Fähigkeitserweiterung der Mäuse, die darüber im Verlauf des Spiels neue Skills lernen. Auch hier erlaubt es natürlich der Möglichkeiten vorab zu entdecken.
Technisch sieht Hela vor allem der Darstellung des Nadelwaldes, der Tiercharaktere und der Beleuchtung wunderschön, hübsch, süß und detailliert aus. Menschen gibt es allerdings kaum, wenn sind sie in einer einfacheren, aber passenden Grafik dargestellt. Man muss jedoch auch darauf hinweisen, dass die Demo noch in einer sehr frühen Alphaversion war und viele Animationen und vor allem die Kamera noch nicht immer perfekt funktionierten und etwas Polish benötigen.

Aber wenn die Macher den Zögling noch ein paar Monate im Schwedenwald gedeihen lassen, kann bestimmt aus Hela noch ein ähnlicher Liebhaberhit werden wie Unravel. Aktuell macht auf jeden Fall das Erkunden der Natur schon tierisch Spaß und Koop-Gameplay funktioniert auch mit seiner Zusammenarbeit und der damit verbundenen Slapstick schon wunderbar. Hoffentlich können wir bald noch mehr dieser entspannen Waldbaden-Simulation sehen!
Auch beim Messepublikum kam Hela übrigens super an, so wurde noch mit den Gamescom-Awards für die Kategorien „Most Entertaining“ und „Most Wholesome“ ausgezeichnet.
Erscheinen wird Hela letztlich für PC, Xbox One and Series X|S, and PlayStation 5. 

Hela - Gamescom 2025 Trailer

Echoes of Mora

Eine sehr andere Art der Entdeckung von verlassener Natur und Mysterien bot das tolle Indiespiel Echoes of Mora; der einzige VR-Titel, den wir dieses Jahr auf der Gamescom ausprobiert haben nachdem es letztes Jahr noch richtig viele Titel waren.
Das grafisch sehr charmant designte Spiel ist das Debütprojekt von Selkies Interactive aus Berlin, die es als Kleinstteam direkt aus ihrer Ausbildung heraus in ihr erstes kommerzielles Produkt übernommen haben, was bereits beim Deutschen Computerspielepreise zu überzeugen wusste. Die Entwicklerinnen haben das Ziel fesselnde Stories mit immersiven Landschaften zu verbinden um Spielenden eine kleine Flucht in neue Welten zu ermöglichen. Und gerade in der VR-Version hat das bei diesem sehr besonderen Titel selbst in der geschäftigen Indiehalle richtig gut für uns funktioniert.
Das Besondere bei Echoes of Mora ist, dass ihr in einer strahlenden, surrealen Farbwelt ein versunkenes Dorf unter Wasser erkundet um dabei den ”Echos” von Mora, einem kleinen Mädchen, was dort gelebt hat, nachzuspüren. Dabei benötigt ihr dankenswerterweise keine Frischluft und könnt euch ganz entspannt per Schwimmbewegungen durch die Unterwasserwunderwelt bewegen. Das Schwimmer erfolgt mit den VR-Controllern und hier muss erwähnt werden, dass die Erkennung des Schwimmgestiken bei uns noch nicht durchgehend ganz perfekt funktioniert hat, vor allem beim Rückwärtsschwimmen. Die Macherinnen wollen das aber noch verbessern. Wir kamen dennoch gut zurecht, da es genug VR-Support-Funktionen für die Bewegung gab und man sich auch viel per Festhalten an Objekten und am Grund bewegen kann. Ambitioniert ist diese spezielle Fortbewegung für einen Indietitel in jedem Fall, aber in der finalen Version wird es sicher sehr gut klappen.
Beim Bewegen durchs Spiel folgt man einem Pfad durch die Geschichte und die Welt, die sich aber auch mal ausweiten. Weiß man mal nicht weiter, kann man sich die Richtung durch helfende Fische zeigen lassen.
Abwechselt sieht man narrative Elemente, die vor allem auf die Geschichte vom Dorf und Mora abzielen, oder man entdeckt doch eine ganze Menge an Interaktionsrätseln, wo einfache Element manipuliert werden müssen damit es weiter geht. Oft werden leuchtende Orbs richtig platziert, die dann wiederum Flashbacks auf Moras Leben auslösen.
Der Clou ist, dass obwohl Mora nicht mehr hier ist, sie darüber im Verlauf des Spiels eine direkte Verbindung mit der spielenden Person aufbaut und sie direkt mit euch interagiert und ihr ihr letztlich auch helft. Über die kurze Spielzeit des Titels von 4-6 Stunden erfahrt ihr so mehr und mehr über sie, ihre Suche nach ihrem Bruder und was mit ihr und ihrem Umfeld im Dorf passiert ist.
Somit taucht ihr übers Entdecken, Erforschen und Betrachten vergangener Dialoge tief in eine schöne, emotionale und mysteriöse Geschichte ein. Im Kern wird auch mit Themen von Ignoranz, Verlust und dem emotionalen Umgang innerhalb von Familien gearbeitet, was eine spannende, wichtige Auseinandersetzung für so ein hübsches Spiel darstellt. Die Dialoge sind dabei durchaus erwachsen geschrieben.
Für VR wird Echoes of Mora zunächst nur die Quest 3 unterstützen, über andere Brillen gibt bisher nur Überlegungen. Es wird zudem aber auch in einer Nicht-VR-Version erscheinen, was lobenswert ist, damit so ein schönes Spiel eine viel größere Spielerschaft erreichen kann.

Echoes of Mora zieht einen voll rein mit seinem hübschen, künstlerischen Stil und seiner interessanten Story sowie dem innovativen Gameplay. Das kleine Team muss sicher noch etwas fein polieren bis zur Fertigstellung um es richtig rund zu bekommen. Aber auch aktuell funktioniert diese Indieperle auch schon super und wir können definitiv empfehlen mal in Mora’s Welt eintauchen um sich rauszuklinken, sobald es in einigen Monaten erscheinen wird.

Echoes of Mora - Demo Trailer (gamescom 2025 FYNG Showcase Premiere)