Indies aus der dritten Reihe - pixelmonsters.de

Indies aus der dritten Reihe

von ComancheMan,

Auch kleine Indies machen mal Fehler. Trotzdem kommen spannende Spiele dabei raus.

Nicht zuletzt mit unserem Besuch beim Devolver-Stand zeigte sich die Gamescom dieses Jahr auch als eine schöne Show der Indie-Developer. Das es aber auch in dieser Szene nicht nur Stars gibt, sollte klar sein. Nicht jeder kann von den großen Publishern und Labels gepusht werden. Einige Studios wollen sicher auch aus ihren ganz speziellen Gründen lieber ihr eigenes Ding machen.
Zwei gute Beispiele für solche konnten wir mit den beiden Titel Kyn und Shadowrun Online und ihren auch ziemlich sympathischen Machern kennenlernen. Ob der Markt aber auch noch einen Platz für solche gering vermarkteten Titel bieten kann wird sich zeigen müssen.

Das von Tangerin entwickelte Kyn ist ein Rollenspiel-Strategie-Crossover in dem es darum geht was passiert wenn die nordische Wikingermythologie mit Magie zusammenprallt. Das Gameplay basiert auf team-basierten Top-Down-Kampf und viel Entdecken. Großzügig betrachtet sind einige Elemente des Diablo-Prinzips darin erkennbar. Die taktischen Kämpfe funktionieren aber mit der Kontrolle von bis zu 6 Charakteren, die am Anfang eines Levels ausgewählt werden. Diese Figuren verfügen dann über spezielle Fähigkeiten um sich verschiedenen Spielstilen anzupassen: das Attribut Geist unterstützt und verstärkt Magiesprüche, Körper hilft im Nahkampf und Kontrolle dient der Beweglichkeitssteigerung, dem Fernkampf und Fallenstellen. Darüberhinaus kann während der Kämpfe die Umgebung genutzt werden um auch Fallen zu setzen und Verteidigungszonen festzulegen.

Die Welt ist ohnehin relativ detailliert und offenbart sich einem erst durch Erkundung. Nimmt man sich die Zeit dafür ist es möglich die Levelumgebung zu nutzen um z.B. an Kerzenfeuer Waffen für stärkere Attacken aufzuladen. Abwechslungsreich soll sie ebenfalls sein, die Reisen werden den Spieler durch antike Ruinenfelder und andere schöne Landschaften wie verschneite Berge führen. Langeweile sollte auch beim Crafting-System nicht aufkommen, mit dem es möglich ist das Equipment aufzubessern. Dazu werden mehr als 100 verschiedene Elementarmaterialen verfügbar sein um mächtige Waffen und Rüstungen zu erschaffen.

Kyn wirkte in der gezeigten Präsentation noch relativ unfertig und leer, an manchen Stellen sogar etwas austauschbar. Ebenfalls muss erwähnt werden, dass die Grafik der Screenshot aktuell über dem Level mit der gezeigten Demo liegt. Noch schafft es das Spiel kaum genug Eigenständigkeit und Identität zu vermitteln, dass einen sofort die Lust darauf packt. Die Entwickler scheinen aber zu sehr an ihrem Baby zu hängen, dass man weiter die Hoffnung aufrecht erhalten sollte, dass hier vielleicht mal wieder ein cooler, neuer, kleiner Indie-Action-Rollenspiel entsteht.

Dass bei der Entwicklung in der Indie-Branche nicht immer alles von vornerein glatt läuft, konnten auch die österreichischen Entwickler Cliffhanger Productions von ShadowrunOnline berichten. Wen es wundert, dass bereits zu kurz nach dem letzten Kickstarter-Projekt im Shadowrun-Universum dieses Jahr jetzt schon wieder ein Titel unter in diesem Franchise erscheint, kann vielleicht ungefähr nachvollziehen wie es den Machern ging. Tatsächlich schien das Projekt Shadowrun Online bereits länger in der Entwicklung zu sein, nachdem man die Markenlizenz von Microsoft erhalten hatte. Zur Sicherung der letzten, zusätzlichen Finanzierungsmittel sollte dann auch noch eine Crowdfunding-Kampagne gestartet werden. Nur um dann herauszufinden, dass bereits das andere Projekt Shadowrun Returns eine sehr erfolgreiche Kampagne begonnen hatte. Natürlich auch mit einer Lizenz von Microsoft…. Wirklich toll von Big M die beiden Lizenznehmer nicht über weitere Vergaben zu informieren.

Doch nun zum eigentlichen Spiel: auf der aktuellen Erfolgswelle des lange vergessenen Genres der Rundenstrategie surft Shadowrun Online, ganz anders als der andere erschienenene Titel der Marke. Das Studio bedient sich dabei eines bestehenden Gerüst aus einem ihrer anderen Spiele und ist somit im Bereich des Gameplays schon sehr weit. Und wirklich: in den ersten Momenten erinnert Shadowrun Online frappierend an das große Genrevorbild XCom und spielt sich auch schon fast genauso eingängig. Die Tiefe fehlt natürlich am Anfang der gezeigten Demo noch, aber das ist sicher auch dem Vermarktungskonzept geschuldet. Denn, haltet Euch fest, werte Leser, der Titel ist ein Free-to-play-online-Produkt.

Wenn es jedoch einige wenige Titel gibt, die dazu taugen, die negative Meinung gegenüber diesem Typus wenigsten etwas zu entkräften, dann müsste man Shadowrun Online dazuzählen. Der Grund dafür ist nicht nur, dass auch eine umfassende Singleplayer-Kampagne versprochen wird. Natürlich wird mindestens ein genauso großer Fokus auf spannende Koop-Schlachten gelegt. Aber vor allem wurde auf der Messe auch klar, dass die Macher spannende Industrieveteranen sind, die sympathisch sind und mit viel Herzblut an ihren Projekten arbeiten. Hier handelte es wirklich mal um Leute, denen man abnahm, dass sie ihre Spielerschaft sehr erst nehmen und sie auf keinen Fall abzocken wollen.

Außerdem: jetzt mal ehrlich! Ein so cooles Genre wie Rundenstrategie mit so einer ober nerdigen, geilen Lizenz wie Shadowrun und das Ganze dann auch noch für umsonst, dem sollte man zumindest mal eine Chance geben und es einmal nach Erscheinen ausprobieren.

Beide Titel bewiesen auf der Messe für mich, wieviel Energie die kleinen Entwickler oft in ihre Titel stecken, auch wenn die Präsentation nicht immer sofort perfekt gelingt. Dafür sind die Titel in meinen Augen dann auch einfach sympathischer als viele Große. Ein spannendes Feld, dem weiter unsere Aufmerksamkeit vergönnt sein sollte.

Kyn

Entwickler nicht bekannt
Publisher nicht bekannt
Genre Action-Rollenspiel
dt. Version gekürzt nicht bekannt
Release 2014 4. Quartal
System
Mac
PC