Call of Langweile - pixelmonsters.de

Call of Langweile

von nEon,

Willkommen im ideenarmen Reich von Call of Duty. Wer hätte das gedacht, dass der zweite Teil der Modern Warfare Reihe einschlägt ein wie ein Bombe? 3 Milliarden Dollar Umsatz. Whooooossssss....

Willkommen im ideenarmen Reich von Call of Duty. Wer hätte das gedacht, dass der zweite Teil der Modern Warfare Reihe einschlägt ein wie ein Bombe? 3 Milliarden Dollar Umsatz. Whooooossssss.... Warum um Himmels Willen verkauft sich solch ein Spiel wie geschnitten Brot? Diese Frage stellt man sich in Anbetracht gigantischer Verkaufszahlen. Das Marketing von Activision klopft sich in diesen Tagen wohl seelenruhig auf die Schulter und lässt sich feiern.

Ein neues Genre ist geboren!

Mit Modern Warfare 2 hat Activision ein neues Genre erschaffen. Das Michael-Bay-Action-Werbeclip-Hochglanz-Schwachsinns-Porno Genre. Nach dem Katastrophenporno wie er aktuell im Kino von Herr Emmerich mit 2012 zu sehen ist, kommt nun der Michael-Bay-Action-Werbeclipästhetik-Hochglanz-Schwachsinns-Porno in die Videospiellandschaft hereingeschneit.

Warum gerade CoD:MM2? "Eyy Altaaa, Call of Duty ist doch volllll geeiiilllll!!!"

Nun. Zum einen erzählt Call of Duty seine nicht vorhandene Geschichte ähnlich episodenhaft wie ein Michael Bay-Film. Inhaltlich wird hier alles mit der heißen Nadel gestrickt und besitzt soviel Substanz wie eine leere Patronenhülse.

Der Beweis. Die Story von Modern Warfare 2 in 60 Sekunden.

Zum anderen hat der berühmte, deutsche Komponist Hans Zimmer seine Finger mit im Spiel. Erinnerungen an "The Rock", "Armageddon" und "Con Air" werden hier wach. Seine Musik drückte auch schon bei genannten Filmen gehörig auf die Patriotismus-Tränendrüsen *Ach Heul*. Weiterhin nehmen die Entwickler stark Anlehnung an diversen Michael Bay-Filmen. Sei es nun "The Rock", "Bad Boys" oder "Transformers". Viele kleine Elemente sind auch in Call of Duty zu finden. Jeder weiß es auch. Was kann z.B. Michael Bay am Besten? Richtig, Explosionen. Ähnlich verhält sich mit Infinity Ward.

Was können die denn? Infinity Ward ist mit soliden Artisten ausgestattet, haben dabei aber ganz vergessen auch in ein paar vernünftige Autoren zu investieren. Somit verkauft uns Infinity Ward virtuellen Krieg als Disney-Spaßfahrt.

Das Problem ist hierbei, dass wir nicht im Disney-Club sind und es sich hier thematisch um Terrorismus und Krieg handelt. Krieg wird zum Spaß, zum Entertainment, und wenn man nicht aufpasst, vergießt man ganz schnell wo man sich befindet.

Technik trifft auf emotionsloses Geballere.

Die Präsentation von Call of Duty ist über weite Strecken unglaublich militaristisch und hier wird wie bei einem Bay-schen Actionfilm auf ganz dicke Hose gemacht. Wer hier die dicksten Eier hat, überlebt. Militarismus bis zum Erbrechen. Die Unglaubwürdigkeit, die hierdurch vermittelt wird, grenzt schon sehr an Debilität und ich frage mich, was in den Köpfen der Entwickler so vor sich geht. Hier wird Grafik, Präsentation und Sound bis zum Erbrechen abgefeiert. Aber der Rest des Spiels ist und bleibt langweiliges, proletarisches, sinnentlehrtes Geballere. Das wirkt alles plump und aufgesetzt. Bisweilen gar steril. Das Prinzip ist hier wie bei Serious Sam. Gehe von Punkt A nach Punkt B und bring Gegner zur Strecke. Das ist das gleiche Prinzip wie noch vor 15 Jahren, als mit Wolfenstein 3D 1992 einer der ersten Shooter erschien. Der Spieler läuft hier von Event zu Event. Killt hier und da mal Hunderte von Menschen und marschiert so an der Seite seiner NPCs bis zum bitteren Ende. Es bleibt keine Zeit für moralische Fragen. "Hmmm, ist dies überhaupt so cool, was ich hier gerade zocke?"

Ego-Shooter wie Modern Warfare 2 befinden sich im Moment im Stillstand. Die Spielmechanik ist immer die Gleiche. Es wird einfach nur das Setting ausgetauscht. Hier wird von den Publishern einfach viel zu wenig riskiert und das spiegelt sich auch in der Produktion wieder. Call of Duty wirkt wie eine vorpubertäre Gewaltfantasie der Entwickler, die ästhetisch auf Hochglanz poliert wurde. Dabei ist das Spiel von vor bis hinten durchkalkuliert. Es bleibt wenig Spielraum für kreative Einschübe und ich habe auch das Gefühl, dass der Entwickler dazu gar nicht im Stande ist. Hier wird Gewalt mehr den je zelebriert und es zählt nur, wer die dicksten Explosionen abliefert. So wie es läuft ist es doch gut, wird man sich bei IW sagen. Der Spieler wird zu keinem Zeitpunkt dazu gezwungen über das gerade Erlebte nachzudenken. Das Einzige woran er Gedanken verschwenden muss ist die Waffenfrage.

Was am Ende bleibt? Die traurige Wahrheit, dass die jetzige Spielegeneration spielerisch sowie inhaltlich noch nicht sehr weit gekommen ist und der Publisher zu viel Schiss davor hat, das Genre Ego-Shooter auf eine neue Ebene zu bringen. Das scheint wohl doch viel zu riskant, viel zu schwer und unmöglich. Hier steht der Profit klar im Vordergrund. Ich hoffe, dass die Spieler endlich mal kapieren, dass solch hirnloses Geballere einen nicht weiterbringt. So wie Call of Duty jetzt ist, ist es ein reines Kommerzprodukt. Kunst erschafft man mit anderen Mitteln.

Tja, schade ist’s. Vielleicht kommt man ja irgendwann in den nächsten Jahren zur Vernunft und entwickelt den emotionalen, anspruchsvollen Ego-Shooter. Ich für meinen Teil, ich bin erst einmal raus. Ego-Shooter Goodbye! Ich riskiere erst wieder einen Blick auf das Genre, wenn Ihr mir vernünftige Geschichten mit emotionaler Tragweite serviert.
Call of Duty 4: Modern Warfare

Entwickler Infinity Ward
Publisher Activision
Genre Ego-Shooter
dt. Version gekürzt nicht bekannt
Release 08.11.2007
System PC