Selbstfindung duch den Sprung zum Beginn
Nachdem die Assassin’s-Creed-Reihe mit ihren letzten Teilen einem schweren kreativen Stillstand anheimfiel, will Ubisoft mit Origins nach zwei Jahren Veröffentlichungspause den erneuten Sprung nach vorne wagen.
Dafür geht es fast ganz an den Anfang der zivilisatorischen Geschichtsschreibung zurück, ins alte Ägypten. Im Setting frisch gebauter Pyramiden wird man erfahren wie die Gilde der Assassinen überhaupt erst gegründet wurde. In der Rolle von Bayek, der eine Art Ordnungshüter ist, streift man durch die brodelnden ägyptischen Städte. Bayek wird im Laufe der Story nicht nur die Geheimnisse der Pharaonen erkunden müssen, sondern geht auch einigen Unstimmigkeiten seines eigenen Lebens auf den Grund. Dabei wendet sich der Spieler auch dem typischen Tätigkeitenfeld der Spielereihe zu, also Meucheln, Sammeln, Erkunden, Entdecken und, ja, auch wieder der Schifffahrt.
Was bei der E3-Demo sofort ins Auge fiel war, dass die dargestellte Welt auf allen Ebenen noch mit viel mehr Details ausgestaltet wurde. Die Grafik zeigt allgemein deutlich mehr Objekte, aber auch die Vegetation und die Gebäude sehen sehr detailreich aus. Hier wird sich offensichtlich Mühe gegeben das wohl komplett enthaltene alte Ägypten mit seinen verschiedenen Fassetten dem Spieler nahezubringen. Das geht von Mittelmeermetropolen, über alte Grabmäler in Gizeh bis hin zu kragen Wüsten, die auch mal blühende Oasen beherbergen. Dieser Aufwand macht wegen der angepassten Spielemechaniken auch Sinn in Assassin’s Creed Origins, denn eine der wichtigsten Änderungen ist nämlich die nochmals erweiterte Kletterfreiheit des Spielers und man sieht mehr von allem. Im Prinzip kann in Origins jetzt nahezu jedes hohe Objekt frei erklommen werden. Beim Spielen birgt das vor allem ein vergrößertes Potenzial beim Anschleichen aus verschiedenen Richtungen. Mehr Freiheit in der Welt ist ein Vorteil der nötig sein könnte, denn die Entwickler haben sich des traditionell zu einfachen Kampfsystems angenommen. Das neue System ist zwar komplexer geworden und arbeitet jetzt mit richtigen Hitboxen, physikalischen Waffenwerten und einem glaubhaften Reichweitensystem. Allerdings bleibt eine erhoffte Steigerung des Schwierigkeitsgrades aus und das Kämpfen bleibt weiter leicht zugänglich. Vielleicht waren aber auch nur die Gegner in der E3-Demo so einfach.
Will man die Gegner vorher erkennen, kann eine weitere Neuerung helfen, die die bekannte Minimap ablöst. Bayek ist Herr des Adlers Senu, den er für Aufklärung nutzt um nicht nur Gegner und Ziele auszumachen, sondern auch Beute. Denn es existiert jetzt auch ein Beutesammelsystem, dass es erlaubt Materialen zu nutzen um Waffen und andere Ausrüstungen aufzurüsten. Vielleicht zu viel des Guten ist, dass zudem auch ein Levelsystem integriert wurde. Man will zwar offensichtlich mehr in Richtung Rollenspiel mit Origins gehen, aber ob Aufleveln bei der Serie Not tut konnte sich innerhalb der E3 noch nicht zeigen.
Mit Adler Senu selbst zu fliegen erinnert im Übrigen stark an den tollen VR-Titel Eagle Flight. Damit erlebt man das alte Ägypten zusätzlich aus einer spannenden, anderen Perspektive. Zudem soll seine Funktion auch den Hintergrund der bekannten Eagle-Vision-Ansicht der Serie repräsentieren.
Zusätzlicher Überblick kann in jedem Fall nicht schaden, denn Origins geht auch bei der Missionsstruktur einen anderen Weg und erlaubt nun einen Wahl der Reihenfolge auch bei dem Hauptmissionen. Vermutlich wird das ähnlich sein wie Missionen bei GTA strukturiert sind, es das ließ sich bei der Demo noch nicht absehen. Hier war nur Zeit für zwei Missionen, die erste die wir versuchten, war eine ziemlich reguläre Hausinfiltration mit Attentat. Aber die Zweite, ein Raubzug auf einem feindlichen Armeeschiff, bot schon deutlich mehr Herausforderung und war viel interessanter. Das lag auch daran, dass das Kampfsystem auf dem engen Schiff sich bewähren musste. Es war dabei erfrischend zu sehen, dass Sichtlinien jetzt eine viel größere Rolle spielen und auch für den Kampf aus Hinterhalten sehr hilfreich sind. Die Komplexität des Spiel zeigte sich bei der Mission außerdem darin, dass man auch unter das Kampfschiff tauchen konnte und dabei eine reichhaltige Unterwasserwelt entdecken kann mit vielen Mysterien und Tieren zum Erforschen.
Unser erster Eindruck von Assassin’s Creed Origins war ein durchaus Guter und der wesentlicher interessanter wirkte als die letzten Teile. Man bleibt dem Gefühl der Reihe sehr treu auch wenn ziemlich viel verändert und modernisiert wurde. Das bedeutet allerdings auch, dass die große Revolution ausbleibt und Leute, die das Konzept der Asssassin’s Serie nie mochten, auch hier bei Origins nicht wirklich einen erfreulichen Neueinstieg erwarten dürfen. Alle Gameplay-Änderungen sind jedoch so relevant, wichtig und tiefgreifend, dass Origins ein gutes Fundament bietet auch in Zukunft die Serie behutsam weiterzubringen. Ubisoft muss bei den vielen Änderungen dennoch bewusst aufpassen den Markenkern nicht zu verlieren. Ich bin mir jedoch sicher, dass sie auf dem Schirm haben. Schließlich ist aber das Setting endlich mal ein wirklich Frisches, was man so noch nicht gesehen hat. Wenn man denn genug Pyramiden im Spiel zum Erklimmen haben wird, kann man sicher neben den Tonnen anderer Beschäftigungen eine Menge Spaß finden.
Ob man allerdings die angekündigte 800 € Collectors Edition dafür braucht, bleibt zumindest fraglich.