Bei Ubisoft bleibt man nach den Jagdsafaris im Dschungel um die Fauna der Karibik unsicher zu machen.
Über die andauernde Innovationslosigkeit der Assassin’s-Creed-Reihe zu lästern ist inzwischen nun leider ähnlich neu wie sich über das Wetter zu unterhalten. Doch zum Wetter kommen wir erst gleich noch. Zur Einordnung sollte vorher noch erwähnt werden, dass der Autor dieser Vorschau für die ersten zwei Teile ein ziemlicher Fan des Franchise war. Über die Jahre war immer Interesse vorhanden und gern wurde auch auf Messen der jeweils aktuellste Teil angespielt. Doch für einen Kauf reichte es wegen dem repetitiven Spielprinzip schon seit Jahren nicht mehr.
Mit Black Flag wird Ubisoft nun noch etwas mutiger und verpflanzt den Houserunning-Assassinen in ein karibisches Meeressetting mit überraschendem Piratensetting. Dennoch wirkte der neu eingeführte Hauptcharakter Edward Kenway bei sämtlichen bisher veröffentlichen Inhalten noch mehr wie eine Blanko-Persönlichkeit als jemals einer zuvor. Die spezielle Verbindung, die Black Flag nun mit seinem Vorgänger teilt dürfte wohl die Implementierung der Schifffahrt sein. So stellte genau eine solche Passage den Einstieg in die GamesCom-Demo dar. Die Umsetzung des Steuerns eines großen Segelschiffs dürfte eben auch das beeindruckendste Erlebnis von Black Flag sein. Die Darstellung ist wirklich grandios wie die Wellen, Sturm und Regen mit dem Schoner spielen. Die Steuerung lässt einen dabei auch die Gewalt des Wassers spüren, sodass es sich sehr echt und gefährlich anfühlt als sei man mittendrin. Was aber auch über die Grafik aussagt muss, ist, dass diese für ein Spiel auf einem PS4-Devkit nicht viel besser aussieht als beim Vorgänger und ohne Anti-Aliasing auskommen musste.
Ganz lustig gestaltete sich dagegen die Einbindung eines Tablets als Seekarte, die am besten aber nicht vom Spieler selbst benutzt wird. Dass so ein Feature Sinn macht, liegt auch an der sehr groß erscheinenden Welt. Diese enthält den größten Teil der karibischen Inseln mit den historischen Großstädten Havanna, Kingston und Nassau aus dem 16. Jahrhundert. Dazwischen gibt es natürlich noch jede Menge Piratenverstecke und andere Schätze zu entdecken. Um diese aufzustöbern wurde zunächst mal das neue Erforschen der Unterwasserwelt ausprobiert. Das Tauchen ist echt lustig, auch wenn die Steuerung es relativ verwirrend gestaltet. Aber die Umgebung unter dem Meer gibt einiges her an Herausforderungen. So muss man sich regelmäßig um die Versorgung mit Frischluft kümmern und darf sich nicht von den zahlreichen Haien fressen lassen. Kommen diese einem zu nahezu muss man sie per Quicktime-Event bekämpfen. Was man bei Ubisofts in deren Open-World-Spielen (Far Cry 3) immer gegen die wilde Tierwelt hat muss dabei langsam echt aufklärt werden. Leider sah der Part so aus, als ob das Tauchen wenig Story-relevant sein wird und mehr den unvermeidlichen Sammelorgien dient.
gamescom Trailer
Im zweiten Demoteil ging es dann eine Storymission, stilecht eingeleitet von einer pseudo-tiefgehenden, aber gut geschriebenen Cutszene. Das Ziel der Mission war zunächst ein etwas verstecktes Fort der Engländer. Vor Ort lief es dann wieder auf den nur allzu bekannten Ablauf einer typischen Tötungsmission hinaus. Edward Kenway steuert sich dabei nicht weniger geschmeidig als seine Vorgänger. Das Kampfsystem ist zwar den historischen Waffen angepasst worden, es ist aber natürlich immer noch überladen und gleichzeitig viel zu einfach, sodass daraus erneut wenig Spielmotivation bei Black Flag kommt.
Nachdem schnellen Abfrühstücken dieses einfachen Auftrags sollte es dann nochmal in eine der großen Städte gehen, um zu sehen, was Ubisoft’s Karibik in der Hinsicht zu bieten hat. Obwohl die Stadt eine nette Größe aufwies, konnte sie allein schon historisch nicht an die italienischen Riesenstädte der früheren Teile heranreichen. Schlimmer als ein fehlender Umfang war jedoch eher die allgemeine Flachbauweise der Karibik, die dem Gameplay der Reihe nicht besonders zuträglich ist. Dennoch gibt es natürlich einige wenige ikonische Großbauten, meist Kirchen, auf denen man das immer wieder geniale Klettern genießen kann um danach die wunderschöne Tropenaussicht zu genießen. Atmosphärisch merkt man ansonsten an jeder Ecke die erdrückende Macht der englischen Besetzer und der Spieler muss wohl die leidende Bevölkerung unterstützen. Das Ende der Präsentation war dann schließlich ein weiterer zu einfacher Kill-Auftrag, der sich über Giftpfeile schnell lösen ließ.
Mal wieder hinterließ das neue Assassin’s Creed einen netten und soliden Ersteindruck. Der neue Charakter ist diesmal flach wie ein weißes Stück Papier. Das Städtedesign und auch die Actionsequenzen sind leider nicht wirklich weiterentwickelt worden, ja fast schon einfallslos. Was aber wirklich begeistert ist das Spiel auf und unter dem Meer. Ob das reicht das Interesse an der Serie zu erneuern, muss sich dann erst bei der Vollversion zeigen. Den säbelschwingenden Redakteur würde es ehrlich sehr freuen.