Worship und Kiyo - Blutopfer und Neon-Ninja-Katzen
Worship
In unserem einzigen Indie-Titel bei Cosmocover in diesem Jahr konnten wir mit Worship immerhin einen Kult gründen und Blutopferrituale durchführen! Beim ersten Blick auf Worship denkt man logischerweise an Cult of the Lamb, aber tatsächlich ist das Spielkonzept sehr stark von Pikmin inspiriert, wobei die Grafik offen als Hommage an Don't Starve bezeichnet wird.
Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Kuttenträgers, dessen Aufgabe es ist, Kultmitglieder einzufangen, die Stärke der Anhängerschaft zu steigern und gegnerische Glaubensgruppen zu bekämpfen. Dazu werden mit einem Dolch verschiedene Blutmuster in die minimalistische Landschaft gezeichnet. Das Gameplay ist das eines Roguelikes, das heißt: Ressourcen sammeln, kämpfen, Zwischenbosse besiegen, wiederholen und letztlich genug Anbetungsressourcen beisammen haben, um den gerade gewählten Urgott zu beschwören, der dann die Apokalypse auslöst. Danach beginnt der Run von neu. Immer wieder muss den Göttern gehuldigt werden, in Form von Opfern, gerne auch Menschen, Zerstörung von anderen Gottessymbolen anderer Religionen oder eben durch die kämpfenden Anhänger, die sich recht dynamisch steuern lassen. Die Taktik ergibt sich dabei aus dem Einsatz der verschiedenen Blutsymbole und den jeweiligen Zaubersprüchen dahinter. Auch die Anhänger kämpfen dann kräftig mit und können teilweise verstärkt werden. Somit hat man sogar ein kleines Echtzeitstrategie-Element dabei was zusammenspielt mit dem Ausbau der Kultheimat. An vorgegebenen Katalysepunkten können quasi “Gebäude” errichtet werden, die letztendlich zur Stärke beitragen bzw. Fähigkeiten freischalten.
Der Einsatz der Kultisten im Kampf folgt drei Grundmechaniken: Sie können eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit der Gegner auf sich zu ziehen, man führt Rituale durch, um den Gegnern Schaden zuzufügen oder man wirft die Kultisten einfach auf die Gegner, um deren Angriffe zu unterbrechen. Wenn man das alles beherrscht, sollte man in der Lage sein, die meisten Herausforderungen zu meistern. Neben den Standardgegnern kämpft man auch gegen konkurrierende Regimeführer wie Bischöfe und dergleichen. Ab und zu bietet Worship dann auch die Möglichkeit, Entscheidungen in den Verlauf einzubauen, so kann im Kampf eine Allianz geschlossen oder von sich bekriegenden Gruppen profitiert werden.
Bei den neuen Runs geht es den Entwicklern nicht darum, diese möglichst lange zu spielen, sondern um den Wiederspielwert, da meist viele neue Entdeckungen gemacht werden, auch von Göttern, die angebetet werden können. Durch die weitere Erkundung der Welt erfahren die Spielenden auch mehr über den erzählerischen Hintergrund dieser Welt, ohne das Gameplay zu unterbrechen. Überall sind kleine Geheimnisse versteckt, die systematisch erkundet werden können.
Weitere wichtige Zutaten ihres Spiels sind für sie die offene Welt (deren Größe noch nicht abschätzbar war) und der Online-Koop, welcher wohl noch ein wenig verfeinert werden muss. Gesehen haben wir es jedenfalls noch nicht, aber er soll wohl auch zur lustigen Arbeitsteilung einladen.
Nach der ersten Präsentation von Worship hatten wir definitiv den Eindruck, dass es ein sehr witziges, herausforderndes Rogue-like mit viel Pikmin-Charm werden wird. Beim ersten Kontakt erschlägt es einen mit vielen Möglichkeiten, aber genretypisch wird man das schnell lernen und dann sollte das teuflische Spiel mit den verschiedenen Urgöttern doch ein Heidenspaß werden.
Worship Trailer
Kiyo
Immer auf der Suche nach neuen, wilden Indie-Games sind wir diesmal auf das sympathische kleine Kiyo gestoßen, in dem man in einer 2D-Cyberpunk-Welt einen Luchs spielt, der sich gegen böse, unterdrückende Hasen durchschlagen muss. Abgesehen von der tollen Grafik, schönem Pixel-Art-Design mit interessantem asiatischen Stadtstil und einer wirklich großartigen Lichtsimulation (!), besticht Kiyo durch viele kreative Gameplay-Ideen, die man auf den ersten Blick gar nicht erwarten würde. Im Prinzip handelt es sich um ein Stealth-Adventure, bei dem man sich sehr vorsichtig durch die Dunkelheit schleicht und eine Untergrundgeschichte erlebt.
Die verrückten Ideen fangen schon an, wenn die Spielenden in die Welt eingeführt werden: es glitcht der eigenen PC am Beginn des Spiels, von einer weißen Eule gehackt wird, die Spielende dann in den opferwilligen Luchs hineinversetzt. Dies geschieht, um Luchs Kiyo zu steuern und die Welt der anderen anthropomorphen Tierwesen von der bösen Übermacht der Häschen und ihrer bösen BunnyCorp. zu befreien. Die Stadt, in der Kiyo unterwegs ist, ist eine Replik asiatischer Städte, allen voran Tokio, denn die Tierwesen auf ihrem Planeten haben sich die Menschen zum Vorbild genommen. Von Anfang an sind alle vier Stadtteile mit der U-Bahn frei zugänglich. Und Kiyo wird auch im weiteren Verlauf immer wieder zwischen ihnen hin und her reisen müssen.
Aufgrund der Übermacht der Hasendiktatur ist es für Kiyo am besten, im Verborgenen zu agieren und auch nicht alle Gegner zu besiegen, sondern sich schleichend den besten Weg durch die Level zu suchen. Offen erwähnen die Entwickler hier, dass für sie die Splinter Cell Serie, sowie Thief große Inspirationen waren. Da aus dieser Richtung schon lange nichts mehr kam, durften deren alte Fans gerne einen Blick auf Kiyo werfen. Der satirische Touch der Spielwelt und des Gameplays kommt als Argument für Kiyo hinzu.
Die Arbeit der beiden Entwickler ist intensiv und eindeutig, ein klassischer Programmierer für Grafik, Beleuchtung und Gameplay und die Designerin für Levels, Charaktere und auch Dialoge. An ganz vielen Stellen spürt man, wie viel Persönlichkeit und Erfahrung in den Kiyo-Levels steckt: Weil es noch keine adäquate Lösung dafür gab, haben sie eben eine eigene Engine mit Neon-Ray-Traycing programmiert, damit die Schatten- und Lichteffekte richtig funktionieren. Bei den Levels fällt vor allem die Liebe zu japanischen Neonstädten auf, und es gibt auch abseitige Orte wie die Metro, Gefängnisse, Tanz- und Stripclubs mit z.B. Pooldancing. Alles natürlich mit süßen Tierchen wie strippenden Stinktieren, die je nach Funktion auch mal weniger süßen Aktivitäten nachgehen. Das gilt übrigens auch für Luchs Kiyo, der bei Bedarf auch gerne mal seine Krallen einsetzt und sich durch die etwas dummen, herrschsüchtigen Hasen schnetzelt. Einfacher ist es allerdings, im Schatten zu schleichen.
Kiyo mischt aber auch recht wild verschiedene Genres zusammen, so gibt es einen großen Anteil an katzenartigen Jump’n’Run-Passagen. Den Hauptteil nimmt jedoch immer der Nahkampf gegen die Hasen ein.
Ebenso werden verschiedene Spielweisen flexibel unterstützt: Es gibt nicht nur einen Super-Easy-Modus zum reinen Erleben der Story und einen Super-Hard-Modus, bei dem ein Treffer direkt tötet. Auch bei der Bewertung der Missionen gibt es unterschiedliche Maßstäbe für Stealth, für viele schnelle Kills und für einen Speed-Run-Score, der eine Kombination aus beiden Spielweisen erfordert.
Die beiden Entwickler haben bereits so viel Arbeit und Tiefe in die Welt investiert, dass sie einem zweiten Teil sehr positiv gegenüberstehen, wenn Kiyo ein Erfolg wird. Die geschätzte Spielzeit von 8 Stunden bei einem ungefähren Preis von 20€ sollte dabei helfen. Wenn brutale Tier-Action in japanischen Neon-Metropolen mit schwarzem Humor und cleverem Schleich-Gameplay nicht schon völlig ausreichen, um Käufer zu finden. Uns jedenfalls hat es absolut überzeugt.
Kiyo Teaser Trailer