Troubled Teenager auf der Suche nach Stabilität
Der 2015 erschienene Episodentitel Life is Strange des kleinen französischen Studios Dontnod war ein großer Überraschungserfolg, vor allen bei der Presse, aber auch für die sich schnell bildenden Fans.
Dazu erscheint nun ein Prequel als Überbrückung zu einer Fortsetzung des Mobile- und Playstation-Studios Deck Nine Games aus Colorado. Hier wird es nur drei Episoden geben, die Geschichte drei Jahre zuvor spielen. Und der Titel wird bereits am 31. August erscheinen. In der uns gezeigten Präsentation zeigte man nun erstmal Gameplay.
Es geht wieder zurück in die bekannte Stadt Arcadia Bay, viele Locations werden wohl erneut vorkommen. In diesem Prequel spielt man jedoch die neue Figur Chloe Price, eine geplagten Teenagerin, die verarbeiten muss, dass kürzlich ihr Vater bei einem Unfall starb und zudem die beste Freundin die Stadt verlassen hat. Diese Erfahrungen verarbeitet sie durch Rebellion, anecken, durch das Abreißen von Brücken zu den Kontakten ihrer Umgebung. An diesen Zeitpunkt tritt allerdings auch der Schulliebling Rachel Amber näher in ihr Leben, die eigentlich auch durch ihr Popularität sehr gegensätzlich zu Chloe ist.
In der Gameplay-Präsentation wurden uns auf der E3 zwei essentielle Szenen des Beginns gezeigt und vorgespielt. In der ersten rebelliert Chloe indem sie ein Underground-Punkkonzert ihrer Lieblingsband in einer abgelegenen Scheune besucht. Dabei eckt sie an wo sie nur kann: sie schmuggelt sich rein, fängt mit den Punks Stress an, trifft ihren Grassdealer, setzt ein Graffiti an der Location ab. Als sie schließlich doch kurz zum Tanzen kommt, hat sie schon so viel Ärger, dass sie erst durch den mutigen Einsatz Rachels, die sie hier zum ersten Mal trifft, bestehen kann. In diesen Szenen wurde auch ein verändertes System aus Entscheidungen mit kurz- und langfristigen Folgen erklärt. Die Langfristigen Folgen wurden jedoch nicht demonstriert.
Die ersten Eindrücke der beiden Hauptcharaktere zeigen direkt eine gute, aufwändige Vertonung und viel Potenzial. Viele Gedanken werden auch über innere Monologe mit dem Spieler geteilt. Es wirkt dennoch aber so, dass sie die Schreiber des Titels viel auf Klischees und starke, teils übertriebene Aktionen verlassen. Chloe wirkt sehr aggro, teils nervig, zu sehr bemüht um Aufmerksamkeit. Wäre die zweite Szene nicht gefühlvoller geschrieben gewesen, hätte man ableiten müssen, dass das Studio mit der Thematik nicht viel anfangen kann.
Diese zweite Szene spielt an einem anderen Tag wo Chloe und Rachel zur Schulzeit in einem Park abhängen. Hier zeigt sich, dass auch Rachel, welche im ersten Teil am Anfang verschwand, mit tieferen Emotionen zu kämpfen hat. Als Teenagerklischee machen sich die Beiden zwar erst über andere Besucher lustig. Als Rachel jedoch schnell die Lust daran verliert und Chloe versucht herauszufinden warum zeigt sich, dass die Beiden nicht ganz einfach miteinander umgehen können. Durch ihre aufgesetzte Coolness stößt Chloe Rachel letztlich sogar von sich weg in der Szene. Sie können sich nicht richtig öffnen um ihre Emotionen zu zeigen.
Dieser Dialog war schöner und intensiver als die erste gezeigte Szene, kratzt allerdings auch immer noch etwas mit Klischees. Ob das Deck Nine hier ihr Ziel erreichen echte Charaktere zu zeichnen, in die man sich hineinversetzen kann, muss also erstmal noch eine offene Frage bleiben. Das Potenzial ist mit dem Gerüst des Vorgängers auf jeden Fall da, die Hilfe eines Script-Doktors könnte hier aber echt noch was ausrichten.
In jedem Fall ist es schön zu sehen, dass Square-Enix weiter an das Konzept der Storytelling-Games glaubt, sie müssen nur aufpassen, dass die starke Marke hier keinen Lückenfüller-Titel als Makel bekommt. Mit ein wenig Finetuning der Inszenierung sollte das aber leicht gelingen.