Dark Souls 2 Review: Die Schroffheit der Meere oder doch nur ein lauwarm aufgetischtes Seelenspiel? - pixelmonsters.de
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Dark Souls 2 Review

von nEon, 13.04.2017

2 Jahre nach dem famosen Meisterwerk Dark Souls möchte uns Entwickler From Software wieder zahlreiche spannende Momente und Tode servieren. Ob es Dark Souls 2 gelingt, mich genauso wie in seine beiden Vorgänger zu begeistern, dass lest Ihr hier.

Was habe ich diesen Moment herbeigesehnt. Kurz vor dem Release fühlte ich mich wie ein Süchtiger… Süchtig nach dem Kick, süchtig nach dem Tod… Allein die Tatsache, dass ich für ein Spiel kurz vor dem Release drei mal in einen Laden laufe hatte ich lange nicht mehr und klingt 3 Monate später reichlich masochistisch. Doch genau das ist es, was ich mir von Dark Souls 2 erwartet habe.

In Dark Souls 2 spielt Ihr erneut einen Fremden und Gestrandeten der in der Welt von Drangleic erwacht. Erst einmal weiß man überhaupt nichts über diese Welt und warum man sich darin befindet bzw. welches Ziel man darin verfolgen soll. Doch nach wenigen Minuten dämmert es und mir wurde klar, dass ich mich auf einer langen und schwierigen Reise befinden werde. Diese Reise besteht dabei aus Kampf und dem Erforschen einer unbekannten Welt in der man als Spieler krampfhaft versucht die Mechanismen zu deuten und verstehen zu lernen. Mit Dark Souls 2 begibt man sich ebenfalls auf die lange Reise nach Seelen. Die Gier nach Seelen ist hierbei enorm wichtig und ist der größte Bestandteil der Serie. Ohne diese Gier und die Motivation neue Dinge entdecken zu wollen, würde das Spiel zu einem langweiligem und hässlichen Action-Rollenspiel verkommen. Doch die Elemente von Kampf, Entdeckung und dem Hunger nach Seelen sorgen dafür, dass man als Spieler immer am Ball bleibt und sich weiterentwickeln möchte. Denn Stillstand heißt in der Souls-Reihe eigentlich nur Tod.

Das spannende und besondere an der Souls-Reihe ist, dass man als Spieler nicht an die Hand genommen wird. Die Welt erklärt sich hierbei nicht von selbst und bleibt von Beginn an extrem verschlossen. Um hinter die Fassade blicken zu können muss man als Spieler viel Zeit darin investieren neue Dinge zu entdecken und auszuprobieren. Und genau dieser Punkt ist das wundervolle und einzigartige an der Souls-Reihe. Denn: Der Weg ist das Ziel und der Schlüssel zum Erfolg.

In der Souls-Reihe geht es vorwiegend darum in Form seines Alteregos einem fremden und lebensfeindlichen Ort zu trotzen, die Geschichte zu enträtseln, Geheimnisse zu entdecken und sich den Herausforderungen des Kampfes zu stellen. Vom Spielprinzip hat sich damit im dritten Teil der Souls-Reihe recht wenig im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern verändert. Lediglich das Setting, neue Online-Features und seine Rahmenbedingungen sind hierbei neu.

So erstellt Ihr euch zu Beginn einen blanken und unerfahrenen Charakter und baut diesen im Verlauf des Spiels immer weiter aus. In Dark Souls wird dafür die Währung "Souls" genutzt. Seelen erhaltet Ihr von allen besiegten Gegnern und damit könnt Ihr euren Charakter Stufe für Stufe in unterschiedlichen Attributen wie z.B. Stärke, Ausdauer oder Magie aufstufen. Weiterhin könnt ihr Eure Seele auch in neue Waffen und Rüstungen oder in Waffen-Upgrades beim Schmied investieren. Sterbt Ihr jedoch auf eurer Entdeckungsreise gehen alle bis dahin gesammelten Seelen flöten und Ihr habt eine Chance diese wieder zu erlangen indem Ihr die Seelen wieder aufsammelt. Sterbt Ihr jedoch erneut verpuffen diese Seelen jedoch. Damit Ihr erfolgreich seit, steht Euch im Kampf ein bestimmtes Kontingent an Heilflaschen zur Verfügung. An Leuchtfeuern könnt Ihr rasten um Eure Lebensenergie zu erneuern und die Heiltränke zu füllen. Durch die Rast werden jedoch die besiegten Gegner wieder zum Leben erweckt. Hier heißt es Wohl… gleiches Recht für alle.

Reizvoll ist Dark Souls 2 vor allem durch sein geniales Kampfsystem. Jede Waffe, ob Schwert oder Pike steuert sich anders und es macht enorm viel Spaß hier herum zu probieren. Das wird hierbei auch nie langweilig, da Darks Souls 2 unzählige Waffen beinhaltet. Ebenfalls macht es erneut unglaublich viel Spaß seinen Charakter zu verbessern und die optimale Rüstung für diesen zu finden.

Kurz nachdem Ihr in die Welt von Dark Soul 2 eintaucht, erreicht Ihr den Ort Majula. Damit seht Ihr gleich zu Beginn einen der schönsten Orte von Dark Souls 2. Majula ist eine kleine verlassene Siedlung die von Sonnenstrahlen durchtränkt ist. Die Brandung peitscht gegen die Klippen und man kann das Meer förmlich riechen. Majula dient Euch ähnlich wie das Nexus in Demon's Souls als Rückzugsort. Hier redet Ihr mit Charakteren die Ihr auf Eurer Reise trefft, verbessert eure Waffen auf oder kauft beim örtlichen Händler ein. Damit Euch nicht langweilig wird, versammeln sich im Verlauf der Geschichte immer mehr Charaktere in Majula.

Was hätte das für ein Fest werden können!

Ein Fest der Qualen oder gar ein Mindfuck... Ach, ich will es mir eigentlich alles gar nicht ausmalen wollen. Nach all den positiven Seiten des Spiel muss ich leider auch auf die negativen Seiten eingehen. Denn leider serviert uns From Software sein wahnsinnig gutes, jedoch alt bewährtes Spielkonzept nur lauwarm. Diese lauwarme Suppe schlürft sich zwar gewohnt sehr gut, aber … der Titel bleibt deutlich unter meinen, durch die Vorgänger geschürten, Erwartungen zurück und kann nicht an die Perfektion anknüpfen.

So gibt es in Dark Souls 2 im Vergleich zu seinen Vorgängern einige fatale Design-Entscheidungen die dem Spiel in meinen Augen nicht besonders gut getan haben. War die Atmosphäre und Spannung in Dark Souls und Demon’s Souls noch sehr dicht und ich als Spieler immer sehr angespannt, so wird die Atmosphäre in Dark Souls 2 durch das aufweichen der Core-Elemente merklich verwässert.

Zu einfach durch Fehlentscheidungen

Ich bin mit der Mechanik der Souls-Reihe vertraut doch ich habe das Gefühl, dass Dark Souls 2 deutlich zugänglicher geworden ist. Es sind kleine spezifische Design Entscheidungen die, wenn man sie zusammenaddiert, Dark Souls 2 zu einfach erscheinen lassen und dem Spiel die nötige Substanz nehmen.

Leuchtfeuer und Wege

Musste man in Dark und Demon’s Souls noch sehr lange Wege von Leuchtfeuer zu Leuchtfeuer absolvieren, so verkommen die Leuchtfeuer in Dark Souls 2 zu einer Farce! Die Designer haben sich dazu entschieden die Leuchtfeuer sehr großzügig ohne lange Wege begehen zu müssen im Spiel zu setzen. Manchmal läuft man die Feuer innerhalb von 5 Minuten ab. Einige Leuchtfeuer wurden sogar direkt vor diversen Bossen gesetzt. Dadurch entstand bei mir nie so richtig das Gefühl der Hilflosigkeit und der Gefahr. Die kurzen Wege der Leuchtfeuer boykottierten in mir das Gefühl der Angst. Weiterhin hatte ich durch die komfortable Reisefunktion zwischen den Leuchtfeuern nie das Gefühl einmal in einer ausweglosen Sackgasse gelandet zu sein. Somit werden sogar wichtige Items wie z.B. der “Homeward Bone” komplett entwertet. Durch die kurzen Wege nimmt der Entwickler deutlich die Spannung raus und reduziert damit auch die Frustmomente.

Da frage ich mich, warum From Software da das Prinzip von Dark Souls nicht erhalten hat und sich nur an bestimmten Feuern teleportieren kann? Schnellreisen war in Dark Souls eine Belohnung die man sich hart erkämpfen musste. In Teil 2 ist das Teleportieren einfach nur langweilig und gewöhnlich!

Upgrade-System

Ein weitere Kritikpunkt ist in meinen Augen das “Schmieden” von Bosswaffen. Musste man in Dark Souls eine Bosswaffe noch behutsam aufbauen und von mehreren Schmieden erstellen lassen, so kann man im zweiten Teil die Bosswaffen für lausige 1500 Seelen einfach bei einem Händler kaufen. Ich konnte mich über den Erwerb der Bosswaffen überhaupt nicht mehr richtig freuen und in meinen Augen entwertet das die seltenen Stücke. Das System mit den Eidechsen wurde ebenfalls vereinfacht.

Architektur - Licht und Schatten

Für Dark Souls 2 wurde eine neue Grafik-Engine entwickelt die vor allem auf dynamische Beleuchtung und größeren Gebiete setzt. Das Konzept geht nicht so richtig auf. Grafisch ist Dark Souls 2 äußerst schwach und ist sogar schwächer als seine beiden Vorgänger. Ab und zu entdeckt man jedoch wunderschöne Bereiche im Spiel. Vor allem dann, wenn das Licht der Fackeln die dunklen Bereiche der Welt beleuchten sieht Dark Souls 2 fast zeitgemäß aus. Zu Beginn des Spiels hatte ich irgendwie das Gefühl, dass Licht und Schatten und damit auch die Fackeln, die man im Spiel findet, irgendwie sehr wichtig sind. Im Verlauf bestätigte sich jedoch die Tatsache, dass man die Fackeln im Grunde überhaupt nicht benötigt. Das ist extrem Schade, da hier sehr viel Potential verschenkt wurde. Oft fragte ich mich auch, warum Dark Souls 2 so lieblos zusammengeklatscht wurde? Es gibt so viele Räume die einfach nur lieblos gestaltet wurden und in meinen Augen einfach nur aus Dark Souls recycelt wurden. Hier hatte ich das Gefühl, dass ein Großteil der Entwickler bereits an einem neuen Souls-Spiel sitzen und Dark Souls 2 nur noch mit halber Kraft entwickelt wurde.

Licht und Schatten

Dark Souls 2 ist immer noch ein gutes und spannendes Action-Rollenspiel und hebt sich immer noch von der Masse ab. Dies ist vor allem der Spannung aus den Kämpfen und dem Entdecken der fremden Welt zu verdanken. Es gibt neben den hässlichen und unlogischen Arealen auch äußerst gelungen und herrausfordernde Passagen. Hier wechselt das Spiel zwischen Licht und Schatten. Es gibt zum Glück immer noch das typische Souls-Feeling wenn man sich z.B. zum fünften Mal einem Boss stellt und diesen einfach nicht packt, würde man am liebsten den Controller gegen die Wand klatschen.

Wenn Ihr die Vorgänger gespielt und geliebt habt, dann werdet Ihr auch mit Dark Souls 2 enorm viel Spaß haben. Oft fragte ich mich warum die Leveldesigner dieses Gebiet ausgerechnet so gestaltet haben und oftmals verglich ich die Gebiete. Doch Innerlich musste ich immer an die Vorgänger denken und das ist auch die Krux an der ganzen Sache. Dabei merkte ich wie sehr sich Dark Souls und Demon’s Souls in mein Gehirn gebrannt haben.

Ich könnte mich immer noch sehr gut an den ersten großen Boss aus Dark Souls erinnern. Der Weg zu ihm fühlte sich immer wieder wie eine kleine Ewigkeit an… und dann schließlich das Gefühl diesen zu legen... das war unbeschreiblich. Danach ging ich mit langsamen Schritten weiter und war auf der Suche nach einem sicherem Lagerfeuer. Aufgepumpt mit den Seelen des Bosses wurde ich schließlich auf einer großen und langen Brücke von einem riesigen Drachen gegrillt. Danke From Software! Allein diese Passage hat mich in ein unbeschreibliches Tal der Gefühle geführt. Auch die beiden Gargoyles auf dem Kirchdach konnte ich allein und erst nach 30 Versuchen legen. Ich war von Dark Souls zwischenzeitlich sogar so frustriert, dass ich das Spiel über ein halbes Jahr lang zur Seite gelegt habe ich einfach keine Lust mehr auf diese Odysee hatte. Denn ich habe mich in Dark Souls oftmals richtig klein gefühlt. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich die Welt von Boletaria kaum bezwingen konnte. In Dark Souls 2 habe ich diese Gefühl so selten gespürt, dass es mich enorm traurig macht.

Dark Souls 2

Entwickler From Software
Publisher Namco Bandai Games
Genre Action-Rollenspiel
dt. Version gekürzt nein
Release 14.03.2014
System
PC
PlayStation 3
Xbox 360
Fazit von nEon

Dark Souls 2 fühlt sich wie ein Nachfolger an, ist jedoch so anders. Dark Souls 2 ist ein hervorragendes Action-Rollenspiel, in das man sich als Spieler gut hineinsteigern kann. Dark Souls 2 bietet zwar einen recht unspektakulären Einstieg. Zum Glück zieht das Spiel und der Schwierigkeitsgrad nach gut 20-30 Spielstunden an und damit stellt sich die gewohnte Souls-Stimmung ein. Doch ich muss auch zugeben, dass Dark Souls 2 mich etwas enttäuscht zurückgelassen hat. Mir fehlte die Perfektion in der Levelarchitektur und wirkliche Neuerungen im Spiel. Auf mich wirkte alles extrem sicher produziert und weitaus zugänglicher als die beiden Vorgänger. Trotz der mangelnden Konkurrenz und der Eigenständigkeit ist der zweite Teil jedoch immer noch ein hervorragender Titel. Etwas mehr Zeit, Feingefühl und der Einfluss von Hidetaka Miyazaki hätten dem Spiel jedoch gutgetan. Meiner Meinung nach haben die beiden Directors Tomohiro Shibuya und Yui Tanimura Dark Souls 2 etwas zu sehr entmystifiziert. Das fängt bei der gewöhnlichen Architektur an, geht über das Schmieden bis hin zu den Eidechsen und endet schließlich bei den Covants. Alles wirkt so gewöhnlich, falsch durchdacht und fühlt sich nicht richtig an.

Dennoch hat mich Dark Souls 2 aufgrund seiner Tiefe und seines Kampfsystems gepackt. In meinem ersten Walkthrough steckte ich gut 90 Stunden und bin mit 286 Toden über die Klippe gesprungen. Die Genialität und die Aha-Momente der beiden Vorgänger konnte der dritte Teil bei mir jedoch nicht entfalten. Doch bis es möglicherweise ein richtiges Next-Gen-Souls-Spiel von Hidetaka Miyazaki gibt, vertreibe ich mir die Zeit mit Demon's Souls, Dark Souls und natürlich auch Dark Souls 2.

8.5