Deus Ex Review: Düsteres Meisterwerk - pixelmonsters.de
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Deus Ex Review

von nEon, 09.03.2000

Wir schreiben das Jahr 2052 und die Welt hat sich zu einem gefährlichen Ort der Verwüstung verwandelt. Terroristen führen ihre tödlichen Anschläge unverdeckt aus und haben keine Scheu tausende von Menschen dabei zu töten. Doch Drogen, Krankheiten und Umweltverschmutzung töten noch viele Menschen mehr.

Die Weltwirtschaft steht kurz vor dem Kollaps und die Lücke zwischen den reichen und den armen Menschen ist auf die Größe des Grand Canyon angewachsen. Das schlimmste jedoch ist, dass sich eine uralte Verschwörung, die darauf erpicht ist die Weltherrschaft an sich zu reißen, dazu entschlossen hat, das es nun an der richtigen Zeit wäre, aus dem Schatten hervorzutreten und die Kontrolle zu übernehmen. Bisher glaubte niemand daran, dass sie existieren. Niemand, bis auf dich. In diesem spannenden Rollenspiel Abenteuer übernimmst du die Rolle eines der besten Anti-Terror Agenten, der durch eingepflanzte Nanotechnologie spezielle Fähigkeiten verliehen bekommt. Nun liegt es an dir, die Verschwörer davon abzuhalten ihre Ziele zu erreichen. Aber diese Welt ist eine Welt voller Lügen und Verrat, eine Welt wo nichts so ist, wie es zu sein scheint.

Ganze Nationen können sich scheinbar im Bruchteil einer Sekunde gegen dich wenden. Um erfolgreich bestehen zu können musst du um den ganzen Globus reisen, auf er Suche nach Wissen. Entwickle deinen Charakter so wie du es für richtig hälst, baue dir ein Netzwerk von Freunden auf, die dir helfen können, entscheide selbst, wann Strategie nötiger ist als Gewalt. Immer wenn du glaubst das Rätsel gelöst zu haben, das Spiel zu verstehen, begegnet dir ein neues, tieferes Geheimnis. Du wirst nie wissen, wem du vertrauen kannst, wer deine wahren Freunde sind. Wer sind die Verschwörer und wer sind die Unschuldigen? Vielleicht niemand... .

Wer wollte den nicht mal in die Rolle eines supercoolen Geheimagenten schlüpfen? Perfekt gestylt bewegt ihr euch dabei durch die dunklen Gasen von riesigen Betonmetropolen á la Blade Runner. In Deus Ex führt euch erneut der Kultdesigner Warren Spector in eine düstere und brutale Zukunftsversion. Jetzt ist es an der Zeit, den Part des coolen Agenten zu übernehmen. Ihr seit J.C.Denton.

Deus Ex spielt in einer düsteren, schmutzigen und kranken Welt im Jahre 2052. Man fühlt sich immer wieder an Ridley Scotts Blade Runner erinnert. Die untersten Schichten der Bevölkerung leben in der Gosse und ziehen sich Drogen rein, um ihrem Leid und dem Schicksal zu entkommen. Krankheiten und Seuchen raffen Millionen von Menschen dahin. Die Menschen haben Angst und setzten ihr Vertrauen und die Hoffung auf die Regierung. Doch diese schert sich nicht darum und reicht nicht einmal den kleinen Finger, um der unteren Schicht zu helfen. Lieber lässt man alle, die sich das Gegenmittel und die Behandlung nicht leisten können krepieren. Der "Graue Tod" ist die neuste Seuche. Dieser Virus frisst sich langsam durch alle Bevölkerungsschichten. Die Metropolen entwickeln sich immer mehr zu verlassenen Geisterstädten. Die Regierung hält bewusst das Gegenmittel "Ambrosia" zurück und zieht einfach nur zu. Es ist klar, dass sich einige Leute das nicht bieten lassen. Somit entstehen viele kleine Splittergruppen. Das Chaos ist dabei der Nährboden für die terroristischen Anschläge der Gruppen.

Eine neue Organisation wird von der UNO gegründet. J.C.Denton gehört zu dieser Anti-Terror-Einheit, genannt UNATCO (United Nations Anti-Terror Coalition). Die UNATCO gehört angeblich zu den "Guten". Laut eigenen Aussagen ist man bei dieser Organisation bestrebt, den Terroristen Einhalt zu gebieten. Die erste Mission muss man erst einmal die "kopflose" Freiheitsstatur von Terroristen befreien. Diese wurde in der Nähe des UNATCO Hauptquartiers von Terroristen der NSF besetzt. Vorerst wägt ihr euch noch von Auftrag zu Auftrag. Doch eines Tages findet er heraus, dass eurer Arbeitgeber in mehr verwickelt ist, als man an der matten Oberfläche erkennen kann. J.C. und sein Bruder Paul sind nur ein Experiment. Die ersten menschlichen Wesen denen Nanotechnologie eingepflanzt wurde. Diese verbessert die Schnelligkeit, Stärke etc. In der Welt von Deus Ex haben "Nano-Menschen" mit viel Diskriminierung zu kämpfen. Doch nun ist die Zeit reif, dieser entgegenzuwirken.

Genau so düster wie die Hintergrundstory, sind auch die Level von Deus Ex. Die Story spielt ausschließlich bei Nacht und das verleiht Deus Ex einen unheimlichen und düsteren Film-Noir-Flair. Die Level wirken alle sehr echt und glaubwürdig, da sie auf den ersten Blick sehr trist und farblos sind. Wer sich aber daran gewöhnt, möchte diesen dunklen Flair bald nicht mehr missen. An Schauplätzen kann man, die an die Originalschauplätze angelegten Levels, Hell's Kitchen oder den Battery Park von New York betretten. Weitere Stationen sind Hongkong und Paris. Zum Schluss geht's dann noch in den Hochsicherheitstrakt der Area 51 Basis, wo man vielleicht ein paar ausgestopfte Aliens sieht.

Grafisch ist Deus Ex gut gelungen. Als Grafikengine nutzt man die Unreal-Engine. Mit deren Hilfe konnten die Entwickler optisch eindrucksvolle Bauten und Außenbezirke erschaffen. Sei es nun Hongkong oder Paris. Man bemerkt das die Entwickler mit viel Liebe zum Detail die Story mit dem Leveldesign verbunden haben. Perfekt ist die Unreal-Engine jedoch nicht. Die Level besitzen alle recht viele Kanten und alles wirkt sehr eckig. Die Ladezeiten sind ebenfalls reichlich lang und die Unreal-Engine verlangt nach einer starken CPU und einer menge RAM. Dafür sind die Texturen der Umgebung und der Charaktere sehr schön anzusehen und durch das Bump-Mapping wirken sie äußerst realistisch. Die Animationen der Charaktere wirken dagegen etwas abgehakt. Haben dafür aber sehr gute Texturen zu bieten. Die Effekte sind schön anzusehen. Auf den Straßen werden z.B. Dinge wie Müll oder Rauch darstellt, die vom Wind in verschiedene Richtungen zerstreut werden.

Die dichte Atmosphäre wird durch die Soundkulisse und die Soundeffekte noch einmal richtig verstärkt. Die Musikuntermalung passt sich gut dem Geschehen an, die englischen Sprecher verstehen ihr Handwerk und die Geräuschkulisse ist stimmig. Insgesamt gehen die Sprecher sehr engagiert ans Werk. Die unterschiedlichen Waffensounds sind alle sehr realistisch und abwechslungsreich.

Die Steuerung des komplexen Spielgeschehens ist dabei jedoch denkbar einfach und schnell zu erlernen: Ganz wie in einem klassischen Ego-Shooter lenkt ihr den Hauptdarsteller mit der Maus und den Cursor-Tasten durch die ausgedehnten Spielszenarien, aktiviert Waffen und Ausrüstungsgegenstände mit der linken Maustaste und nutzt die rechte Taste, um Schalter zu betätigen, Objekte zu manipulieren oder Personen anzusprechen.

Deus Ex ist alles andere als ein Shooter. Blindes Geballere bringt absolut nichts, es sei den man will Frühzeitig aus dieser Welt scheiden. Vielmehr vereint es gekonnt Rollenspiel und Adventure Elemente in einem Shooter oder besser noch Taktik-Shooter. Die Welt die uns die Programmierer zeigen ist vollständig interaktiv. Es ist möglich mit jeglichen Gegenständen zu interagieren oder mit Personen zu reden, die auch mal mehr als nur einen Satz sagen. Gegenstände gibt es zuhauf in den Levels. Sei es einfach nur einen Schalter aktivieren oder Terminals, Computer bzw. Bankautomaten benutzen. Alles steht euch zur freien Verfügung. Steht ihr mal vor einer verschlossenen Tür, könnt ihr diese mit Hilfe von Dietrichen knacken. Mit Hilfe des Multitools, benötigt ihr keinen Code mehr. Man überbrückt einfach das Schloss und das war's. Wisst ihr z.B. mal nicht das richtige Passwort oder fehlt euch der Login Name, so hackt ihr euch einfach in die unterschiedlichten Terminals ein. Hebt vielleicht etwas Geld ab oder erfahrt wichtige und geheime Informationen. Denton kann sich in fast alle Computerterminal hacken, um z.B. Militärroboter oder Sicherheitskameras lahm zu legen. Alle Dinge lassen sich hierbei sinnvoll benutzen.

Jeder Ort ist sehr detailliert und realistisch dargestellt. Die Entwickler versuchen hierbei einen linearen Spielaufbau zu vermeiden. Dadurch wird das Spiel viel Variabler und man kann seine Missionen auf unterschiedlichste Art und Weise lösen. Man kann hier in unterschiedliche Typen unterscheiden. Der Rambotyp löst seine Probleme mit roher Waffengewalt. Der Schleichtyp sucht sich einen Hintereingang und infiltriert allmählich das Gebäude und bleibt dabei möglichst unentdeckt. Die Computerspezialisten hacken sich in Computer und schalten Kameras aus und deaktivieren die Sicherheitsbots, um unbeschadet an ihr Ziel zu kommen. Und letztendlich, die Labertasche. Dieser quetscht allmählich etliche Personen aus, um Passwörter und Zugangsdaten zu bekommen. Trotzdem muss man vielleicht den einen oder anderen umlegen um ans Ziel zu kommen. Alle Missionen können aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise gelöst werden und hängen jeweils von der aktuellen Spielsituation und euren Fähigkeiten ab. Diese dynamische, offene Struktur zieht sich durch das ganze Spiel. Ab und zu sind aber auch kleine Hüpfeinlagen á la Half-Life zu bewältigen.

Im Spiel nutzt J.C. ein nettes "kleines" Waffenarsenal, um den Feinden gegenüberzutreten. 25 unterschiedliche Waffenarten stehen euch zu Verfügung. Die Waffen reichen vom Elektroschocker oder Pfefferspray bis hin zur Schrotflinte, diversen MGs, leichten Feuerwaffen, Sniperrifle oder dem Plasmawerfer bzw. Raketenwerfer. Es ist alles dabei, was das Actionherz begehrt. Mit bestimmten Upgrades ist es mögliche seine Lieblingswaffe noch starker zu machen. Verpasst ihr z.B. ein Zielfernrohr oder ein größeres Magazin bzw. verringert den Rückstoß der Waffe.

Deus Ex bietet aber nicht nur Action und Adventure Elemente. Auch der Rollenspielanteil kommt hier nicht zu kurz. Sehr wichtig für den Verlauf des Spiels ist die Charakterentwicklung. Diese ist bekannt aus den Rollenspielen wie z.B. Baldur's Gate oder Planescape Torment. Die Charakterentwicklung ist ganz ähnlich wie bei den eben genannten Rollenspielen und gehört ebenfalls zu den prägenden Elementen von Deus Ex. Erreicht J.C. Denton z. B. wichtige Missionsziele (primär oder sekundär) oder bestimme versteckte Abschnitte, bekommt er Erfahrungspunkte gutgeschrieben. Diese kann er nun dazu einsetzen, um seine 11 Fertigkeiten vierstufig, vom Untrainiert bis hin zum Veteran, auszubilden. Kategorien wie z.B. Waffen- oder Nahkampffähigkeiten oder auch das Computer- bzw. Schlossertalent wird gefördert. Ihr könnt frei wählen. Das wirkt sich deutlich auf die Spielweise aus. So kann man sich z.B. zum Waffen bzw. Nahkampfspezialisten entwickeln oder in eine ganz andere Richtung hin tendieren. Man kann auch ein Spezialist beim Hacken von Terminals werden. Mit dieser Fähigkeit, kann man bequem Sicherheitsterminals hacken oder in andere Systeme eindringen.

Man kann sich aber auch nette kleine Implantate einpflanzen lassen. Dies ist der 2te Schritt. Die Implantate werden operativ angebracht und können nicht mehr entfernt werden, wenn sie einmal "installiert" sind. Die Implantate können an verschiedene Organe angebracht werden. Ihr habt hierbei die Auswahl zwischen 15 weiteren unterschiedlichen Fähigkeiten. Diese können mittels eines Updates gesteigert werden. Es ist nun möglich höher zuspringen oder von Häusern zu springen ohne jeglichen Schaden zu nehmen. Diese Upgrades verbrauchen jedoch wertvolle Energie. Diese ist nur begrenzt vorhanden und kann mittels eines Roboters oder blauen Batterien aufgeladen werden.

Meisterwerk mit Macken

Leider hat dieses Meisterwerk auch mit ein paar kleinen Problemchen zu kämpfen. Größtes Hauptmanko dürfte die K.I. der Gegner sein. Die Gegner verhalten sich manchmal etwas seltsam. In Kämpfen hat man das Gefühl, dass die Gegner nur wirr herumrennen und versuchen sich vor den Spieler zu werfen. Die Feinde reagieren dafür auf Geräusche oder Attacken und sie setzen auch mal unterschiedliche Waffentypen ein. Vom Teamplay der Gegner ist kaum etwas zu sehen. Manchmal laden die Gegner ihre Waffe nach, ohne sich vorher Deckung zu suchen. Aber was soll's. Ist trotzdem ein spitzen Game.

Deus Ex

Entwickler Ion Storm
Publisher Eidos Interactive
Genre Ego-Shooter-Rollenspiel
dt. Version gekürzt nein
Release 22.06.2000
System PC
Fazit von nEon

Deus Ex ist ein überragendes Spiel. Denn Leuten von Ion Storm ist es gelungen, ein packendes Spiel auf den Bildschirm zu zaubern. Was uns Warren Spector an Spielkomplexität abgeliefert hat, ist wieder einmal äußerst beeindruckend. In Deus Ex wird eine düstere und glaubwürdige, kinoreife Story dem Spieler geboten. Es werden gekonnt die unterschiedlichen Design-Prinzipen eines Rollenspiels, Adventures und Action-Shooters vermischt.

Alles ist sehr komplex und bietet völlig unterschiedliche Lösungswege. Trotz der leichten Grafikschwäche mangelt es nicht an Atmosphäre. Die Level werden alle durch die Dunkelheit geprägt. Somit schafft die Programmierer es, eine dichte und düstere Atmosphäre zu schaffen. Deus Ex spielt ausschließlich bei Nacht und man fühlt sich etwas an "The Thief" oder "System Shock 2" (ebenfalls von Warren Spector) erinnert. Warren Spector hat uns mit Deus Ex wieder einmal ein Meisterwerk abgeliefert, bei dem man immer wieder aufs neue überrascht wird. Die detailverliebten Charaktere und die komplexe Hintergrundstory tragen einen großen Teil dazu bei, dass der Spieler für Wochen an das Spiel gefesselt wird. "The choice are yours and so are the consequences."

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