ComancheMan's Kinojahrescharts 2013 - Teil 2 - pixelmonsters.de

ComancheMan's Kinojahrescharts 2013 - Teil 2

von ComancheMan,

Weiter geht es mit meinen Top Ten des Kinojahres 2013.

Gravity

Das große, realistische Weltraum-Kino ist also zurück. Wo kam das denn auf einmal her?! Und plötzlich mauserte sich der Streifen dank seiner Stars Sandra Bullock und George Clooney zum Sommerhit der erwachseneren Zielgruppe. Die aufgebaute riesengroße Erwartungshaltung konnte er dann nur auf der optischen Ebene erfüllen. Dieser Film ist wirklich die Einlösung der großen Versprechungen des 3D-Kinos, eine richtige optische Achterbahnfahrt, die bestimmt nicht an jedermanns Magen spurlos vorbeigegangen ist. Auch Mrs. Bullock zeigt hier eine beeindruckende Kraftleistung als Lost-in-Space-Astronautin mit Psychoproblem.

Wenn man mal die Zeit findet durchzuatmen und hinter die bunte Fahrt zu sehen, kann man dem Film seine rechte dünne Story vorwerfen, da hier eigentlich kaum Handlung vorliegt und das Ganze mehr eine große, einzige verbundene Action-Szene ist. Damit konnte ich zwar noch leben, doch als Weltraum-Nerd hatte mich noch mehr geärgert, wie hier ein Realismus behauptet wird, der recht viele logische und inhaltliche Fehler aufweist. Ansehen sollte man den Film dennoch ruhig immer mal wieder, und wenn man es nur deswegen tut, um den immer wieder faszinierenden Blick von außen auf unseren Planet zu erneuern.

Zero Dark Thirty

Katherine Bigelows politisch verarbeitenden Film über die Suche und Eliminierung von Osama bin Laden, Amerikas Stadtsfeind Nummer Eins, kam im Frühjahr als bierenrster Thriller daher. Und er zog sich in seiner ersten Stunde auch zäh wie Leder wenn man über Jahre die spröde CIA-Agentin ohne viel Privatleben in Persona von Jessica Chestain bei der Recherche begleitet. Natürlich ziehen die Agenten dabei auch ab und zu mal das Mittel der Folter zu Informationsgewinnung heran, aber das bringt weder ihnen inhaltlich noch dem Zuschauer dramaturgisch was. Außer einem sehr ungutem Gefühl natürlich. Bei ihrer Suche muss die Protagonistin dann auch einige berufliche Rückschläge hinnehmen, was den Film in seiner zermürbenden Art auch sehr realistisch wirken lässt. Das letztendlich Finden des Ziel scheint mehr den Zufall geschuldet zu sein. Warum der Film trotz seiner anstrengenden Art dennoch eine Empfehlung wert sein kann, liegt einzig und allein an seiner sehr spannenden letzten halben Stunden, die die eigentliche Erstürmung des Verstecks minutiös schildert. Diese Seek-and-Kill-Mission lässt im Vergleich wirklich jede Call-of-Duty-Mission wie einen Kleinkindgeburtstag dar stehen. Aber die Triumphatoren im Geheimen können vor dem realen Hintergrund eben auch keinerlei Anerkennung erwarten und erhalten.

Evil Dead

Oh, dieses Remake eines Horrorfilmklassikers kam supersaftig daher, für den Film wurde vermutlich das Kunstblut gleich Lasterweise rangekarrt. Was den Film sonst angeht musste man als Fan der einzigartigen Originals ja begründete Angst haben, dass das hier nichts werden würde. Schön, bei dem Thema auch mal enttäuscht zu werden. Das neue Remake entfernt sich zwar trotz gleicher Story (die so auch in jedem anderen Cabin-in-the-Woods-Horrorfilm gleich ist) relativ frei von der Vorlage und verliert dabei auch Wichtiges, steht dennoch aber ausreichend für sich selbst. Die Zweifel kommen auf, ob der Film nicht eines der Remakes ist, wo man sich fragt warum es keinen eigenen Titel tragen durften. Die Kraft dafür hätte Evil Dead jedenfalls. Das prägende Element des Humors im Original kommt hier auch ziemlich unter die Räder bei all dem Gemetzel und Psychohorror. Dennoch ist die Geschichte spannend, die Wendungen sehr schockierend und die Horroreffekte intensiv wie lange nicht mehr. Überhaupt kein Film für Zartbesaitete, aber im Horrorgenre ein echtes Highlight. Und außerdem laut Ash auch grovy!

Der Hobbit - Smaugs Einöde

Der Saga zweiter Teil findet sich hier überraschend weit hinten platziert in meinen Charts wieder, insbesondere im Vergleich zum (nur!) leicht schwächerem, aber deutlich besser platzierten ersten Teil letztes Jahr. Ich muss vorab bemerken, dass das nur an der stärkeren Konkurrenz dieses Jahr liegt.

Dem Film selbst muss ich dennoch aber wieder seine zeitliche Aufteilung ankreiden. mit Hinblick auf den unvermeidlichen dritten Teil zog man das Ausgangsmaterial arg in die Länge und dichtete fröhlich dazu. Das führte auch zu einem überlangen Teil 2, dessen erstes Drittel wirklich langweilig ist. Und das ist der Fall, obwohl Peter Jackson keine Zeit darauf verschwendet die Zuschauer nochmal neu nach dem langen Jahr an die Figuren heranzuführen oder zurückzublicken. Die ernsthaft nett gemachten Actionszenen starten erst ab der Hälfte mit einer erinnerungswürdigen wilden Flucht in einem Fluss. Die neuen Charaktere sind nicht alle so toll wie erwartet, so z.B. Tauriel und Legolas, aber der Helfer der Zwerge, Bard, und natürlich auch der supercoole Drache Smaug (Benedict Cumberpatch) reißen am Ende dann richtig viel wieder raus. Nach dem was mit Smaug in diesem zweiten Teil gegen Ende passiert, wird die Frage nach einem gelungenen dritten Abschluß-Teil umso bohrender.

Insgesamt eine spannende Abenteuer-Achterbahnfahrt, auch für Kinder. Aber wegen der schon jetzt heftigen Länge brauche ich dann doch keinen deftigeren Director’s Cut mehr.

Django Unchained

Tarantinos Western-Explotation-Film war einer der erfreulicheren Lichtblicke am Anfang des Jahres. Er enttäuschte in letzter Zeit eigentlich nicht mehr, höchstens dass er nicht mehr ganz die Höhen seiner frühen Klassiker erreicht. Aber was will man mit einem Überdarsteller wie Christoph Waltz auch falsch machen. Ok, sein Dr. King Schulz ist doch schon recht nah an der Figur des Hans Landa, nur diesmal auf der guten Seite. Leo DiCaprio hingegen war auch ein sehr gelungener böser Antagonist. Der Film ergab bis auf das ziemlich übertriebene, sinnlos gore-rige Ende, doch einen schönen, stimmigen, humorvollen, modernen Western ab, der einfach Spaß machte. Ach ja, auch der Soundtrack ist natürlich ohne Diskussion wieder mal genial geworden. Wenn QT bei seinem aktuellen Stil bleibt, können wir nur hoffen, dass er noch viele Jahre weitermacht, um uns mit solchen Perlen zu erfreuen.

The World's End

World’s End ist ein unheimlich lustiger Film von Edgar Wright aus seiner Cornetto-Triologie über Freundschaft, Biersaufen und die persönliche Weiterentwicklung im Leben. Beziehungsweise das Fehlen dieser. Simon Pegg lädt seine Freunde nochmal in die alte Heimat ein um die legendären 12 Pubs des Örtchens durchzutrinken; wie früher eben. Dabei stellt er fest, dass sich nicht nur die Pubs verändert haben, sondern auch die Bewohner der Stadt und dass diese zur Bedrohung werden.

Das Trio Wright, Pegg und Nick Frost zeigt sich mal wieder in gewohnter Höchstform, auch wenn der Film am Anfang wegen der unsympathischen Hauptfigur ein paar Minuten braucht um wieder in Schwung zu kommen. Wenn aber erstmal die ersten Bier geflossen sind, nehmen auch der Humor, die Peinlichkeiten und die Absurditäten ihren Lauf und man fühlt sich wie unter alten Freunden.

Es mag Leute geben, die diesen Humor grundsätzlich doof finden, diese haben wahrscheinlich auch eher wenig Spaß im Leben. Ein toller Film, der trotz und wegen seiner irrer Logik und Handlung ein super Abenteuer bietet. Und deren Prämisse sich ja gerade anbietet für eigene Abenteuer durch die örtlichen Bars! ;-)

Silver Linings - Wenn Du mir, dann ich Dir

In dieser ungewöhnlichen Romanze über “beschädigte” Typen konnten sowohl die Gewinnerin des Jahres, Jennifer Lawrence, als auch Bradley Cooper richtig tolle schauspielerische Leistungen abliefern. Sie spielt eine junge Witwe, die ihren Schmerz mit häufigem Sex betäubt und er einen schlagkräftigen Choleriker, der gerade aus der Therapie kommt. Daraufhin versucht er weiter an sich zu arbeiten um seine Ex-Frau zurückzuerobern, was aber sehr schwierig ist. Die Verbindung zwischen den Hauptdarstellern sind seine Eltern, grandios gestört gespielt von De Niro und Jackie Weaver. Durch ein gemeinsames Tanztraining und den Football-Wahn seines Vaters entwickeln sich dann aber Verbindungen zwischen Coopers und Lawrences Charakteren.

Das Talent des Regisseurs zeigt sich in diesen Film auch über komödiantische Zwischentöne, die es möglich machen unsympathische Typen als Protagonisten anzunehmen als Identifikationsfiguren anzunehmen. Es ist ohnehin komisch, dass man dem Film die Figuren ob des riesigen Altersunterschieds ihrer Darsteller abnimmt. Aber das passiert und man sieht eine sehr schöne, wohl größtmögliche Annäherung einer romantischen Hollywood-Dramödie an echte Menschen.

Spring Breakers

Im Ansatz erscheint Spring Breakers zunächst wie eine billige Altherren-Fantasie über freizügige Teens beim Springbreak in Florida. Eigentlich geht es darin um vier sehr junge Mädels, die ihren illegal erkämpften Traum vom perfekten Spring Break, jede Menge Drogen, Musik und auch freizügiges Verhalten leben. Im Filmverlauf erweist sich die Vorstellung der Mädchen jedoch ziemlich schnell als reine Fassade hinter der Abgründe wie ein sehr durchgeknallter James Franco in der Figur des schmierigen Drogendealers Alien lauern. Die Girls wissen sich jedoch intuitiv ihre Situation und auch ihre Körper so einzusetzen, dass sie für sich den Traum weiterleben können, auch wenn sie dabei viel verlieren.

Nach weiterer Überlegung erkennt man irgendwann Spring Breakers doch als eine vielschichtige, hintersinnige Alptraum-Collage über eine neue Generation Amerikaner und deren sehr simple, verschobene Wertvorstellung. Meisterlich inszeniert mit fieberiger Drogen- und Reality-Optik und Dubstep-Sound entsteht daraus ein Sogfilm mit ganz einzigartiger Faszination. Und man wird Britney-Spears-Songs nie wieder wie vorher hören können.

Pacific Rim

Bei diesem Monster-Mash-Movie hatte ich im Sommer mal so richtig Spaß obwohl die Story von Pacific Rim auch dem Fiebertraum eines 12-Jährigen entsprungen sein könnte. Im Kern geht es bei der Pacifim Rim um nicht weniger als die Verhinderung der Vernichtung der Erde durch außerdimensionale Riesenmonster, die von den Menschen mit Riesenkampfrobotern bekämpft werden. Dabei muss man dann auch gerne mal ab und zu die Physik ignorieren. Leider stellen sich auch die Figuren als kaum mehr denn als einfache Schablonen dar. Nichtsdestotrotz war es schön zu sehen, dass es auch anderen Menschen wie dem Regisseur del Toro wie mir ging und sie von Zeit zu Zeit gerne mal ihr inneres Kind wieder erwachen lassen. Wenn man dann noch so viel Budget dafür zur Verfügung hat und man das Beste der westlichen und japanischen SciFi-Kultur vereinen kann, kann man nur von einer sehr glücklichen Fügung sprechen.
Obwohl der Film ein klein wenig unter den erwarteten Einspielergebnissen geblieben ist, scheint eine Fortsetzung relativ sicher. Falls es dazu kommt, darf ich dann noch weiteres Mal das Kind rauslassen, was mich sehr freuen würde.

Der große Gatsby

Meine Schwäche für Baz Lurmans ausladenden epischen Erzählstil wird hiermit immer offensichtlicher.

In dieser Verfilmung eines Roman-Klassikers setzt er für sich zwei der derzeit besten Schauspieler in Form von Leonardo DiCaprio, Carey Mulligan und Tobey Maguire ein. Mit diesen erzählt er nicht nur eine traurigsten Liebesgeschichten des letzten Jahres, sondern schafft es nebenbei auch vor dem Hintergrund der goldenen Zwanziger ein großes Sozialbildnis mit viel deutlicher Kritik an der heutigem Oberschicht zu inszenieren. In der Inszenierung zeigt er ebenso mal wieder eine seiner ganz großen Stärken indem er die pompösen Parties des Mr. Gatsby mit einer scheinbaren Leichtigkeit einfängt, dass man direkt hineingezogen wird. Großen Anteil daran hat auch der gekonnt auf Swing getrimmte Soundtrack aus heutigen Popsongs. Zu den Tönen von Lana del Rey gelingt es ihm aber eben auch die andere Seite des Protz melancholisch zu beleuchten und so mehr hinter die Fassaden der facettenreichen Figuren zu schauen. Dass das ganze Werk dabei teils von Sitcom zum großen Epos gewollt sprunghaft seine Farbe wechselt, macht den Film nur noch faszinierender. Schönes, bombastisches Erzählkino über Täuschungen und Enttäuschungen.

Fazit

Ich bin froh, dass 2013 im Kino so ein reichhaltiges Filmjahr für mich war wie lange nicht mehr. Trotzdem sind mir natürlich wieder einige Perlen entgangen, die ich dringend noch nachholen muss. Die Wichtigsten davon sind:

Verpasstes:
Star Trek Into Darkness
The Place Beyond the Pines
Wolverine - Weg des Kriegers
Kick-Ass 2
The Congress
Rush - Alles für den Sieg
Die Tribute von Panem - Catching Fire

Und hier meine Hoffnungen für 2014:
The Wolf of Wall Street
American Hustle
Godzilla
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
Sin City - A Dame To Kill For
Interstellar
Der Hobbit: Hin und zurück

Kotzreiz 2014: trist-graue, bierernste Bibelstunden wie Noah

Ich hatte zwar schon letztes Jahr bei meinen abschließenden Wörter gedacht, dass es ab 2013 nur noch besser werden kann. Leider stimmte das im letzten Jahr nur fürs Kino. Schön war auch zu sehen, dass inzwischen die modern digitale Technik endlich selbstverständlich eingesetzt wird und fantastische Bilderwelten wie in Gravity kein unlösbares Problem mehr sind. Das jedoch Action und Effekte für einen Mega-Blockbuster nicht mehr reichen war auch angenehm zu beobachten, so wie viele der sogenannten “Zeltstangen”-Megablockbuster der Studios eingebrochen sind. Hollywood muss langsam ernsthaft eine Antwort auf die modernen Über-TV-Serien finden, vielleicht ja mit mehr Wagnis im Indie-Bereich. Schön wär’s.

Politisch bleibe ich bei meinem Wunsch des letztes Jahres, dass es ja nach dem NSA-Skandal und Merkels problematischen Erfolgen hoffentlich nur besser werden kann. Allerdings kann man ja auch nicht wissen, was der Snowden noch so offenbart.

Ihr solltet Euch jedenfalls möglichst wenig überwachen lassen, auch im Kino nicht.

Schönes 2014 mit den neuen Filmen!


Der Große Gatsby
The Great Gatsby

Produktion Australien 2013
Laufzeit 142 Minuten
Kinostart 16. Mai 2013