Iron Sky: Angriff der Mondnazis - pixelmonsters.de
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Iron Sky

von Olaf,

Die Erwartungen der Fangemeinde waren hoch. Auf der Berlinale 2012 waren sämtliche Vorstellungen schnell ausverkauft. Nicht zuletzt mit einem durch das Web 2.0 revolutioniertes Finanzierungskonzept (Crowd-Funding) und einer im Social Network begleitenden PR-Kampagne trieben die Macher des Films die Spannung auf die Spitze.
Doch worum geht es eigentlich?

Wir schreiben das Jahr 2018. Die Präsidentin der USA (Stephanie Paul) befindet sich im Wahlkampf. Als PR-Aktion lässt sie Model James Washington (Christopher Kirby) mit einem anderen Astronauten auf dem Mond landen. Zufällig entdecken die beiden ein riesiges Bergwerk. Doch bevor sie Details ihrer Entdeckung zur Erde funken können, wird der zweite Astronaut von der Mond-SS getötet, die Landefähre gesprengt und Washington festgenommen. Während seines Verhörs werden alle Beteiligten überrascht. Zunächst Washington, der sich in einer Nazi-Mondbasis wiederfindet und sich im falschen Film glaubt, und dann der Führer Wolfgang Kortzfleisch (Udo Kier), der zunächst feststellt dass sein Gefangener ein Schwarzer ist und dass es auf der Erde Smartphones gibt. Eine Überprüfung dieses seltsamen Gerätes durch die Einstein-Parodie Doktor Richter (Tilo Prückner) ergibt, dass dieses kleine Ding mehr Rechenleistung aufbringt als sein antiquierter Riesencomputer. Nun kann die „Götterdämmerung“, eine riesige überdimensionierte Flugscheibe, endlich in Gang gesetzt werden. Doch bevor es zum Start kommt versagt der Akku. Kortzfleisch beauftragt den ebenfalls anwesenden SS-Offizier Klaus Adler (Götz Otto) mit der Beschaffung weiterer Smartphones von der Erde. Adler, der als Führer-Anwärter gilt, holt die Erdenspezialistin und seine Braut in spe Renate Richter (Julia Dietze) aus dem Schulunterricht um den Gefangenen zu verhören. Einen Fluchtversuch später findet dieser sich auf einer Liege geschnallt wieder und wird von Doktor Richter „albinisiert“. Adler, Richter und der geweißte Washington fliegen in einer Flugscheibe zur Erde um neue Smartphones zu holen. Auf der Suche nach dem Präsidenten der „United States of the Americas“ (zit. nach Klaus Adler) entführen sie die PR-Managerin Vivian Wagner (Peta Sergeant), die für die Wiederwahl Sarah Palins aka „die Präsidentin“ eine Kampagne starten soll. Die anfängliche Abneigung Vivian Wagners weicht immer mehr ihrer sexueller Begierde gegenüber Adlers Alphamännchen-Gehabe, der sich zunehmend als Führer sieht.
Zwischenzeitlich verlieren sich die drei Protagonisten. Während die PR-Spezialistin Adler für ihre Kampagne einspannt und die Naziideologie als perfekte Angstkampagne für eine Wiederwahl der Präsidentin ausschlachten will, irren Renate und James durch die Großstadt. Dass Renate ihre Nazi-Uniform nicht ablegt muss nicht weiter kommentiert werden. Stets im festen Glauben das die Swastika ein Friedenssymbol sei (im indischen Raum gilt es als Glücksbringer, wie später im Film noch kurz erklärt wird), versucht sie James vom Nationalsozialismus zu überzeugen, der ihr wiederum die historischen Gegebenheiten zu erklären versucht. Ein Besuch im Film „Der große Diktator“ scheint ihren Glauben zu erschüttern, kannte Renate doch nur einen 10-minütigen Zusammenschnitt von Chaplins Tanz mit der Weltkugel. Der Rest des Films ist schnell erzählt und das Ende vorhersehbar. Nur der Weg dorthin wird flankiert von Filmzitaten und Kritik am politischen System.

Mit brachialer Komik werden aktuelle politische Gegebenheiten karikiert. Zum Beispiel die USA als immerwährender und einziger Weltenretter, dessen Eigennutz sich stets am Ende von Kriegen offenbart. Völlig egal, ob Hilfe von anderen Nationen kam. Die USA bestimmen einfach alles zu ihrem Eigentum, was wiederum zum Unmut bei den anderen Nationen führt. Schließlich bekämpfen sich die Nationen gegenseitig. Einfacher und direkter kann man Außenpolitik nicht erklären. Neben der Kritik am politischen System kommen auch einige Filmzitate zum Zuge. So flüchtet Renate Richter auf einem kanonenkugelartigen Rettungsboot, wie einst Hans Albers 1943 in Münchhausen auf einer Kanonenkugel flog. Das US-Raumschiff kommt, wie so häufig das Raumschiff Enterprise, beim ersten Treffer in Schieflage. Die Mondnazis greifen mit Weltraum-Zeppelinen und fliegenden Scheiben an, die an Sternenzerstörer und Zylonenjäger erinnern.

Iron Sky


Produktion Finnland 2011
Laufzeit 93 Minuten
Kinostart 5. April 2012
Fazit von Olaf

Iron Sky sieht sich als politisch unkorrekte Zukunftsutopie. Der Titel, schreibt man ihn zusammen und spricht ihn auf Deutsch mit Betonung auf dem ´o´ aus, erhält man das slawisch klingende Wort ´Ironsky´. Damit verdeutlichen die Macher ihren satirischen Anspruch. Mythen werden aufgegriffen und demontiert, so zum Beispiel dass sich vereinzelte Nazis auf Neuschwabenland am Südpol hatten retten können und nicht zuletzt die Produktion sogenannter Nurflügel-Flugfleuge oder Scheibenflugzeuge. Diese wurden tatsächlich geplant und teilweise als Prototypen gebaut (z.B. der Horten IX), doch führt es an dieser Stelle zu weit näher darauf einzugehen. Die politische Kritik des Films sollte nicht überbewertet werden. Hier wird mit einer menschenverachtenden Ideologie gespielt, die, so auch eine Kritik des Films, nach wie vor Menschen in ihren Bann zieht. Insbesondere die Mythenbildung, auf die sich der Nationalsozialismus aufgrund seiner bis heute nachwirkenden Propaganda stützt, sorgt für ein verwässertes Bild der Naziideologie. Iron Sky wartet, trotz seines vergleichsweise geringen Budgets, mit aufwändiger Tricktechnik auf. Die Pointen werden mit brachialer Gewalt gesetzt, kommen aber so überraschend daher, dass man sich amüsieren muss. Götz Otto spielt den Nazi Klaus Adler mit einem einzigen Gesichtsausdruck und so übertrieben, dass man einfach nur darüber lachen kann. Zum Glück versucht er nicht Christoph Waltz´ Intellektuellennazi Hans Landa aus Inglorious Basterds zu imitieren, sondern konzentriert sich auf die Überspitzung seiner Rolle als Haudrauf-Nazi. Der auf Trashfilme abonnierte Udo Kier spielt mit einem solchen Minimalismus das man sich fragen muss warum er eigentlich dabei ist. Julia Dietze verleiht ihrer Figur Renate Richter noch am ehesten eine gewisse Tiefe. Zur Sarah Palin-Karikatur muss man nicht viel sagen, eben so wenig zu Peta Sergeant und Christopher Kirby, die mehr oder weniger als Anspielstationen der genannten Drei agieren. Insgesamt ist Iron Sky ein sehr unterhaltsamer Film, den man in der Originalfassung sehen muss. Seine Qualität liegt vor allem darin, dass die Geschichte, trotz ihrer logischen Mängel, funktioniert und darüber hinaus sehr unterhaltsam ist. Wer einen Film mit politischen und historischen Korrektheiten erwartet ist hier falsch. Wären die Macher keine Finnen, könnte man meinen der Film käme aus England so wie er teils an Monty Python erinnert.

7
/ 10