Terminator - Die Erlösung: Ein letztes bisschen Menschlichkeit - pixelmonsters.de
Terminator - Die Erlösung - Header

Terminator - Die Erlösung

von ComancheMan,

Im Zuge der Neubelebung alter Filmmarken, die längst ohne jeden Respekt alles treffen können, kam es dieses Jahr nun auch zum Versuch die Terminator-Saga im Kino mit neuem Ansatz fortzuführen. Dass sowohl der letzte dritte Teil eher kein echtes Glanzstück war, sowie dass sich die noch recht aktuelle, eigentlich ambitionierte Serie um Sarah Connor und Sohn dramaturgisch schnell ins Quoten-Aus spielte, wurde dabei großzügig übersehen. Andererseits hatte auch das Skript dieses neuen vierten Films schon mehr Anläufe und Änderungen gesehen, als normalerweise für Filme gut ist.

Die Erzählung startet noch in unserer Gegenwart kurz vor der Hinrichtung des reumütigen Mörders Marcus Wright. Er lässt sich allerdings zuvor dazu überreden seinen Körper nach seinem Tod der Firma Cyberdyne zu spenden, also den späteren Erschaffern des erbarmungslosen Skynet, dem Computernetzwerk, das die Menschheit am sog. Judgement Day vernichten wird. Dieses apokalyptische Ereignis wird dann durch grafische Animationen mehr oder weniger übersprungen, bevor der Film etliche Jahre danach fortfährt und den Zuschauer Zeuge eines Krieges zwischen den verbleibenden Menschen und den Maschinen werden lässt.
John Connor (Christian Bale) ist der Anführer einer Widerstandsgruppe und wird gleich zu Beginn in der vielleicht besten Actionszene des ganzen Films in eine Falle gelockt, die seine komplette Einheit bis auf ihn auslöscht. Er gewinnt allerdings die Information, dass Skynet ab nun menschenähnliche Terminatoren baut (Also das Modell, welches auch Schwarzenegger damals verkörperte. Menschenähnlich, ja nee, is’ klar!). Um das weiter zu geben, sucht er den Kontakt zur Führung der Menschen. Unterdessen entsteigt den Trümmern des Schlachtfelds Marcus Wright aus dem Prolog des Films und ist trotz schwerer Verletzungen wohlauf. Die erste Person, die der desorientierte, erinnerungslose Wright daraufhin trifft ist Kyle Reese. Reese ist der spätere Soldat, der im ersten Terminator-Film von Connor in die Vergangenheit geschickt wurde, um dessen Mutter Sarah zu schützen. Im alten Film hatte er sie aber auch geschwängert und wurde somit der Vater von Connor und erschuf nebenbei ein Zeitparadox. Reese weiß zu diesem Zeitpunkt davon natürlich noch nichts, im Gegensatz zu Skynet (warum auch immer?!). Das hat somit Reese noch vor John Connor auf der Abschussliste. Und somit geht das klassische Spiel der Saga wieder los, bei dem ein „Elternteil“ von Connor vor der Terminierung geschützt werden muss, damit er überhaupt geboren werden kann.
Wright hingegen muss später beim Zusammentreffen mit dem Widerstand realisieren, dass auch er eine Maschine ist, obwohl er bisher ein Mensch zu sein glaubte. Zwar will Connor ihn anfänglich vernichten, muss seinerseits doch bald einsehen, dass er auf die Zusammenarbeit mit diesem Insider angewiesen ist. Denn er hat jetzt den Plan noch vor einem verheerenden Angriff der Menschen auf eine Skynet-Zentrale dort einzudringen und zu Forschungszwecken gefangene Menschen zu befreien, unter denen leider auch sein Vater in Spe Kyle Reese ist. So kämpfen Connor und Wright mit selbstzerstörerischen Kurs einen Kampf um die eigene Identität und um die Existenz der Menschheit zu retten.

Bevor Terminator: Salvation überhaupt in Produktion ging, hatte der Film nicht nur Probleme mit den nicht sonderlich ausgefeilten Skriptvorschlägen zu bestehen. Auch kamen verschiedenste andere Belastungen wie ein Wechsel der Rechteinhaber, die Suche nach einer Cast jenseits von Schwarzenegger, der nachvollziehbar nicht abkömmlich war, und die Besetzung eines Produktionskopf für die Regie dazu. Für Letzteres ließ sich der Charlie’s Angel Regisseur McG verpflichten, den die Fans erst sehr skeptisch aufnahmen. Trotz gewisser Qualitäten konnte er das Endergebnis wegen der vermurksten Vorraussetzungen jedoch kaum noch in höchste Qualität retten.
Als Kern der Probleme stößt man immer wieder auf die Handlung, die einem die Saga hier verkaufen will. Versucht man einmal die vielfältigen Vorgeschichten des neuen Teils zu chronologisieren muss man zwangsläufig im Chaos des Storytelling mit alternativen Zeitlinien enden. Zwar findet sich der Ansatz für die Logikfehler schon in Terminator 2, Teil 3 und die Sarah Connor Chronicles aber haben die sinnvolle Struktur dann letztlich geflissentlich ignoriert und teils frei uminterpretiert. Terminator: Salvation macht das alles nun noch ein bisschen schlimmer, der eigene Anteil an der Problematik ist dennoch gering. Ignoriert man die verworrenen Zusammenhänge der guten Action zuliebe bleibt die auch nicht gerade feinsinnig erzählte Geschichte zweier Soldaten in einem kaltblütigen Krieg. Die reißt den Zuschauer spannungsmäßig schon mit, lotet aber emotionale Seiten nur oberflächlich aus.

Das die Gefühlswelt nicht in voller Tiefe zu erkennen ist, haben sich durchaus auch die Schauspieler zuzuschreiben. Christian Bale hält hier leider nicht den Ruf, den er sich mühsam erarbeitet hat. Nicht nur war er selbst vom ursprünglichen Skript nicht voll überzeugt, der eigens initiierte Rollenwechsel vom Hybrid-Terminator zu John Connor schadet dem Film eher. Sam Worthington schafft es dementsprechend leicht die deutlich reizvollere Rolle des Hybriden interessanter darzustellen als die von Bale’s John Connor, der einfach oberflächlich bleibt. Unser neuer Checkov Anton Yelchin zeigt die andere sehenswerte Leistung des Streifens. Der Rest der Schauspieler ist kaum der Rede wert. Die Frauenrollen sind hier nur entweder einfältig oder als optische Bereichung eingesetzt. Schlimmer sind aber die Gastauftritte von Michael Ironside und einem Animations-Arnold, die das Ganze nahe an ein B-Movie-Schauspiel treiben. Bale meinte in einem Interview einmal sehr richtig, dass wohl die Terminatoren die eigentlichen Darsteller des Films wären.

Schön bei mechanischen Kampfmaschinen ist, dass im Film nur diese computeranimiert wurden, bei denen es ausgehend vom Design nicht anders ging. Gerade beim Riesenroboter „Harvester“ fällt es aber schwer bei den Computerbildern nicht an Transformers zu denken. Auch bei einigen anderen neu designten Modellen ist deren Nützlichkeit durchaus fragwürdig, die humanoiden Modelle sind aber durchgehend, was man von ihnen erwartet: sie sind schön schaurig.
Die Effekte insgesamt sind dem großem Budget angemessen, das gilt insbesondere über die mächtigen Explosionen, die unter diesem Aspekt das Beste des Sommers bisher sind. Ebenso kann sich im Großen und Ganzen die gesamte optische Präsentation der Kamerabilder sehen lassen. Die Tristesse eines post-apokalyptischen Krieges wird durch ausgewaschene Farben und einem dreckigen Look ziemlich gut umgesetzt. Die Kamera hat gerade bei den Actionszenen immer wieder mal Lichtblicke in Situation, in denen sie wirklich preisverdächtig eingesetzt wird. Das Ganze ist so gut, dass man, wenn die Dialoge weglassen würde, einen optisch sogar herausragenden Film sehen würde.
Ohne Ton würde man allerdings verpassen, dass mit Danny Elfman eine echte Kultfigur für den Score verpflichtet wurde. Tatsächlich muss man aber wahrnehmen, dass seine Musik nicht als so essentiell auffällt wie in seinen früheren Werken. Zwar gelingt es ihm das klassische Thema der Maschinen-Saga eingängig zu variieren. Seine neuen eigenen Melodien sind wenig dominant, aber wenigstens auch nicht im Negativem wie jüngst der Soundtrack zu Star Trek.

Terminator - Die Erlösung
Terminator Salvation

Produktion USA 2009
Laufzeit 115 Minuten
Kinostart 4. Juni 2009
Fazit von ComancheMan

Führt man die Mixtur des Films zusammen, sieht man richtig viele solide Zutaten in fast allen Gebieten bis auf dem der Story. Das ist aber immerhin so wesentlich, dass klar ist, dass Terminator: Salvation mit dem Standart der Vorlagen nicht annähernd gleich ziehen kann. So bleibt ein gerade noch solider, spannender Actionfilm, was natürlich für den Anspruch des Terminator-Franchise nicht ausreicht. Gerade das nach der ungewollten Skripts-Internet-Veröffentlichung dämlich umgeschriebene Ende liegt bleischwer auf den Erwartungen an die geplanten Fortsetzungen.
Nach diesem Sommer gibt es nun wohl kein altes Filmmaterial mehr, dessen Neuauflage man nicht befürchten muss. Durch die ständige Verfügbarkeit der alten Filme aus dem Netz sehen sich die Studios aus wirtschaftlichen Interessen wahrscheinlich gezwungen diese immer schneller wieder neu aufzulegen, so dass das Interesse am Material stetig hoch bleibt. Das sich das wie bei Terminator langfristig durch sinkende Qualität der Filme rächt, ist ebenfalls zu befürchten. Dann steht in einigen Jahren wohl wiederum ein Reboot an. History repeating!
Terminator: Salvation ist dennoch ohne allzu großen Ärger ansehbar, aber innerhalb der Filmreihe nur ein durchschnittlicher Vertreter, trotz der überragenden und zeitgemäßen Action.

7
/ 10