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Vergiss mein nicht!

von nEon,

Es ist schwer die ersten Gedanken zu "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" in Worte zu fassen. Vielleicht ist es so schwer, da sich alle meine Gedanken aus meinem Gedächnis gelöst haben, nun ungeordnet durch mein Hirn schwirren und sich somit durch die Gehirnwindungen quetschen... Doch nicht nur mir ergeht es in diesem Moment so... Nein... denn Joel Barish, der Hauptcharakter der Geschichte "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" ergeht es, in genau diesem Augenblick, genau so.

Es ist wieder so ein typischer New Yorker Tag...
Draußen ist es grau, kalt und verregnet...
Wieder so ein Tag...

Doch ich öffne die Augen und eine Träne rint über mein Gesicht. Es ist kalt und ich bemerke, dass ich einsam bin. Doch heute ist etwas anders.

Ich kann es nicht beschreiben...
Es ist einfach nur anders...
Anders als sonst...

Das Bett in dem ich liege ist leer und ich fühle mich allein. Ich sag mir nur... he Joel, was ist geschehen. Doch ich vermag mir keine Antwort auf diese Frage zu geben. Mit einem Neubeginn fängt auch die Geschichte von "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" an. Joel, der durch den hervorragenden Jim Carrey dargestellt wird, beschließt durch eine innere Eingebung am verregneten Valentines Tag, nicht zur Arbeit zu gehen. Stattdessen zieht es unseren Joel an's Meer. Am Strand von Montauk lernt Joel die zauberhafte Clementine kennen. Hier prallen zwei unterschiedliche Charaktere, wie sie nicht anders sein könnten, aufeinander und ziehen sich magnetisch an. Zum einen prallt hier der schweigsame und undurchsichtige Charakter von Joel auf die verrückte, flippige, aufgedrehte und dennoch zauberhafte Clementine Kruczynski. Unterschiedlicher geht es nicht mehr.

Auf den ersten Blick, passt hier rein gar nichts... Doch Joel und Clementine haben sich gefunden. War es Bestimmung?

Doch ganz plötzlich reißt uns Micheal Gondry, der Regisseur von "Vergiss mein nicht", aus diesem Märchen... Der Film springt für eine unbestimmte Zeit zurück und man sieht einen unglücklichen, einen himmelhoch jauchzenden Joel und wie Träne für Träne über seine Wangen rinnen. Was ist geschehen...? Wie auch Joel, bleibt der Zuschauer im Dunkeln. Für Joel bricht eine Welt zusammen und er kann es nicht verstehen. Tage später besucht Joel, Clementine auf ihrer Arbeit ... doch sie erkennt ihn nicht...

Schon bald erfahren wir, dass sich Clementine durch eine Laune herraus die Erinnerungen an Joel, hat löschen lassen. Durch ein neumodiges entwickeltes Verfahren einer kleinen Firma, können ganz einfach Erinnerungen, zum einen die Schönen, wie Liebe, Glück, Zweisamkeit, Gedanken an Berühungen... doch auch all die schlechten Dinge wie Trauer, Tod, das Verlassen werden... komplett aus dem Gedächtnis gelöscht werden. Diesen Schritt ist Clementine gegangen und sie hat sich die kompletten Erinnerungen an Joel und die Beziehung mit ihm, aus ihrem Gedächtnis löschen lassen. Doch was ist geschehen?

Joel beschließt schließlich es Clementine gleich zu tun und sie vollständig aus seinem Gedächtnis zu löschen, da er die Schmerzen nicht mehr ertragen kann. Was sich jetzt wie eine ganz normale Liebesromanze mit einigen Science-Fiction-Elementen anhört, endet in einer Tour de Force durch die Gedankengänge von Joel Barish.

Dem Drehbuch sei dank... Typisch Kaufmann werden sich jetzt wieder viele Cineasten nach dem Kinobesuch sagen. So auch ich... "Typisch Kaufmann" Was hier wieder an skurillen, surrealen Elementen und Ideen aufgetischt werden ist wieder einmal genial und fantastisch. Hier verschwimmen Gesichter und Stimmen verstellen sich bis zur Unerkenntlichkeit. Plötzlich sind alle Gedanken fort. Gelöscht für die Ewigkeit. Oder etwa doch nicht... Der Zuschauer weiß nie woran er wirklich ist.

Das Tempo das dann von "Vergiss mein nicht" vorgelegt wird ist rasant und steigt ständig an, sobald sich die "Mechaniker" an die Arbeit machen, um aus Joel Gedächtnis, Clementine zu löschen. Hier folgen gemeinsame Erinnerungfetzen auf Erinnerungsfetzen... Zeitlich in unterschiedlichen Zeitebenen. Die Bilder die uns der Franzose Michael Gondry abliefert sind surreal und immer mit einem gewissen prise Witz versehen. Da taucht man plötzlich in die Gedanken des 4 Jährigen Joel ein und man fängt plötzlich an zu verstehen, warum Joel so geworden ist. Das was Kaufmann und Gondry hier geschaffen haben ist neuartig und einfach. Einfach genial...

"Vergiss mein nicht" ist bis auf die letzte Rolle toll besetzt. Angefangen von Jim Carrey und Kate Winslet als Joel Barish und Clementine Kruczynski. Diese beide harmonieren sehr gut miteinander. Jim Carrey spielt den melanolisch verträumten Charakter mit bravour. Diesmal zeigt er sich von einer anderen Seite. Nicht die Nervende und manmal unerträgliche Rolle... Wer Carreys ersten Filme kennt und seinen vorletzten Film gesehen hat, der weiss was ich meine. Einfach ohne viel Slapstick und künstlicher Komik vermittelt mir den von der Liebe gebrochenen Menschen, der zur Ruhe kommen möchte. Für mich gehört diesmal seine schauspielerische Leistung (diesmal kann man von Schauspieler reden) mit zu Carrey's Glanzpunkten neben ("The Trueman Show" und "Der Mondmann"). Doch der Film lebt nicht nur von Carreys hervorragendem Schauspiel. Diesmal funktioniert das Zusammenspiel aller Darsteller sehr gut. Vor allem aber Carrey und Winslet harmonieren derart gut. Eigentlich hatte ich schon längst die Hoffung aufgegeben, einen Film mit Kate Winslet zu sehen, der mir gefällt. Doch hier ist Kate Winselet zauberhaft. Sie ist wie ein Charmeleon, zeigt eine ungeduldige Art und nervende Art, die wirklich jeden auf die Palme bringen würde und dann wieder eine verzaubernde Art, die man nur lieben kann. Aber all die anderen Charaktere, die die Geschichte um Joel und Clementine vorrantreiben und steuern sind wunderbar. Zum einen wäre da die tolle Kirsten Dunst, die den Charakter Mary spielt. Der kleine schmierige Elijah Wood als Patrick, der den ahnungslosen Mädels die Unterhöschen klaut und sie dannach rumkriegen will, spielt einfach toll.

Vergiss mein nicht!
Eternal Sunshine of the Spotless Mind

Produktion USA 2004
Laufzeit 104 Minuten
Kinostart 20. Mai 2004
Fazit von nEon

"Eternal Sunshine of the Spotless Mind" ist ein verrückter Mix aus Komödie, Drama und Science-Fiction. Auf wundervoll kuriose Art und Weise verbindet Charlie Kaufmann so viele skurille, witzige Ideen und entführt den Zuschauer in eine surreale und dennoch wirkliche Welt. "Vergiss mein nicht" strotzt nur so vor optischen Gags, da sich ein Großteil der Geschichte in Joel Barish's Kopf abspielt. Erinnerungsfetzen und Gedanken werden allmälich gelöscht und der Zuschauer bekommt es hautnah mit. Er folgt Joel freiwillig durch die Odysee in seinem Kopf und sehnt sich nach dem Happy End. Doch wird es zu einem Happy End kommen. Keiner weis es...

Doch die Liebe findet immer einen Weg und manchmal ist es wahrlich Schicksal, Vorbestimmung. Ein vorbestimmter Weg von dem man einfach nicht abweichen kann. "Vergiss mein nicht" zeigt, dass die Liebe so stark ist, dass sie selbst in die ausgelöschten Gedanken durchbricht. Wieder einmal hat es mir ein Film von Charlie Kaufmann angetan. Das außergewöhnlich Drehbuch, die wundervollen Schauspieler und der Newcomer Michael Gondry erweisen sich als wahrer Glückgriff. Geschickt spielt das Drehbuch mit Wendungen und rauscht durch die Zeitebenen von Joel Gehirnwindungen und Gedankenfetzen. Für mich ist "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" bislang der Film des Jahres. Zum Schluss kann man eigentlich nur folgendes sagen... Clementine, der lieblichste Name auf dieser Welt. Es gibt immer Hoffnung und Licht am Ende des Tunnels. Auch für die Liebe. Denn die Liebe führt zwei Liebende zusammen...

Vielleicht ist es Schicksal. Ein Schicksal, dass man nicht ändern möchte.

9
/ 10