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X-Men: Der letzte Widerstand

von ComancheMan,

Unter der Masse der neuen Comic-Verfilmungen der letzten Jahre stachen eigentlich nur zwei Umsetzungen sehr deutlich hervor. Neben den Spiderman-Filmen konnten sowohl der erste als auch der zweite X-Men-Film nicht nur Publikum, sondern auch Kritiker voll überzeugen. Für den aktuellen Teil der Reihe musste nun aber der durch „Rush Hour“ und „Roter Drache“ bekannt gewordene Brett Ratner auf dem Regiestuhl einspringen, da der ausgezeichnete Stammregisseur der Reihe, Brian Singer, sich kurzerhand entschloss stattdessen den Comic-Helden Superman auf der Leinwand wieder zu beleben. Die Schwierigkeiten eines solchen Stilwechsels zeigen sich beinahe exemplarisch an „X-Men: Der letzte Wiederstand“.

Nachdem sich das mächtige X-Men-Mitglied Jean Grey im letzten Film für die Rettung ihrer Freunde opferte, beginnt der dritte Teil nun mit einem Rückblick 20 Jahre bevor den aktuellen Ereignissen. In dieser Zeit sind die beiden Mutantenführer Prof. Xavier und Magneto noch sehr gute Freunde, die beide versuchen mächtige junge Mutanten zu versammeln, um ihnen zu helfen, ihre Kräfte beherrschen zu lernen. So besuchen sie auch die junge Jean zu Hause, um sie und ihre Eltern zu überzeugen, sie in die Mutanten-Schule des Professors zu schicken. Hierbei merkt nicht nur Prof. X, dass sie eine der mächtigsten Mutanten ist, auch der Zuschauer versteht, dass sie noch eine gewichtige Rolle im Film zu spielen hat. In der Gegenwart indessen kommt Jean’s Freund Cyclops nicht über ihren Verlust hinweg und wird langsam depressiv. Magneto wiederum befindet sich wegen seiner früheren Verbrechen auf der Flucht vor der Staatsgewalt, während seine formwandelnde Adjutantin Mystique bereits von den Behörden gefasst wurde. Als wären das nicht schon ausreichend Probleme für die X-Men um Prof. X, verkündet ein Pharmakonzern zu allem Überfluss auch noch ein Heilmittel für die ‚Krankheit’ der Mutation entwickelt zu haben. Hier setzt auch einer ganz neuer, wichtiger Charakter an, der blaue, felltragende Beast. Beast, eigentlich ein sehr intellektueller Mutant, organisiert als Präsidentenberater u.a. die Jagd auf Magneto. Als er und der Präsident aber unterschiedliche Positionen bezüglich des Heilmittels entwickeln, überwirft er sich mit ihm und schließt sich wieder den X-Men an. Währendessen befreit Magneto bei einem Gefangentransport Mystique und einige andere finstere Mutanten, darunter Juggernaut, der Wände durch Laufen einreisen kann. Dieser Überfall funktioniert jedoch nicht ganz perfekt, da einer der Bewacher des Transports Mystique mit einem Heilmittel-Pfeil trifft und sie fortan keine Mutantin mehr ist und damit fast wertlos für Magneto wird. Im X-Men-Hauptquatier hält Cyclops unterdessen seinen Schmerz gar nicht mehr aus und macht sich Stelle von Jeans Tod auf. Dort angekommen wird sie überraschend durch einen seiner Energieblitze wiedererweckt. Aber sie hat sich verändert, redet nicht und tötet schließlich Cyclops durch einen Kuss. Die Geschichte entwickelt sich dann an einer ganzen Reihe solcher, ähnlich komplexer, Problemfelder weiter: Die X-Men und Prof. X beteiligen sich an der Jagd auf Magneto, da dieser immer extremistischer wird und den Frieden gefährdet. Dabei finden sie auch den toten Cyclops und die bewusstlose Jean. Wie der Professor offenbart hat in Jean schon während ihrer X-Men-Zeit noch wesentlich mehr geschlummert als die anderen wussten. So kann Wolverine sie auch nicht aufhalten, als sie aus dem X-Men-Labor flieht, jetzt in Gestalt des Wesens Phoenix. Magneto unterdessen plant schließlich einen finalen, groß angelegten Angriff auf die gut gesicherte Produktionsstätte des Heilmittels, was den Konflikt mit den Menschen letztendlich zum Eskalieren bringen würde. Dieses Heilmittel löst aber unter den Mutanten selbst schwerwiegende Meinungsverschiedenheiten aus, da einige von ihnen die Betrachtung der Mutation als Krankheit zutiefst zurückweisen und andere wie Rogue, die sich nach körperlichen Kontakt zu ihrem Freund Iceman sehnt, ihre Kräfte (bei Rogue die Kraft per Berührung Leben auszusaugen) am Liebsten los wären.

Auch wenn man das Gefühl hat, dass dem Zuschauer bis zu diesem Zeitpunkt schon sehr viel Story für einen Actionfilm geboten wird und alles in einem viel versprechenden Finalkampf mündet, ergibt sich aus den vielen verschiedenen Storyschichten und Figuren doch ein Problem. Regisseur Rattner nimmt sich durchweg zu wenig Zeit für die einzelnen Szenen, vielmehr hakt er sie der Reihe nach eher routinemäßig ab. Auch auf interessante Charaktere wie Rogue geht er wenig ein, von den neuen Charakteren sind viele sogar reine Staffage wie z.B. Juggernaut und Angel. Der neu hinzugekommene Beast bekommt immerhin zwar etwas mehr Zeit, auch er kann aber sein Potenzial nicht ausspielen, da seine Kampffähigkeiten neben anderen eher klassisch wirken. Die abschließenden Action-Sequenzen gelingen Rattner dann wieder merklich besser, aber auch hier kommt er nicht ohne empfindliche Todesfälle unter den X-Men aus. Das zieht sich durch den ganzen Film und Cyclops’ Tod ist dabei noch der Unwichtigste. Allgemein merkt man dem Film durch einige Löcher und unlogische Brüche an, dass das Drehbuch häufig von verschiedenen Autoren geändert wurde. Leider ist auch der verwendete Humor eher gewöhnlich und weniger zynisch als in den Vorgängern. Bei der Besetzung konnte die X-Men-Reihe ja schon von Anfang an mit einem großen Star-Ensemble aufwarten, allen voran die beiden Charakterdarsteller Patrick Steward und Ian McKellen. Zusammen mit Famke Janssen bilden die Drei den Kern der wieder einmal super aufgelegten Starbesetzung dieses dritten Teils, da sie die meisten und wichtigsten Szenen spielen. Andere Hollywood-Superstars wie Hugh Jackman und Halle Berry haben zwar auch kaum weniger Spielzeit (bei Halle Berry sogar explizit im Vorfeld der Produktion durch sie verlangt), stehen dabei aber nicht immer so im Vordergrund und schauspielen auch nicht auf einem ganz so hohen Level. Das es bei so einer großen Cast auch Enttäuschungen gibt, ist fast logisch und so kommt z.B. der Engländer Vinnie Jones als Juggernaut mal wieder kaum übers Bösegucken hinaus. Bei anderen Schauspielern liegt der Fall eher so, dass sie zwar größtenteils die Fähigkeiten haben, aber ihre Rollen nicht besonders viel hergeben, so bei Mystique, Angel, Shadowcat und besonders schlimm bei Beast, der vom amerikanischen TV-Charakterdarsteller Kelsey Grammer, bekannt als „Frasier“ dargestellt wird. Manchmal gibt das X-Men-III-Skript einem Schauspieler dann zwar wieder eine eigentlich tiefgehende Rolle, aber gewährt nicht nötigen Szenen, so geschehen bei Anna Paquin als Rogue. Das besonders aus dem Grund schade, weil die Rogue-Storyline in den anderen Teilen noch für wichtige moralisch-philosophische Untertöne sorgte. Wenigstens bei der optischen Darstellung des Comicuniversums hat man nicht viel herumexperimentiert und sich auf die hervorragenden Bilder der beiden anderen Teile bezogen. Da viele der detaillierten Sets und Requisiten erneut auftauchen bleibt auch die realistische, leichte kalte Bildgestaltung der Filme erhalten. Die Kostüme der X-Men haben dabei ihren edlen Look bewahrt, einige wenige andere sind dann doch aber arg lächerlich geraten, besonders Juggernaut sticht da wieder hervor. Auch die neuen spektakulären Effekte des dritten Teils fügen sich sehr gut ein, wenn man einmal von ein paar Detailfehlern bei den Computereffekt-Bildern absieht. Insgesamt betrachtet sind die Effekte sowie gerade auch die Stunts und Actionszenen hoher Hollywood-Standart und beeindrucken doch sehr gut. Mindestens ebenso beeindrucken aber auch die Sounds, die sehr bombastisch klingen und oft fast höchste Qualitätsstufen wie sie von „Herr der Ringe“ gesetzt wurden erreichen. Daneben nimmt man die musikalische Untermalung dann gar nicht mehr wahr, was folglich wohl auch nicht als Verlust gezählt werden kann.

X-Men: Der letzte Widerstand
X-Men: The Last Stand

Produktion USA 2006
Laufzeit 104 Minuten
Kinostart 26. Mai 2006
Fazit von ComancheMan

Leider wurde hier einiges an Potenzial durch einen Mittelklasse-Regisseur und ein verhunztes Skript verschenkt. Ratner schafft es doch tatsächlich eine ganze Reihe von Super-Schauspielern und eine Story mit Ansätzen zu gesellschaftskritischen Untertönen nur zu einem Hollywood-Action-Mittelmaßfilm zu verstricken. Auf Themen wie Anpassung an die Masse, Erlösung durch Anpassung und Akzeptanz des Anderen geht er dabei bestenfalls oberflächlich ein. Die schon bekannten, interessanten Charaktere schaffen es dann aber dennoch den Film auf einem Mindestmaß an Relevanz und den Zuschauer bei der Stange zu halten. Dennoch sollte die Reihe hiermit enden, bevor sie noch weiter in Richtung seichter Action abdriftet. Bei Interesse für die Grundthemen der Filme, lohnt sich aber ein Blick auf diesen Teil dennoch gerade so.

7
/ 10