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gamescom15 - Play: Unravel

von ComancheMan,

Bei der E3 dieses Jahr die Ankündigung vom Jump’n’Run Unravel durch EA. Nun wurde der Titel auf der Gamescom mal wieder präsentiert.

Von einem gestörten Verhältnis zwischen der Indieszene und den größten Games-Publishern zu reden war in den letzten Jahren sicher keine Übertreibung. Umso mehr überraschte bei der E3 dieses Jahr die Ankündigung vom Jump’n’Run Unravel durch EA. Nun wurde der Titel auf der Gamescom mal wieder präsentiert von einem schwedischen Entwickler, der tatsächlich einmal echte Liebe für sein Produkt versprühte anstatt nur Marketingfloskeln runter zu rattern. Was Unravel zu einer unerwartet schönen Abwechslung im gewohnten Line-Up von EA macht.
Wenn man sich mit dem Titel intensiver auseinander setzt wird trotz des Plüschdesigns schnell klar, dass die Assoziation zu Nintendos Wollwelten-Jump’n’Runs der letzten Monate eher in die falsche Richtung leitet. Denn Unravel teilt sich zwar mit Yarny einen Helden aus Garn, der Hintergrund und die Welt sind aber ganz anders einzuordnen. Eigentlich findet Unravel in der echten Natur Nordschwedens statt, wenn auch auf Kleintier-Größe.

Die Spielerfigur Yarny selbst ist “nur” eine Büroklammer mit rotem Faden umgewickelt und von Kindern gebastelt. Der rote Faden ist gleichzeitig sowas wie Yarnys Lebenslinie und Werkzeug. Je weiter man sich voran bewegt, desto mehr Faden muss man abwickeln. Gelichzeitig ist der Faden aber auch Werkzeug um Hindernisse zu überwinden. Mit ihm werden Trampoline gesetzt, Anhöhen erreicht, Schwingleinen festgemacht und noch vieles mehr. Die Entwickler schienen hier kaum Grenzen zu kennen wie man einen simplen Faden einsetzen könnte. Der Faden wird jedoch auch immer weniger je weiter man kommt. An wiederkehrenden Punkten kann man sich aber wieder aufwickeln woraus eine strategische Komponente entsteht. Aus diesen Rätseln resultiert auch der Großteil des Spaßes den Unravel bieten soll.

Der andere Part für Faszination ist die pure Schönheit der dargestellten Natur. Die Grafik wurde zwar auch heftig mit einem Weichzeichnereffekt versehen, aber detailliert, schön und süß ist sie nichtsdestotrotz. Das Ziel der Entwickler den Spieler zum Umgucken und Erforschen der Umgebung zu motivieren können sie so sicher erreichen. Allzu forsch sollte der Spieler beim Entdecken allerdings nicht vorgehen. So wird zum Beispiel ein kleine Wasserpfütze schnell zum Verhängnis für Yarny , da sich sein Gewebe vollsaugt, was das Game Over bedeutet.

Über den Hintergrund der Spielidee wurde in der Vorstellung gar nicht mehr viel erzählt. In kurzen Einspielvideos sieht man die Figur Yarny als typisches Spielzeug von schwedischen Kindern. Die sind zuletzt jedoch aus dem Haus verschwunden und damit kehrte Einsamkeit in dem Heim ein. Über das Abenteuer von Yarny versucht das Wesen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit wieder zu finden, die in der Welt verteilt sind. Das letztliche Ziel des Abenteuers wurde jedoch noch nicht verraten. Ebenso wenig wie die Entwickler ein Wort über die Dauer des Titels verloren.

Interessanteres ließ sich da schon über die Hintergründe des Ideen-Pitches von Unravel entlocken. Tatsächlich schien eher EA die Macher von seiner Eignung als Publisher überzeugen zu müssen, als das diese sich mühevoll bei EA bewerben mussten. Anscheinend ist das Vertrauern für EA solche kindlichen, verspielten Games mit Respekt zu behandeln auch bei den Kreativen nicht selbstverständlich gewesen.

Man kann die gleiche Offenheit in Gegenzug hoffentlich später von den Gamern erwarten. Nämlich dass sie den Titel eine Chance geben und sich durch das gute Gameplay noch einmal dazu verleiten lassen wieder Kind sein zu wollen. Und die Game-Welt oder die schöne Schweden-Natur mit deren Augen zu sehen. Ob hinter der ganzen optischen Süße auch noch etwas steckt, was einen Mehrwert über die vermittelte Naivität hinaus bietet, lies sich noch nicht absehen. Wir bleiben da aber zuversichtlich. Wer sein Produkt mit so viel Liebe präsentiert, kann eigentlich nur Gutes liefern.