Until Dawn - Preview - pixelmonsters.de

Until Dawn - Preview

von ComancheMan,

Aus einem wackeligem Move-Controller-Experiment wird Sonys nächstes großes Story-Telling-Game

Mit Konsolen-Zusatz-Hardware ist das ja immer so eine Sache. Selbst wenn sie sich richtig gut und breit durchsetzt, hängt sie in einer symbiotischen Abhängigkeitsbeziehung mit der dafür speziell entwickelten Software. Im Gegenschluss spricht die spezielle Software immer nur die Teilzielgruppe der Zusatz-Hardware-Besitzer an. So war die Bewegungserkennung Playstation Move schlussendlich nicht der erhoffte Mega-Erfolg für Sony.
Umso sehr wünschten sich viele Gamer, dass das 2012 erstmals präsentierte Horrorspiel “Until Dawn” nicht nur ein Move-Exklusivtitel werden würde. Nach der Erstvorstellung auf der GamesCom 2012 hörte man von dem Titel dann für lange zwei Jahre gar nichts mehr. Doch nun kehrt er überraschend als Playstation-4-Exklusivtitel zurück. Es wirkt als ob Sony ein Einsehen mit den Spielerwünschen hatte und wesentlich mehr Potenzial in dem Titel entdeckte als anfangs angenommen. Die Produktionskosten eines Highlight-Titels gegenüber dem potenziellen Absatzmarkt der Move-Besitzer wird wohl auch eine Rolle gespielt haben. Als Playstation-Spieler kann man sich nun wieder darüber freuen, dass Sony nicht locker lässt, alle Jahre solche hochwertigen story-basierten Geschichten zu produzieren.

Das verantwortliche Studio Supermassive Games aus dem englischen Guildford hatte sich zuvor im Sony-Universum ein Renommee durch Konvertierungen von Killzone und Spielen für Zusatz-Hardware gemacht. Mit Until Dawn geht es ihnen darum ein Horrorspiel, das sich irgendwie absetzt, zu schaffen. Zumindest die Brüche zum Konzept von vor zwei Jahren sind auch sehr deutlich erkennbar. Dass kaum ein Baustein beibehalten wurde zeigt sich am Deutlichsten im Wechsel der Perspektive auf 3rd-Person. Kern der neuen Vision ist es ein spannendes, realistisches und glaubhaftes Horror-Game zu schaffen mit dem der Spieler seine eigene Story aufbauen kann. Die Basis dieser Story sind im besten Horrorfilm-Klischee acht befreundete junge Leute, die in einer einsamen Berghütte Urlaub machen wollen. Dort zeigt sich dann schnell, dass sie dabei nicht so allein sind wie sie sich das wünschten. Der besondere Dreh ist bei Until Dawn jedoch die Vielzahl an möglichen Story-Variationen, die durch das Game unterstützt werden und es so wirken lassen sollen als ob jeder Spieler seine eigene Story schreibt. Ungewöhnlich ist dabei auch, dass es bei den hunderten, unterstützten Variationen für jeden der acht Protagonisten welche gibt, die den Tod einer jeden Figur beinhalten. Das verstärkt natürlich das Horrorgefühl, dass niemand sicher ist, ungemein. Ebenfalls ungewöhnlich: Die gesamte Story von Until Dawn spielt nur innerhalb einer Nacht von neun Stunden, was wohl für eine verdichtete Atmosphäre sorgen wird und jeder Handlungskonsequenz mehr Gewicht verleiht.
Die Entwickler versprechen zumindest spannende Twists bis ganz zum Schluss.

Damit die ganzen Charaktere nicht so steif wirken, vertraut man bei der Inszenierung auf vertraute Stärken Hollywoods. Das fängt bei einem renommiertem Cast angeführt von Serien-Sternchen Hayden Panettiere an, geht mit der Unterstützung durch erfahrene Regisseure weiter und zeigt sich vor allem aber im sehr guten, intensiven Voice-Acting. Dass die Figuren ihrem Alter entsprechend eine ziemlich aufdringliche Jugendsprache inklusive sowas wie Hashtag-Referenzen sprechen ist dabei dann Geschmacks- oder Gewöhnungssache. Die Sprache war manchmal sehr lustig, aber ich wusste nicht an allen Stellen ob diese Dialoge nicht eher Richtung unfreiwillige Komik tendieren. Part der Dialoge ist auch ein Antwortauswahlsystem wie im Adventure, das wiederum sich auf die Story-Entscheidungsstränge auswirkt. Wer seinen Freunden bei Anfrage nicht helfen mag, muss sich also auch nicht über deren späteres Ableben wundern.
Ein anderer interessanter Aspekt, der hoffentlich der Tiefe und Vielfalt von Until Dawn zuträglich ist, war dass die Entwickler sich dediziert mit den verschiedenen Grundtypen von Angst beschäftigt haben: erwartetem Terror, realem Horror und Abscheu oder Ekel. Um diese effizient einsetzen zu können, wurde sogar der Stresslevel der Probespieler in der Entwicklung getestet. Dass man alle drei Schienen bedienen will und kann, zeigte sich auch Gameplay-Abschnitte, die den Filmgenres Gore bzw. Torture Porn zuzuordnen wären.

Was bei solchen Story-telling-Games wie Until Dawn immer wieder ein großes Problem darstellt ist die Integration eines sinnvollen, abwechslungsreichen Gameplays. Besonders große Neuerfindungen darf man hier in dem Fall jetzt nicht erwarten. Aber wenigstens konnte ein wichtiges Element aus der Move-Version hinübergerettet werden: der PS4-Controller überträgt die räumlichen Bewegungen ins Spiel wo damit die Taschenlampen der Charaktere durch die dunklen, gruseligen Räumlichkeiten gelenkt werden. Noch spannendere Versionen dieses Elements könnten dann auch Feuerzeuge oder ähnlich Unzuverlässiges sein.
Der Immersion ist diese Steuerung sehr zuträglich. Ansonsten ist das Gameplay aber simpel und orientiert sich an Klassikern wie Silent Hill, auch mit sehr einfachen Rätselinteraktionen und dem Finden von Geheimnissen. Die Geheimnisse lassen sich dann zu einer Kette von Hinweise verdichten um der Identität des Killers näher zu kommen.

Wie dieses Rätsel zusammen mit den vielen Story-Strängen funktionieren kann ohne dass man das Interesse an den Variationen verliert wird sich noch zeigen müssen. Der wissenschaftstheoretische Hintergrund dazu, der Schmetterlings- bzw. Butterfly-Effekt könnte dabei eine Chance sein. So wie in der Theorie kleine Handlungseffekte große Auswirkungen haben können, kann der Spieler erst nach und nach überblicken welche seiner Handlungen welchen Pfad eröffnet haben und was er das nächste Mal anders machen könnte. Von diesen Pfaden soll es sogar 1000 Stück, Millionen gar wenn man jeden kleinsten Aspekt mitzählt. Ob Until Dawn das wirklich mal so einlösen kann wird man sehen müssen, der Präsentation nach war allerdings noch kein Spiel jemals so extrem variabel. Hier wird man nicht nur mit drei bis fünf minimal unterschiedlichen Enden rechnen müssen. Sicher auch ein Element, das Lets-Play-Videos reizvoller machen kann.

Für mich ist der Titel ein absolutes Top-Highlight für die junge Konsole Playstation 4. Vor allem auch weil er alle Arten an Einflüssen aus guten Horrorfilmen aufnimmt und damit universelle Gruselelemente clever bedient.
Until Dawn soll irgendwann nächstes Jahr erscheinen.

Ersteindruck: Story-basiertes Spiel im besten Sinne und sehr guter Horror-Thrill



Until Dawn | Gamescom 2014 Announcement Trailer

Until Dawn

Entwickler
Publisher Sony Computer Entertainment
Genre Adventure
dt. Version gekürzt nicht bekannt
Release 2015
System
PlayStation 4