GC25: Finstere Indies Ground Zero + Grime II erforschen dunkle Aspekte - pixelmonsters.de

GC25: Finstere Indies Ground Zero + Grime II erforschen dunkle Aspekte

von MartinTschitschke,

Publisher Kwalee steigt in dunkle, intensive Genres ab

Ground Zero

Dass Horror-Action-Adventures ungebrochen sehr viele Fans haben, konnte man direkt in der Nachbarhalle bei den Schlangen für Capcom’s Resident Evil Requiem und den weiteren Erfolgen der Serie sehen. Wer sich hingegen nach den ganz ursprünglichen Anfängen sehnt, findet beim schwedischen Indiegame Ground Zero genau das: Pixelgrafik, feste Kamera-Perspektive, Puzzlerätsel, blutige Monster und (optionale) Panzersteuerung sind hier nicht nur Hommagen, sondern der Kern des Spiels.
Wüssten wir es nicht besser, hätte dieser Titel in fast wirklich in den frühen 2000ern erscheinen können. Und es hat für die kleine Entwicklertruppe einiges an Aufwand gebraucht, um der aktuellen Unreal-Engine ihre modernen Pro-Features abzuprogrammieren, damit der Look und die Stimmung richtig passgenau den Vorbildern entsprechen, was aber gelungen ist.

Ground Zero ist inhaltlich jedoch keine glatte Kopie von Resident Evil und Parasite Eve. Seine eigene Story ist durchaus sehr interessant und eigenständig. Sie spielt 2 Monate nach einem apokalyptischen Meteoriteneinschlag in Südkorea, der das gesamte Land ausgelöscht hat. Das Spezialeinheiten-Duo aus der Koreanerin Seo-Yeon und dem Kanadier Evan ist mit dem Auftrag unterwegs in die Überreste des ausgelöschten Landes einzutauchen und eine Untersuchung vorzunehmen, vor allem auch weil viele mysteriösen Phänomene auftauchen und sämtliches Restleben des Landes anfängt zu Monstern zu mutieren.

Diese stellen sich den Beiden natürlich ständig in den Weg und müssen per Waffengewalt neutralisiert werden. Die Steuerung dabei erlaubt klassische Methoden, funktioniert aber auch modern sehr gut. Essentiell ist es jedoch mit der ständigen Ressourcenknappheit gut umzugehen. Zudem bringen präzisere und riskantere Angriffe deutlich mehr Möglichkeiten die toten Körper per DNA-Scan zu untersuchen um mehr über die mysteriösen Infektionen zu erfahren. Das bietet eine spannende, effektive Mechanik um die Spielenden zu leiten die damit gesammelten Punkte in Crafting und Ausrüstung investieren zu können. Sogar die Menüs werden im Spiel auch natürlich ganz mit dem klassischen, altem Resident-Evil-Inventarsystem verwaltet, was ein weiterer netter Flashback ist.

Besonders auffallend sind bei Ground Zero aber auch die interessant gestalteten Levels, die allesamt an verschiedenen Schauplätzen und Städten in Südkorea stattfinden. Dabei ist die Auswahl gut getroffen um die wichtigsten Orte der südkoreanischen Kultur darzustellen. Die Spielenden bewegen sich im Verlauf durch das gesamte Land was mit großer Liebe durch die Entwickler porträtiert wird.

Insgesamt stellt Ground Zero einen einzigartigen Gameplay-Snack dar, der super viel Retro- und Korea-Liebe vereinigt und es schafft sehr genau den alten Spielspaß dieser frühen 3D-Horrortitel mit einer eigenen, interessanten Geschichte zusammenzuführen.
Wem es dabei danach sehnt, der findet hier eine schöne Genreperle mit bis zu 15h Spielspaß. Innerhalb dieser Zeit erlebt man 13 Kapitel, diverse typische Umgebungen und, na klar, auch etliche fies aussehende, riesige und blutige Bossgegner. Über einen möglichen Koop-Modus gab es indes noch keine Infos. Wir sind gespannt was da noch zur finalen Version kommt und ob es dann auch für uns weiter bewährt. 

Future-Games-Show-Trailer

Grime II

Der nächste Titel von Publisher Kwalee war sogar noch deutlich horrorlastiger: Grime II.

Der Nachfolger des 2021 erschienen bockschwerem Titel aus dem Genre Soulsvania kommt mit einem sehr schmuddeligen Design daher. Dem Titel entsprechend ist die Welt sehr schleimig und formbar, alles ist wie aus modellierbarem Lehm erschaffen.

Es bleibt wie gewohnt ein Metroidvania-Game, auch wenn Einiges verändert wurde. So wurden der Souls-like-Ansatz und die Schwierigkeit etwas zugänglicher gestaltet. Ebenso wurden die Mysterien der Welt nicht mehr ganz so kryptisch tief und indirekt versteckt wie noch im ersten Teil, auch wenn sie im Kern erhalten bleiben. Auch sind Spielercharakter und Story gänzlich andere und unabhängig vom Vorgänger, wenn es dennoch natürlich noch in selben Welt spielt. In jedem Fall betonten die Entwickler, dass ihr Teil 1 nicht vorher spielen müsst.
Den neuen namenlosen Spielercharakter lernt ihr direkt nach dessen “Geburt” kennen in einer Sequenz, die wie aus dessen Perspektive wirkt, entsprechend glitschig ist das alles. Bei diesem Vorgang kommen diverse riesige Hände zum Einsatz. Genauso wie viele, viele Hände im Verlauf des Spiels eine große Rolle spielen, insbesondere bei den vielen Metamorphosen. Die Anspielungen und Metaphern haben dabei viel mit Kunst, Schöpfung und Kreation zu tun, worauf die Entwickler gezielt hinweisen. Die Figur ist nach ihrer Erschaffung ein sogenanntes Formloses, ein Formwandler, das Kreaturen absorbieren kann und dann definierte Formen herbeirufen kann, entweder im eigenen Körper oder gar als Begleiter. Diese Mechanik kommt insbesondere beim Einsatz der Spezialattacken zum Einsatz.

Auch kreative Zerstörung durch Hände kommt immer wieder vor. So ist unser Charakter sehr zerstörerisch unterwegs beim kreativen Einsatz der Kräfte und Waffen um die Gegner zu besiegen. Die Figur erhält so ihr Leben zurück durch das Besiegen der Gegner. Überhaupt hatten wir den Eindruck, dass das Hin und Her und der Fluss beim Gameplay sehr deutlich im Vordergrund standen. Man kommt hier wenig bis nichts geschenkt, viele Aktionen haben Seiteneffekte und auch die Gegner können sich vielfach der gleichen Mittel bedienen um euch zu schaden.

Bei der Ausrüstung wird für einen nicht so umfangreichen Indie dennoch nicht gekleckert. Nicht nur gibt es sehr, sehr viele Geheimnisse zu entdecken. Grime II bietet auch ca. 30 Hauptwaffen, 20 verschiedene Rüstungsstücke und dann noch ungefähr 40 Skills zum Lernen. Hier kann man sich definitiv sehr ausprobieren bei der Zusammenstellung der Heldenfigur. Nebenbei gesagt, wurde es beim zweiten Teil auch möglich gemacht ohne Parrying-Angriffe abzuwehren. Natürlich kann man wieder so spielen, aber es ist mindestens genauso spannend mit den gleichen Tentakeln fürs Parrying die Gegner an sich zu ziehen um mehr über ihre Beschaffenheit und Schwachstellen zu lernen.
Beim Umfang soll es nicht nur den bisher gezeigten Abschnitt, sondern sehr viele künstlerisch gestaltete Welten mit jeweils ganz eigenen Zivilisationen, Kulturen und tiefen Charakteren dahinter geben.

Auch wenn wir dem Souls-Genre inzwischen doch wirklich langsam etwas über sind, sticht Grime II nochmals mit seinem sehr besonderen, eigenständigen und tiefsinnigen Artstyle heraus. Und dankenswerterweise wurde entschieden, dass mit den Souls-Mechaniken nicht mehr ganz so ernst zu nehmen, so dass man es nun auch ohne Liebe zu Sekiro spielen kann. Ob es sich auch mit seinem Metroidvania-Teilen genauso in deren Überauswahl im Genre hervorheben kann, muss sich erst noch zeigen. Es ist in jeden Fall kein einfaches Spiel geworden und bleibt eine Herausforderung, sowohl spielerisch als auch in der kreativen Darstellung. Wer sich darauf einlassen kann, dürfte sicher eine außergewöhnliche, tolle und spezielle Erfahrung mit Grime II erleben.

Release-Termin-Trailer